Der Hobbit - Die Schlacht der fünf Heere

Viel Krieg und wenig Magie


FilmClicks:
Auf geht's, Männer! „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ ist vorrangig ein Kriegsfilm © Warner Bros.
DIE STORY: von „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ beginnt unmittelbar an der Stelle, wo „Smaugs Einöde“ vor einem Jahr endete. Der Drache Smaug setzt zu einem verheerenden Flug auf die Seestadt Esgaroth an. Das ist Kinomagie pur. Wenig später – das dürfte keine Überraschung mehr sein – endet der Flug des Drachens in einer zum Sterben schönen Szene. Und der Film nimmt Fahrt auf.
Die Zwerge um Thorin Eichenschild (Richard Armitage) nehmen den Berg und mit ihm die unvorstellbaren Reichtümer, die der Drache Smaug gebunkert hat, in ihren Besitz. Wollen, obwohl sie es Elben und Menschen versprochen hatten, nun niemandem mehr etwas geben. Thorin erliegt der sagenhaften Drachenkrankheit. Deshalb stehen wenig später Menschen und Elben vor der Tür. Es steht die Frage Krieg oder Frieden im Raum.
Kurz darauf wird gekämpft. Aber nicht gegeneinander. Menschen, Elben und Zwerge müssen sich zusammenschließen und gemeinsam gegen die übermächtige Armee der Orks antreten.

Thorin Eichenschild (Richard Armitage) kann den Goldschatz nicht lange genießen © Warner Bros.

DIE STARS: Sie sind wieder alle mit an Bord. Orlando Bloom und Cate Blanchett, Ian McKellen und Martin Freeman, Luke Evans und Benedict Cumberbatch und so weiter und so fort.
Besonders Richard Armitage und Cate Blanchett bekommen in kurzen Momenten, wenn das Gedröhne mal nachlässt, Gelegenheit zu wirklich feinen Leistungen. Schade nur, dass sich Regisseur Peter Jackson dieses Mal so überhaupt nicht für gediegenes Schauspiel zu interessieren scheint.

Große Schauspielkunst: Cate Blanchett und Ian McKellen © Warner Bros.

DIE KRITIK: Nein. Dieses Schlusskapitel hat die großartige „Hobbit“-Filmreihe nicht verdient. Das Mittelerde-Gefühl der ersten zwei Filme, die leichte bis schwere magische Stimmung und die sorgsam eingestreuten Momente der Überraschung - all das hat Peter Jackson – wahrscheinlich sehr bewusst – entsorgt.
Übrig bleibt ein beinharter Kriegsfilm, in dem halt mit Äxten und Schwertern gekämpft wird anstatt mit MGs und Panzerfäusten. Die titelgebende „Schlacht der fünf Heere“ nimmt ungefähr 80 Minuten des gesamten Films ein. Es sind nicht enden wollende Kämpfe, bei denen auf Logik locker mal gepfiffen wird (besonders Orlando „Legolas“ Bloom setzt sich mehrfach über die Gesetze der Schwerkraft hinweg). Immer wieder dringen Schwerter in Körper ein oder es werden Köpfe reihenweise abgetrennt. Interessanterweise, ohne dass nur ein kleines Tröpfchen Blut oder Ork-Schleim verspritzt wird.
Am Ende, nachdem Jackson all die Armeen hat aufmarschieren lassen und auch die legendären Adler aus dem Nebelgebirge angeflogen kommen, löst sich alles Kämpfen irgendwie in Nichts auf. Denn nun müssen die Haupthelden, die schon im Buch nicht überlebt haben, daran glauben. Aber natürlich in Großaufnahme und wieder viel zu lang.
Jetzt geht es Elben gegen Orks gegen Zwerge. Und immer wieder und immer wieder, dass man die Lust am Zuschauen verliert. Größtes Manko ist der Weiße Ork Azok (Manu Bennett). Der hatte schon im ersten Teil der „Hobbit“-Serie viel zu Platz bekommen und nun bestimmt er fast den gesamten Film, bis zu seinem verdienten Ende auf einem zugefrorenen See. Was Peter Jackson völlig aus dem Zusammenhang des Buches nimmt und damit dem Film keinen Gefallen tut.
Das Beste am Film ist der Anfang, wobei das eigentlich eine Unverschämtheit ist. Denn „Die Schlacht der fünf Heere“ beginnt mit dem Ende des Drachens Smaug, der am Schluss des zweiten Teils noch verkündete, sich nun in die Seestadt Esgaroth aufzumachen – Cliffhanger! Und nun: Smaug wird losgelassen, bringt den Feuertod in die Stadt. Sofort sitzt man gefesselt im Kinosaal. Aber man muss den zweiten Film gesehen haben. um diesen Einstieg zu verstehen.
Ein ähnlicher Effekt stellt sich gute zwei Stunden später ein. Alle Schlachten sind geschlagen und Bilbo Beutlin (Martin Freeman bekommt nur wenig Chancen, sein Schauspieltalent unter Beweis zu stellen) macht sich mit Gandalf auf den Weg ins Aueland. Nun könnte nochmal der Mittelerde-Geist aufblitzen. Aber es bleibt bei der Vorfreude. Jackson handelt die Rückreise in mageren fünf Minuten ab. Sehr enttäuschend.
Wirklich herausragend ist allein eine Szene im Film. Zu Beginn ist Gandalf (Ian McKellen) von Sauron besiegt und in einem Käfig eingesperrt. Kurz bevor er von Orks ermordet werden könnte, erscheint Galadriel (Cate Blanchett), befreit den grauen Zauberer und weist das ultimativ Böse Sauron in einer wahrhaften und grandios gespielten Horror-Szene in seine Schranken.
Hier lässt das Team um Peter Jackson seine Phantasie spielen und schließt sehr schön eine Lücke zu den – nach Mittelerdezeit – 60 Jahre später einsetzenden Ereignissen um den „Herrn der Ringe“. 30 Minuten weniger Schlacht und dafür mehr Magie und Phantasie hätten diesem Film sehr gut getan.
 
IDEAL FÜR: Kinogänger, die alle fünf Tolkien-Verfilmungen von Peter Jackson gesehen haben und nun mitreden wollen, wie alles endet. Und für die Kinozuschauer, die gern monumentale Schlachtplatten anschauen.






Trailer
LÄNGE: 145 min
PRODUKTION: Neuseeland / USA 2014
KINOSTART Ö: 10.12.2014
REGIE:  Peter Jackson
GENRE: Abenteuer|Fantasy


BESETZUNG
Martin Freeman: Bilbo
Orlando Bloom: Legolas
Cate Blanchett: Galadriel
Richard Armitage: Thorin Eichenschild
Ian McKellen: Gandalf
Luke Evans: Bard
Benedict Cumberbatch: Smaug

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