|
Finsterworld
Groteske deutsche Nabelschau
DIE STORY: „Finsterworld“ ist eine skurrile, verrätselt-verkopfte Groteske, die eine finstere (deutsche) Welt schildert, ihren Titel aber auch aus dem Namen der Regisseurin Frauke Finsterwalder ableiten kann. Der Film besteht aus vielen, zunächst scheinbar zusammenhanglosen Episoden, die im Lauf der Zeit verknüpft werden. Es geht zum Beispiel um einen Polizisten, der gern Tierkostüme trägt, um einen Fußpfleger, der aus abgeschabter Hornhaut Kekse bäckt, um eine Dokumentarfilmerin, die besser reden als filmen kann, und um Schüler, die einen Ausflug in eine KZ-Gedenkstätte zu sehr abseitigen Aktionen nutzen.
DIE STARS: Der Film prunkt mit einem erlesenen Ensemble, zu dem auch die Wiener Burgtheater-Stars Michael Maertens (als verschrobener Fußpfleger) und Johannes Krisch (als Einsiedler mit einem zahmen Raben) gehören. Corinna Harfouch („ich hasse Deutschland“) glänzt in der Rolle einer verquälten reichen Dame. Sandra Hüller („die Österreicher machen die besten Filme“) ist großartig als unbegabte Filmermacherin, die gern großartig sein würde. Auch Ronald Zehrfeld, Bernhard Schütz oder Carla Juri zelebrieren hohe Schauspielkunst.
KURZKRITIK: Der Trailer zu „Finsterworld“ ist ein pointenblitzendes Vergnügen – der ganze Film dann nicht mehr. Regisseurin Frauke Finsterwalder, die gemeinsam mit ihrem Autoren-Gemahl Christian Kracht das Drehbuch schrieb, lässt in ihre grüblerisch-verächtliche deutsche Nabelschau viel Bitternis einfließen und schildert ihr Heimatland als einen Ort, der fast ausnahmslos von verhaltensauffälligen Sonderlingen bewohnt wird. Die Zuschauer brauchen großes Interesse an deutschen Befindlichkeiten, um bei diesem farcenhaften Kino-Essay nicht die Aufmerksamkeit zu verlieren.
IDEAL FÜR: Zuschauer, die es lieben, nach dem Kinobesuch lange nachzudenken, bis sie sich einen Reim auf das Gesehene machen können.
|
|