Deutscher Filmpreis

„Das finstere Tal“: Mit neun Nominierungen der große Favorit

28.03.2014
von  Gunther Baumann
„Das finstere Tal“: Am 9. Mai reitet die Crew zur Filmpreis-Gala in Berlin ein © Filmladen
„Ich bin sehr glücklich, dass sich das so entwickelt“, sagt Regisseur Andreas Prochaska. Das ist eine coole Reaktion auf eine heiße Meldung: Sein Alpen-Western „Das finstere Tal“ wurde am 28. März gleich in neun Kategorien für den Deutschen Filmpreis nominiert. Das-Drama gilt nun als Favorit, wenn am 9. Mai in Berlin die Lola-Statuen vergeben werden. Auch der Deutsche Filmpreis für die beste Dokumentation könnte an einen Film aus Österreich gehen: Erwin Wagenhofer ist mit „Alphabet“ als einer von drei Kandidaten nominiert.
Austro-Hits. Mit „Das finstere Tal“ und „Alphabet“ sind die zwei derzeit erfolgreichsten Austro-Filme für den Deutschen Filmpreis nominiert. „Das finstere Tal“ erreichte bisher 127.753 Zuschauer in Österreichs Kinos, „Alphabet“ kam auf 119.757 Besucher (Stichtag: 24. März). Die Filme sind zum Deutschen Filmpreis zugelassen, weil sie als Koproduktionen entstanden. Bei „Das finstere Tal“ war das Tandem Allegro Film Wien / X Filme Creative Pool Berlin am Werk, bei „Alphabet“ Prisma Film Wien / Rommel Film Berlin.

Nominiert als beste Doku: „Alphabet“ von Erwin Wagenhofer © Filmladen

Beide Produktionen sind in ihren Bereichen als beste Filme des Jahres nominiert. Im Doku-Sektor gibt’s keine weiteren Kategorien. Doch der Spielfilm „Das finstere Tal“ hat noch Chancen auf acht weitere Lolas. Andreas Prochaska tritt gemeinsam mit Edgar Reitz („Die andere Heimat“) und Katrin Tebbe („Tore tanzt“) in der Regie-Wertung an. Tobias Moretti könnte bester Nebendarsteller werden – die Konkurrenten sind Morettis Burgtheater-Kollege Michael Maertens („Finsterworld“) und Kida Khodr Ramadan („Ummah – Unter Freunden“).
 
Matthias Weber ist mit dem „Tal“-Soundtrack einer von vier Anwärtern auf den Preis für die beste Filmmusik, Kameramann Thomas W. Kiennast könnte den Preis für die beste Bildgestaltung gewinnen. Die übrigen vier Nominierungen zeugen vom hohen Standard in den technischen Bereichen. „Das finstere Tal“ ist beim Deutschen Filmpreis auch in den Kategorien Bestes Szenenbild (Claus Rudolf Amler), Bestes Kostümbild (Natascha Curtius-Noss),  Bestes Maskenbild (Helene Lang, Roman Braunhofer) und Beste Tongestaltung (Dietmar Zuson, Christof Ebhardt, Tschangis Chahrokh) am Start.
 
„Das finstere Tal“: Regisseur Andreas Prochaska © Petro Domenigg

Mit welchen Erwartungen reist Andreas Prochaska zur Filmpreis-Gala nach Berlin? „Ich rechne grundsätzlich mit gar nichts, sonst wird man garantiert enttäuscht“, sagt der Regisseur aus dem Wienerwald im FilmClicks-Gespräch. „Wenn man dann hinfährt, hofft man natürlich schon. Andernfalls wäre man leblos.“ Außerdem: „Auch Nominierungen sind schön.“
 
Stimmt. Und bei den Deutschen Filmpreisen, die mit insgesamt 2,995 Millionen Euro sehr hoch dotiert sind, stimmt das ganz besonders. Denn in den Kategorien der Besten Filme des Jahres bedeutet schon das Antreten einen Scheck mit vielen Nullen.

Preisgeld. Für die sechs Produktionen, die als Bester Spielfilm nominiert sind, gibt’s eine Antrittsprämie von je 250.000 Euro. Die wird angerechnet, sollte es noch weitergehen. Der Film des Jahres (Lola in Gold) wird mit insgesamt 500.000 Euro prämiert. Für den zweiten Platz (Lola in Silber) gibt’s in Summe 425.000 Euro, für Rang drei (Lola in Bronze) 375.000 Euro. Das Preisgeld geht übrigens an die deutschen Produktionsfirmen der Siegerfilme und wird für neue Projekte verwendet.
 
Die Mitbewerber von „Das finstere Tal“ sind „Die andere Heimat“, „Fack ju Göhte“, „Finsterworld“„Zwei Leben“ und „Love Steaks“.
 
In der Doku-Sektion gibt’s weniger Konkurrenz und auch weniger Geld: 100.000 Euro Nominierungsprämie, dazu weitere 100.000 Euro für den Sieger. Erwin Wagenhofer trifft hier mit „Alphabet“ auf den Kunstmarkt-Krimi „Beltracchi – Die Kunst der Fälschung“ von Arne Birkenstock und auf die Finanzkrise-Reportage „Master of the Universe“ von Marc Bauder. An letzterem Film ist übrigens die Wiener Geyrhalterfilm als Koproduzent beteiligt.
 
Deutschland.
Noch einmal zurück zu „Das finstere Tal“: Beim deutschen Publikum fand der Alpen-Western weniger Anklang als in Österreich oder bei der Filmpreis-Auswahljury. Bis jetzt zählte man in Deutschland knapp 100.000 Kinobesucher. „Ich hoffe natürlich, dass die Nominierungen dem Film noch einmal neuen Schub bringen“, so Andreas Prochaska zu FilmClicks. „Allerdings weiß ich nicht, ob es jetzt im Frühling für einen harten Winter-Western nicht schon zu schön ist.“ Ganz generell ortet der Regisseur Unterschiede beim österreichischen und beim deutschen Publikum: „Genre-Filme wie ,Das finstere Tal‘ haben es in Deutschland viel schwerer. Dort sind es meist Komödien oder dicke, große Literatur-Verfilmungen, die Erfolg haben.“
 
Neue Filme.
Prochaska ist jedenfalls mit neuen Projekten schwer im Einsatz – diesmal fürs Fernsehen. Am 23. April strahlt der ORF sein Drama „Das Attentat – Sarajevo 1914“ aus. Florian Teichtmeister spielt in einem prominenten Cast den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand. Und schon in wenigen Tagen beginnt der Dreh für die nächste Folge der spektakulären Thriller-Serie „Spuren des Bösen“, in der Deutschlands Top-Star Heino Ferch den Wiener Verhör-Spezialisten Richard Brock spielt.