Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis

Wenn das Blut aus den Bildern tropft


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„Nightcrawler“: Wo liegt die Leiche? Jake Gyllenhaal ist als TV-Reporter im Einsatz © Concorde Film
DIE STORY: Jake Gyllenhaal ist der „Nightcrawler“.  Er spielt den Einzelgänger Lou Bloom, der sich in Los Angeles mit kleinen Diebstählen über Wasser hält, doch eigentlich einen richtigen Job sucht.
Als Bloom eines Nachts auf der Autobahn Zeuge wird, wie ein Kameramann (Bill Paxton) die Opfer eines Verkehrsunfalls abfilmt - die Schock-Bilder verkauft er dann an die TV-Nachrichten -, hat Bloom seine Berufung gefunden. Er will auch in die Medien.
Bloom beschafft sich eine Kamera und einen Polizeifunk-Empfänger, um bei Unfällen, Brand oder Totschlag sofort an den Tatort zu rasen. Mit der zynischen TV-Producerin Nina (Rene Russo) findet er eine Abnehmerin für sein Material.  Die Frau will Blut sehen auf den Videos, und das bekommt sie. Bloom macht Karriere.
Eines Nachts gelingt ihm sein großer Coup. Er trifft noch vor den Cops am Tatort eines bewaffneten Überfalls ein. Bloom filmt erst die Schießerei, dann die flüchtenden Gangster, dann die Opfer. Doch damit hat er nicht genug. Anstatt das Material über die Mörder der Polizei zu übergeben, nimmt er selbst deren Verfolgung auf. Um den Behörden dann, die Kamera im Anschlag, einen Tipp zu geben, wo sie die Gangster finden können. Er hofft, dass er bei der Verhaftung erneut einen spektakulären Schusswechsel filmen kann…
 
DIE STARS: Spätestens seit Ang Lees Western „Brokeback Mountain“, der ihm 2005 eine Oscar-Nominierung einbrachte, gehört Jake Gyllenhaal zu den Topstars des jungen Hollywood. Von Rene Russo, lange Zeit eine der Spitzen-Darstellerinnen des US-Kinos („Die Thomas Crowne Affäre“, „Schnappt Shorty“), war in den letzten Jahren wenig zu sehen. Dan Gilroy, der Autor und Regisseur von „Nightcrawler“, gab ihr endlich wieder eine große Hauptrolle. Gut, er weiß, was er an ihr hat: Gilroy und Russo sind seit 1992 ein Ehepaar.
Bill Paxton („Apollo 13“) spielt den abgebrühten Kameramann, der Gyllenhaal/Bloom auf seine Karriere-Idee bringt. Der Brite Riz Ahmed berührt im Part des Assistenten von Lou Bloom, der von seinem aufstrebenden Chef äußerst schlecht behandelt wird.

Ein seltsames Paar: Die TV-Producerin Nina Romina (Rene Russo) und der Reporter Bloom (Gylenhaal) © Concorde Film

DIE KRITIK: Um die Superlative gleich vorweg zu nehmen: „Nightcrawler“ ist einer der stärksten Filme des Jahres 2014. Ein Hochspannungs-Thriller, der nicht nur das Ziel hat,  sein Publikum am Sessel festzuschrauben. „Nightcrawler“ ist obendrein eine beißende Attacke gegen die Verwahrlosung vieler Medien (in diesem Fall: privater TV-Stationen), die nur auf grelle Sensationen aus sind.Das journalistische Prinzip seriöser Information ist dort längst im Mistkübel entsorgt.
Autor/Regisseur Dan Gilroy nähert sich diesem Thema auf leisen Sohlen. Erst einmal nimmt er sich ausgiebig Zeit, seine Hauptfigur vorzustellen. Lou Bloom wird als Metalldieb eingeführt, der Kupferkabel abmontiert, um sie bei einem Händler zu versilbern.
Erstaunlich allerdings, dass der Mann sehr gewählte, fast vornehme, Umgangsformen hat. Und erstaunlich, dass er bei dem Händler nach einem richtigen Job fragt. Der sagt Nein: „Ich nehme doch keinen Dieb!“
Tja, da bleibt nur der Sprung in die Selbständigkeit. Der Unglücksfall, bei dem Bloom auf die Idee kommt, TV-Reporter zu werden, erweist sich für ihn als Glücksfall.  
In der ersten Viertelstunde begeistert der Film vor allem dank Jake Gyllenhaal. Großartig, wie er die vielen Facetten des Nachtvogels Bloom ausbreitet. Mit seiner ruhigen Art, seiner Ausdruckskraft und seiner Wissbegierigkeit wirkt er durchaus sympathisch. Allerdings spürt man schon bald ein leichtes Flackern bei diesem Mann, das auf innere Abgründe schließen lässt. Lou Bloom hat etwas Dämonisches – und Jake Gyllenhaal hat wohl beste Chancen, ein Kandidat für die nächste Oscar-Wahl zu werden.
Kaum hält Bloom eine Kamera in der Hand, verschärft Regisseur Gilroy das Tempo.  Ein erster Einsatz – der Neuling lernt noch. Doch bald gelingen ihm schrille Bilder nach einem Überfall auf einen Supermarkt. Nina Romina (Rene Russo), die ebenso hartgesottene wie aufgedonnerte Nachrichtenchefin eines Lokalsenders, beißt an. Sie kauft das Material. Und weil Bloom keinen Genierer kennt, seine Kamera ganz nah auf leidende, blutende, sterbende oder tote Menschen zu richten, werden die Honorare, die er kassiert, immer höher.
Leichen pflastern seinen Weg, könnte man über diese Karriere sagen. Lou Bloom ist das egal. Er schwebt im Karriere-, im Machtrausch. Beides verleitet ihn zu Aktionen, die ihn auch selbst mit dem Gesetz in Konflikt bringen könnten.
Der letzte große Fall des Lou Bloom in „Nightcrawler“ ist dann wirklich das Letzte. Im Sinne der Moral. Filmmäßig lässt die Sequenz den eh schon hohen Spannungspegel noch weiter rasant in die Höhe schnellen. Wenn die Waffen schließlich schweigen, wenn die TV-Kameras abgestellt sind und im Kino der Abspann läuft, verlässt man einigermaßen erschüttert den Saal. Aber auch fasziniert.
 
IDEAL FÜR: Freunde von Hochspannungs-Thrillern mit Tiefgang. Und für die Fans von Jake Gyllenhaal und Rene Russo.   






Trailer
LÄNGE: 119 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 14.11.2014
REGIE:  Dan Gilroy
GENRE: Drama|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Jake Gyllenhaal: Lou Bloom
Rene Russo: Nina Romina
Riz Ahmed: Rick
Bill Paxton: Joe Loder

Interview
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