FilmClicks-Bilanz

Die besten Filme des Jahres

31.12.2014
Der FilmClicks-Favorit: Richard Linklaters „Boyhood“ mit Patricia Arquette und Ellar Coltrane © Universal
Ginge es nach der FilmClicks-Redaktion, so stünde der Sieger im Oscar-Rennen 2015 schon fest: Bei ihrer persönlichen Wahl der besten Filme des Jahres haben alle vier Autoren „Boyhood“ von Richard Linklater ganz vorn, das über einen Zeitraum von zwölf Jahren gedrehte Epos über die Geschichte einer Jugend. Ansonsten nennen die Mitglieder des FilmClicks-Teams (Gunther Baumann, Peter Beddies, Matthias Greuling und Anna Wollner) aber durchaus unterschiedliche Favoriten: Wir laden die FilmClicks-User ein, die Top-Five – und den Flop des Jahres – der Redaktion mit ihren eigenen Bestenlisten zu vergleichen!
Gunther Baumann wählt „A Most Wanted Man“ (Herbert Grönemeyer, Nina Hoss und Philip Seymour Hoffman) © Senator Film

Gunther Baumann

Top:

„Boyhood“ von Richard Linklater
Eine faszinierende Collage über die kleinen Freuden und Katastrophen der Kindheit und der Jugend, die ihren besonderen Reiz aus  der Machart bezieht: Die Darsteller wuchsen während der zwölfjährigen Drehzeit mit ihren Figuren mit.
                     
„A Most Wanted Man“ von Anton Corbijn
Die Verfilmung des Bestsellers „Marionetten“ von John Le Carré bietet die Gelegenheit, den großen Philip Seymour Hoffman noch einmal in einer Hauptrolle zu sehen. Obendrein ist der Thriller ein brillantes Lehrstück über den Zynismus der Geheimdienste.
 
„Das finstere Tal“ von Andreas Prochaska
Der erfolgreichste und der beste österreichische Film des Jahres 2014. Regisseur Andreeas Prochaska setzt mit großartigen Schauspielern und eindringlichen Bildern ein alpines Rache-Drama  in Gang, das perfekt den Regeln des Western-Genres folgt.
 
„Die Bücherdiebin“ von Brian Percival
Eine emotional mitreißende Geschichte über ein Mädchen aus Deutschland, dem Bücher und einige wunderbare Menschen dabei helfen, die Schrecken der Nazi-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs zu ertragen.  Geoffrey Rush, Emily Watson und die junge Sophie Nélisse spielen phänomenal.
 
„Die Wolken von Sils Maria“ von Olivier Assayas
Juliette Binoche und Ex-„Twilight“-Star Kristen Stewart fesseln in einem klugen Dialogfilm über den Ruhm, das Altern und das Wesen der Kunst. Kristen Stewart zeigt in der Inszenierung des Franzosen Olivier Assayas, welch überragendes Talent sie besitzt.
 
Flop:
„The Expandables 3“ von Patrick Hughes
Arnold Schwarzenegger scheint vergessen machen zu wollen, dass er acht Jahre lang Politiker (also ein Mann des demokratischen Ausgleichs) war. Im komplett missratenen Action-Reißer „The Expandables 3“ greift er, an der Seite von Sly Stallone und anderen Haudegen, wieder zur Waffe und legt alle Widersacher um, die ihm gerade nicht in den Kram passen.

Peter Beddies wählt „Gone Girl“ mit Ben Affleck und Rosamund Pike © 2014 20th Century Fox

Peter Beddies
Top:

„Boyhood“ von Richard Linklater
Weil Regisseur Linklater aus einem Experiment von zwölf Jahren Dauer den allerschönsten Film über das Erwachsenwerden gemacht hat, den man sich überhaupt vorstellen kann. In einer gerechten Welt wäre dieser Film der Überflieger bei den anstehenden Academy Awards.
 
„Gone Girl“ von David Fincher
Weil David Fincher zeigt, wie man aus einem sehr spannenden Buch einen herausragenden Kino-Krimi machen kann. Sowohl Ben Affleck als auch Rosemund Pike als mörderisches Ehepaar spielen großartig. Der eine Film des Jahres, den man komplett nennen darf. Nichts ist zu wenig oder zu viel – Perfektion!   
 
„Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ von Ubaldo Pasolini
Weil es erlaubt sein muss, im Kino auch den ganz normalen Menschen ein Denkmal zu setzen. Eddie Marsan glänzt als Beerdigungs-Beamter mit detektivischem Spürsinn in einem Film, der seine Geschichte  knochentrocken erzählt: Die Arthaus-Überraschung 2014. 
 
„Mommy“ von Xavier Dolan
Weil man auch mal im Kino so richtig übertreiben darf. Flüstern und Schreien. Exzesse an allen Enden. Selbst mit dem Bildformat auf der Leinwand (mal quadratisch, mal quer) wird gespielt. Der Kanadier Xavier Dolan hat seinen Ruf als Film-Wunderkind mal wieder unter Beweis gestellt.   
 
