Gunther Baumann
Kam unweit des Doms in Köln zur Welt. Als er mit 15 wegen eines väterlichen Jobwechsels nach Wien transferiert wurde, hatte er einen Berufs-Traum schon hinter sich und einen neuen gefunden. Verkehrspilot? Das ging nicht, wegen Kurzsichtigkeit. Aber als Journalist ein bissl dazu beizutragen, die Welt besser zu machen, schien überaus verlockend.
Mit 17, gleich nach der Matura und nach einem Aufgalopp in einer Lokalredaktion der „Kölnischen Rundschau“, konnte Gunther (bei der Wiener Zeitung „Die Presse“) seinen Traum vom Journalismus verwirklichen. Mit 26 gründete er dann, nachdem er ein halbes Jahr mit Rucksack und wenig Geld durch Südamerika getrampt war, das österreichische Musik- und HiFi-Magazin „Vox“.
Später arbeitete Gunther viele Jahre (und sehr gerne) als Film- und Kulturredakteur für den Wiener „Kurier“. Unterbrochen von einigen Jahren als Mitglied des Chefreporter-Teams des „Kurier“. Da saß er einmal, in Baghdad, Saddam Hussein gegenüber, und einmal, im thailändischen Dschungel, Niki Lauda (nach dem Absturz der Lauda-Air-Boeing „Mozart“). Am Morgen des 11. September 2001 erfuhr er in Montreal vom Terroranschlag auf das World Trade Center und setzte sich sofort in ein Mietauto nach New York, um eine Woche lang vom Ground Zero zu berichten.
2006 ließ sich Gunther überzeugen, in die Gründungs-Redaktion der neuen Tageszeitung „Österreich“ einzutreten. Sechs Jahre lang war er „Österreich“-Filmchef. Dann fand er, dass es anderswo bessere Gelegenheiten gibt, um über Film zu berichten. Deshalb gründete er 2013 FilmClicks. Seit März 2015 ist Gunther auch als Filmexperte für den Sender ServusTV im Einsatz.
Der erste Filmstar, den er interviewte, war Peter Fonda. Gunther erinnert sich mit Freude an eine Begegnung mit Robin Williams, der aus dem Gespräch eine irrwitzige Kabarett-Nummer machte, und an Catherine Deneuve, die ihm erklärte, dass immerwährende Schönheit eine Sache der Gene sei, für die der/die Betroffene selbst gar nichts kann. Er erinnert sich mit Schrecken an ein Mittagessen mit (dem auf der Leinwand hochverehrten) Ben Kingsley, der über seine Rolle als Simon Wiesenthal nur die Platitüde „ich bin ein Schauspieler, zur Person Wiesenthal habe ich nichts zu sagen“ zu sagen hatte - für ein gutes Interview blieb die Suppe zu dünn. Sein unvergesslichstes Künstler-Interview führte er aber vor vielen Jahren mit der Opern-Diva Agnes Baltsa, die ihn derart vehement von ihrer These „Erotik geht vom Kopf aus“ überzeugen wollte, dass er nachher ganz traurig war, dass auf die Theorie keine Praxis folgte.
Gunther schreibt gern. Wenn es im Journalismus mal zu wenig zu schreiben gibt, dann schreibt er gelegentlich Bücher (die Joe-Zawinul-Biografie „Ein Leben aus Jazz“ etwa oder den Reportagen-Band „Hinter den Schlagzeilen - 50 Jahre Kurier“). Und er schreibt Übersetzungen von Theaterstücken („Eine Frage der Ehre“) oder Musicals („Victor/Victoria“, „A Chorus Line“).
Gunther ist Mitglied des Österreichischen P.E.N.-Club und des 1. FC Köln.
Der erste Film, an den ich mich erinnern kann:
„Pongo und Perdita“ („101 Dalmatiner") von Wolfgang Reitherman
Filme, die mich in meiner Jugend prägten:
„Easy Rider“ von Dennis Hopper
„Der Stadtneurotiker“ von Woody Allen
„Im Lauf der Zeit“ von Wim Wenders
„Die amerikanische Nacht" von Francois Truffaut
„Beruf: Reporter" von Michelangelo Antonioni
Einige Lieblingsfilme der letzten Jahre:
„Mulholland Drive" von David Lynch
„21 Gramm" von Alejandro Gonzàlez Inàrritu
„Der ewige Gärtner" von Fernando Meirelles
„No Country For Old Men" von Ethan & Joel Coen
„Syriana" von Stephen Gaghan
„Wall-E" von Andrew Stanton
„Die Fälscher“ von Stefan Ruzowitzky
„Atmen“ von Karl Markovics
„Liebe“ von Michael Haneke
Filme, die ich mir immer wieder anschauen kann:
„Casablanca“ von Michael Curtiz
„Sein oder Nichtsein“ von Ernst Lubitsch
„Manche mögen's heiß" von Billy Wilder
„Der unsichtbare Dritte" von Alfred Hitchcock
„The Blues Brothers" von John Landis
„Herr Lehmann" von Leander Haußmann
„Sleepless in Seattle“ von Nora Ephron
„Almost Famous“ von Cameron Crowe
Ein berühmter Film, den ich noch nie gesehen habe:
„Vom Winde verweht" von George Cukor und Sam Wood