Der Hobbit: Smaugs Einöde
Auf dem Weg zum Drachen
DIE STORY: Die Schar der Zwerge, die im ersten „Hobbit“-Film loszogen, um ihre Heimat zurück zu erobern, macht sich in „Smaugs Einöde“ jetzt wieder auf den Weg. Sie kommen Stück für Stück dem Berg Erebor näher und damit dem Drachen, der unter dem Zwergengold seit Jahrzehnten schläft. Aber sie sind nicht allein. Denn jede Menge Orks jagen sie und eine dunkle Macht erwacht.
DIE STARS: Jede Menge, wie Benedict Cumberbatch, der allerdings nicht persönlich zu sehen ist. Sondern nur als Schatten des Necromancer und als Drache Smaug. Martin Freeman als Bilbo macht seine Sache ordentlich, während Sir Ian McKellen als Zauberer Gandalf und Orlando „Legolas“ Bloom nur Kurzauftritte haben.
KURZKRITIK: Die Mittelteile der großen Fantasy-Filmreihen, man denke nur an „Herr der Ringe“ oder „Twilight“, haben es schwer. Sie dürfen noch nicht so viel vom großen Finale vorwegnehmen, haben aber auch nicht mehr den Reiz des Neuen. Peter Jackson macht das einzig Richtige. Er ändert den Ton des Films radikal. Während der erste Teil davon lebte, dass fast eine ganze Stunde verging, bevor sich die Zwerge und der Hobbit auf den Weg zum einsamen Berg machten, geht es nun sofort los mit Action und Spannung. Jackson fächert die Handlung auf. Es wird parallel von den Zwergen erzählt, die Schwierigkeiten haben, sich dem Berg zu nähern. Ihnen auf den Fersen sind Orks, denen aufgetragen wurde, die Zwergenbande um Thorin Eichenschild zu ermorden. Außerdem entdeckt Gandalf langsam, welche dunkle Macht sich zusammenbraut. Kenner des „Herrn der Ringe“ sind da natürlich im Vorteil. Und der Mensch Bard kommt zur Erkenntnis, dass er als Bogenschütze womöglich der Einzige ist, der Smaug töten kann. All das inszeniert Peter Jackson furios in 160 Minuten, die keine Sekunde langweilen.
IDEAL FÜR: Fans von JRR Tolkien, die allerdings eine gewisse Toleranz mitbringen müssen. Denn Peter Jackson bedient sich reichlich bei seiner eigenen Fantasie.
FilmClicks Kritik. „Smaugs Einöde“ beginnt mit einem knackigen Auftakt, den besonders die Tolkien- und Peter-Jackson-Fans lieben werden. Der Regisseur aus Neuseeland macht einen auf Hitchcock und beißt in einer der ersten Szenen in eine Karotte, als er in einem Cameo die Kultkneipe „Zum tänzelnden Pony“ verlässt.
Kurz danach lernen sich der Zauberer Gandalf (Ian McKellen) und der Zwerg Thorin Eichenschild (Richard Armitage) kennen. Plaudern ein wenig über die Gefahren in Mittelerde. Und bald darauf ist man - zwölf Monate später – mitten drin in der Reise der Zwerge plus Zauberer plus Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) zum Berg. Wer den ersten Teil der „Hobbit“-Serie ausgelassen hat, dürfte große Schwierigkeiten haben, der Geschichte auch nur ansatzweise folgen zu können.
Peter Jackson nimmt keine Rücksicht auf Menschen, die erst jetzt einsteigen. Sofort legt er das Tempo für die kommenden zweieinhalb Stunden fest. Und es wird rasant. Kaum den Turbulenzen des ersten Teils entkommen, geht es weiter. Die Mannschaft wird von einem Gestaltwandler einer Prüfung unterzogen.
Gleich darauf geht es in einen verzauberten Wald, in dem gruselige Spinnen warten. Da Peter Jackson eine ausgewachsene Spinnenangst hat, fällt die Szene recht kurz aus. Die Waldelfen, die dann auftauchen, sind den Zwergen nicht wohl gesonnen. Die landen im Kerker und können dank Bilbos Hilfe in Weinfässern entkommen. Kurz lernen sie den Bürger der Seestadt namens Bard kennen, der seinen großen Auftritt im Finale haben wird.
Dann kommt der Moment, auf den die Fans schon Jahre gewartet haben. Der Drache Smaug wird aus seinem Schlaf geweckt. Peter Jackson macht daraus ein Fest. Minutenlang fließt Gold von Smaugs riesigem Körper, bis er irgendwann Bilbo Beutlin gegenübersteht. Der Hobbit war in die Höhle gekommen, um nach dem Arkenstein zu suchen, einem der mächstigsten Diamanten, die es je in Mittelerde gegeben hat.
Nachdem sich beide entdeckt haben, entfacht Peter Jackson einen astreinen Dialogsturm. Es wird minutenlang zwischen Smaug und Bilbo parliert. Der eine will den Stein, der andere ist auf der Suche nach Informationen. Benedict Cumberbatach als Smaug ist überragend. Wie er den Drachen lebendig werden lässt, diesem Despoten und Psychopathen aber auch eine Seele gibt, das allein ist den Kinobesuch wert.
Darüber hinaus kämpfen Elben und Orks in einer aberwitzigen Szene derart auf einem Fluss, dass es sich eher nach Ballett denn nach einem Gemetzel anfühlt. Gandalf bekommt es in einer grandiosen Szene mit dem kommenden Bösewicht der „Herr der Ringe“-Trilogie zu tun.
Nur die Zwerge bleiben seltsam gesichtslos. Einige von ihnen bekommen schöne Geschichten am Rande, inklusive der Andeutung einer Lovestory. Aber vom Ansatz des ersten Teils, jeden Zwerg mit einer Geschichte zu verbinden, bleibt leider nicht mehr viel übrig.
Dennoch ist es Peter Jackson wieder einmal gelungen, auch einen Mittelteil faszinierend zu montieren. Wenn sich Smaug am Ende mit einer fürchterlichen Drohung in die Lüfte schwingt, darf man gewiss sein: Im Dezember 2014 gibt es im Kino ein Happy End. Aber es wird sicher auch viel Blut vergossen.