Tolkien-Verfilmungen

„Fünf Heere“ im Kino - „Smaugs Einöde“ auf DVD – „Silmarillion“ in weiter Ferne

11.04.2014
von  Peter Beddies
„Smaugs Einöde“: Den erfolgreichsten Film des Jahres 2014 gibt es längst auch füs Heimkino © Warner Bros.
5,9 Millionen Kinozuschauer in Deutschland, 591.000 Besucher in Österreich: „Smaugs Einöde“, der zweite „Hobbit“-Film von Peter Jackson, führt die Kinocharts des Jahres 2014 an. Längst füllt der Film auch die DVD-Regale:  Die Heimkino-Version ist seit 11. April auf dem Markt. Wie geht’s weiter? Am 10. Dezember folgte der  Kinostart des letzten Films, „Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“. Doch damit ist, nach „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“, Schluss mit den Tolkien-Verfilmungen von Peter Jackson. Zahllose Fans hoffen freilich, dass der Regie-Magier auch Tolkiens „Das Silmarillion“ auf die Leinwand bringen wird. Philippa Boyens, Co-Produzentin und Co-Autorin der Jackson-Filme, winkt  im FilmClicks-Gespräch allerdings ab: „Unser Team wird das sicher nicht realisieren.“ Nachsatz: „,Das Silmarillion‘ wäre im Fernsehen besser aufgehoben als im Kino.“
Autorin/Produzentin Philippa Boyens © Wiki/Wing Nut/Warner

FilmClicks: 2001 kam der erste „Herr der Ringe“-Film in die Kinos. Miss Boyens, Sie dürften schon ein paar Jahre früher mit der Arbeit begonnen haben.

Philippa Boyens: Ja, es ist bald 20 Jahre her, dass ich mit der Arbeit an den Filmen begonnen habe. Aber die Zeit mit der Umsetzung der Welt von Professor Tolkien ist so schnell vergangen. Ich hatte schon, bevor ich zum Team kam, die Bücher siebenmal gelesen. Also bin ich ein Fan, der sich an die Arbeit gemacht hat.
 
Und wie fühlt sich das jetzt an, kurz vor der entscheidenden Schlacht?
Absolut befreiend. Wenn ich bedenke, wie sehr wir um den Auftakt zum „Hobbit“ kämpfen mussten.
 
Warum?
Ganz einfach. Erzählen Sie mal jemandem, worum es in „Der Herr der Ringe“ geht.
 
Kleiner Mann will schlimmen Ring vernichten, wobei ihm einige Leute helfen, andere ihn bekämpfen.
Exakt. Das versuchen Sie mal beim „Hobbit“. Ein Albtraum! Die ganzen Zwerge, die beteiligt sind, die alle etwas anderes wollen. Die unterschiedlichen Interessen, die aufeinander prallen. Dass manche Fans ein wenig grummeln würden ob es gemächlichen Auftakts, war uns schon klar. Aber nun hat das Abenteuer Fahrt aufgenommen und das Finale wird nochmal mindestens so dramatisch wie der dritte Teil des „Herrn der Ringe“.
 
Die Fans warten immer auf ganz bestimmte Charaktere. Und beim „Hobbit“ lässt sich die Frage nach dem Favoriten ganz eindeutig klären.
Hoffentlich sagen Sie jetzt: der Drache Smaug. Denn das ist meine absolute Lieblingsfigur. Was aber auch daran liegt, wie Benedikt Cumberbatch ihn spielt und spricht. Wahnsinn!!!
 
Ihnen muss klar gewesen sein, dass die gesamte Trilogie an dieser Figur hätten scheitern können. Wann wussten Sie, dass Sie auf dem richtigen Weg waren?
Das hatte weniger, wie man vielleicht denken könnte, mit der technischen Umsetzung zu tun. Wir mussten verstehen, was diesen Smaug im Innersten zusammenhält. Warum er so ist, wie er ist. Außerdem mussten wir erkennen, dass es ein großer Unterschied ist, von einem Drachen zu lesen und ihn in einem Film zu zeigen.
 
Wer ist Smaug und was werden wir im dritten Film von ihm sehen?
(lacht) Den zweiten Teil Ihrer Frage darf ich leider noch nicht beantworten. Nur, dass es noch den einen und den anderen Augenschmaus geben wird. Und wer Smaug ist, das ist ziemlich leicht zu erklären. Heute in unserer Welt wäre er ein Diktator oder Industrieller, der es sich auf seinem Schatz bequem gemacht hat und der es sich nicht vorstellen kann, diesen Schatz mit irgendwem zu teilen. Smaug ist ein attraktiver und faszinierender Psychopath, der auf alles gefasst ist. Es hat wirklich Spaß gemacht, diesen Charakter im Drehbuch zu entwerfen.
 