„Nymphomaniac“ von Lars von Trier
Weil es sonst niemanden wie Lars von Trier gibt, der es in jedem Film schafft, sein Innerstes nach außen zu kehren und uns Zuschauer kalt zu erwischen. Die richtige Wucht – auch wenn es für manche anstrengend werden kann – entfaltet sich erst in der Fünfeinhalb-Stunden-Version des Werks.  
 
Flop:

„Interstellar“ von Christopher Nolan
 Weil Regisseur Nolan seine Seele an den Moloch Hollywood verkauft hat. Er wollte ein visionäres Werk, wie es sein erklärtes Vorbild Stanley Kubrick mit „2001: Odyssee im Weltall“ erschaffen hat. Statt dessen hat er ein alles erklärendes Effekte-Spektakel veranstaltet, über das sich Kubrick wohl sehr geärgert hätte.
 
Matthias Greuling wählt „Maps To The Stars“ (Julianne Moore) © Filmladen

Matthias Greuling
Top:

„Boyhood“ von Richard Linklater
Linklaters Echtzeit-Studie über das Erwachsenwerden ist die schönste und herzlichste Hommage an die Jugendzeit.
 
„Amour Fou“ von Jessica Hausner
Das  strenge Konzept-Drama der Wienerin Jessica Hausner über den gemeinsamen Selbstmord des Dramatikers Heinrich von Kleist und seiner Begleiterin Henriette Vogel ist die ungemein präzise beobachtete Studie einer geschichtlichen Epoche.
 
 „Maps To The Stars“ von David Cronenberg
Die dunkle Seele Hollywoods in einer bitterbösen Satire, schonungslos offengelegt von Regie-As David Cronenberg. Grandios: Julianne Moore als Hollywood-Starlet mit Psychosen.

„Mommy“ von Xavier Dolan
Junges, wildes, ungestümes Kino aus Kanada, im radikalen 1:1-Bildformat: ein hysterisches, launenhaftes, lautes und schrilles Mutter-Sohn-Drama vom erst 25-jährigen Regie-Wunder Xavier Dolan.
 
„Night Moves“ von Kelly Reichardt
Die Arthaus-Regisseurin Reichardt zeigt in diesem Öko-Thriller über einen Anschlag auf einen Staudamm, dass sie packend und spannend inszenieren kann. Der Film punktet auch mit seiner grandiosen Besetzung (Jesse Eisenberg!).

Flop:
„Interstellar“ von Christopher Nolan

Eine maß- und ziellose Sci-Fi-Oper von Christopher Nolan, in der Pomp und Pathos mit Vision und philosophischem Weitblick verwechselt werden. Ein echtes Ärgernis!

Anna Wollner wählt „Guardians of the Galaxy“ (Zoe Saldana, Chris Pratt) © Disney

Anna Wollner
Top:

„Boyhood“ von Richard Linklater
Das Jugend-Drama „Boyhood“ ist in seiner Einfachheit und Unaufgeregtheit so schön, dass man sich wünscht, der Film möge nie aufhören
 
„Das Verschwinden der Eleanor Rigby“ von Ned Benson
Das Drama über das Ende einer großen Liebe ist traurig, einfühlsam und ohne Happy End. Kein Liebesfilm, aber ein wunderschöner Film über die Liebe, in dem Jessica Chastain und James McAvoy großartig spielen.
 
„Guardians of the Galaxy“ von James Gunn
Ein sprechender Baum, ein sprechender Waschbär und ein kleinkrimineller Streuner – klassische Antihelden mischen im Weltall das Marvel-Universum auf und sorgen für die lustigste Comicverfilmung des Jahres. Schon jetzt ein Film mit Kult-Charakter.
 
„Locke - No Turning Back“ von Steven Knight
Eine One-Man-One-Car-Show, in der alles über das Telefon passiert. Kino in seiner Reinform – mit einem Mann im Auto, der versucht, die Trümmer seines Lebens zusammenzufegen. Dass dieses filmische Experiment gelingt, liegt vor allem  an Tom Hardy und seiner Verzweiflung im Blick auf die Straße. Als Kino-Beifahrer fühlt man sich hin- und hergerissen zwischen Mitleid und Anspannung.
 
„Nightcrawler“ von Dan Gilroy
Jake Gyllenhall spielt mit eingefallenen Wangen und Ringen unter den Augen einen Getriebenen, als gäbe es für ihn kein morgen. „Nightcrawler“ ist das packende Psychogramm eines blutgeilen TV-Reporters und ein modernder Horrorfilm über die Medienwelt.
 
Flop:
„Transformers 4“ von Michael Bay
Eine sinnlose Orgie der Zerstörung. Hollywoods Chef-Feuerwerker Michael Bay hat es geschafft, sich selbst zu überbieten. Was in diesem Falle leider nichts Gutes heißt.