Wo kommt dieser Smaug eigentlich her?
Pikante Frage. Dazu müsste man in das andere große Tolkien-Buch, „Das Silmarillion“ gehen. Und das ist uns, wie sie wahrscheinlich wissen, von den Tolkien-Erben nicht erlaubt.
 
Aber Sie würden gern?
Ohne Frage wäre das eine reizvolle Aufgabe. Aber das ist rein hypothetisch.
 
Gab es Absprachen mit denTolkien-Rechte-Inhabern, etwas vom „Silmarillion“ – vielleicht zum besseren Verständnis – einbauen zu dürfen?
Ja, die hat es gegeben. Und nach langen Verhandlungen wurde uns genau ein Satz gestattet. Der lautet: „Thorin, erzähl mir nichts vom Drachenfeuer, ich habe die großen Schlangen des Nordens erlebt“.
 
Mussten Sie Ihre Drehbücher bei den Erben von Tolkien vorlegen?
Nein, das mussten wir nicht. Es war klar, dass wir den „Herrn der Ringe“ und den „Hobbit“ benutzen durften. Und in den Anhängen der „Ringe“ stehen viele Dinge, die wir jetzt beim „Hobbit“ sehr gut benutzen konnten. Wohin Gandalf zum Beispiel an einer Stelle der Geschichte verschwindet und was er so treibt. Aber das „Silmarillion“ war tabu. Schade eigentlich, denn gegen die ganzen mythologischen Viecher, die da auftauchen, ist Smaug schlicht harmlos.                       
 
Sie haben einen recht kurzen Draht zu den Rechte-Inhabern. Wird es jemals eine Verfilmung vom „Silmarillion“ geben?
Schwer zu sagen. Meiner Ansicht nach, wird die Zeit dafür eines Tages reif sein. Aber ich kann sagen, dass unser Team nicht dasjenige sein.
 
„Ian McKellan sagte, ich möchte nicht, dass ein anderer Darsteller Gandalf spielt!“ © Warner

Ganz sicher?
Zu 100 Prozent. Ich hatte schon nicht daran geglaubt, dass wir den „Hobbit“ machen würden. Aber dann kam Sir Ian McKellen mit der schönen Begründung: „Ich möchte nicht, dass ein anderer Schauspieler Gandalf spielt und ihn vielleicht ruiniert.“ Also haben wir uns alle erneut zusammengefunden für drei Filme. Aber mit dem dritten Teil endet unsere Mittelerde-Reise. Definitiv!
 
Was glauben Sie, wie lange die Fans auf „Das Silmarillion“ warten müssen?
Vielleicht zehn Jahre. Vielleicht geht es auch schneller. Aber wissen Sie, was ich wirklich glaube: „Das Silmarillion“ wäre im Fernsehen besser aufgehoben als im Kino. Wer weiß, wenn es „Game of Thrones“ schon vor 15 Jahren gegeben hätte - ob wir uns dann nicht auch für eine 30-Stunden-Variante vom „Herrn der Ringe“ entschieden hätten? Man hat im Fernsehen einfach viel mehr Zeit, eine Geschichte zu erzählen und wirklich alle Charaktere der Vorlage zu zeigen. Aber warum ich beim „Silmarillion“ ans Fernsehen denke, liegt auf der Hand. Es gibt viele kleine Geschichten, die sich perfekt für 45-Minuten-Episoden eignen würden.      
 
DVD: „Smaugs Einöde“: © Warner Bros.

Ab sofort ist die DVD von „Smaugs Einöde“ auf dem Markt. Wird es später wieder eine Extended Version geben?
Auf  jeden Fall. Die wird etwas später im Jahr erscheinen. Viele Filmemacher verlängern für solche Versionen einfach ein paar Szenen. Das wäre mit Peter Jackson nicht zu machen. Wir haben uns einen Strang der Geschichte für die lange Version aufgehoben. Am Anfang des zweiten Teils wird kurz erzählt, was mit dem Vater von Thorin Eichenschild passiert ist. Aber es wird nicht gezeigt. Die ganze Geschichte kann man dann in der erweiterten Fassung sehen. Und dann gibt es natürlich noch ein paar Überraschungen für die Fans.
 
Sie dürfen sicher noch nicht allzu viel über das „Hobbit“-Finale „Hin und zurück“ verraten, das am 10. Dezember ins Kino kommt. Wer und was hat Sie an diesem Film am meisten überrascht?
Obwohl ich die ganze Geschichte geschrieben habe, gab es in die Tat einen solchen Moment. Thorin, der Anführer der Zwerge, ist ja alles andere als ein strahlender Held. In den ersten beiden Filmen hat man schon gesehen, dass er ebenso gefährlich sein kann wie Smaug. Im dritten Teil gibt es eine Szene, in der es so dramatisch wird, dass ich regelrecht Angst um ihn hatte. Aber das müssen Sie selbst sehen. Und dann gibt es noch die Szene, in der Bilbo eine folgenschwere Entscheidung treffen muss. Doch ich verrate schon zu viel.        




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