„Zwerge sind nicht sexy“
10.12.2013
Interview:
Peter Beddies
Erst „Der Herr der Ringe“, dann „Der Hobbit“: Seit 15 Jahren ist der neuseeländische Filmemacher Peter Jackson nun schon der Gebieter über die Tolkien-Welten im Kino. Nach „Smaugs Einöde“ bringt Jackson am 10. Dezember 2014 den letzten „Hobbit“- Film „Die Schlacht der Fünf Heere“ (hier geht's zum Trailer!) ins Kino. Beim FilmClicks-Interview in Berlin erzählte er über seinen Umgang mit den Figuren von Tolkien und warum er Zwerge zwar zielgerichtet, aber keinesfalls sexy findet. Die riesige Fantasy-Fangemeinde würde sich sicher freuen, wenn Jackson auch noch Tolkiens „Silmarillion“ verfilmen würde. Doch die Chancen stehen schlecht, wie auch Philippa Boyens, Co-Produzentin und Co-Autorin der Jackson-Filme, im FilmClicks-Gespräch betont: „Unser Team wird das sicher nicht realisieren.“
FilmClicks: Haben Sie es schon bereut, dass Sie den „Hobbit“ als Drei- und nicht wie geplant als Zweiteiler inszenieren?
Peter Jackson: Nein, keine Sekunde. Ich bin zwar so langsam am Ende meiner Kräfte, und wenn ich demnächst wieder nach Neuseeland zurückkehre, um den dritten Teil abzuschließen, werde ich wohl wieder in meinen Zwei-Stunden-Nachtschlaf-Rhythmus verfallen, um alles zu schaffen. Aber ich kann die Geschichte so erzählen, wie ich es will. Dafür lohnt es sich, all den Stress zu ertragen.
Oft wünschen sich die Studios einen Teil mehr, um die Kassen klingen zu lassen.
Ja, aber das war hier nicht der Fall. Das dürfen Sie mir glauben. Wenn ich einen Zweiteiler gewollt hätte, dann wäre es auch ein Zweiteiler geworden. Aber der erste Teil hat uns darin bestärkt, dass es sich lohnt, sich Zeit zu lassen und nicht von Action zu Action zu hetzen.
Wie viel original Tolkien ist in den Filmen enthalten? Das Buch ist ja, im Vergleich zu „Der Herr der Ringe“, eher kurz.
Stimmt. Und ich bin mir sicher, dass Tolkien den „Hobbit“ sicher noch mal überarbeitet hätte, wenn ihm mehr Zeit geblieben wäre. „Der Hobbit“ war eine Gute-Nacht-Geschichte für seine Kinder. Wenn er gewusst hätte, dass man daraus einen Film macht, hätte er noch viel zu sagen gehabt.
Was macht Sie da so sicher?
Ganz einfach. Es gibt viele Notizen von ihm, die posthum als Anhänge zu „Herr der Ringe“ veröffentlicht wurden. Reichlich Infos über das Leben in Mittelerde und wer zu wem in welcher Beziehung steht. Als wir damals die Filmrechte gekauft haben, gehörten die Anhänge mit dazu. In denen findet sich vieles, das wir jetzt sehr gut gebrauchen konnten.
Wie sieht es mit anderen Tolkien-Werken wie dem „Silmarillion“ aus?
Die Rechte dafür haben wir nicht. Letztens ist uns ein Fehler unterlaufen. Wir haben, ohne es zu wollen, kleine Teile aus dem „Silmarillion“ für unsere „Hobbit“-Verfilmung benutzt. Manchmal ist man so sehr im Stoff, dass man den Überblick verliert. Das gab reichlich Ärger und es bedeutete viel Arbeit für die Juristen. Generell dürfen wir nur das Material von Tolkien benutzen, für das wir die Rechte gekauft haben.
Und wenn Sie sich etwas ausdenken wollen?
Können wir das gern tun. Das ist erlaubt. Wir haben viel mehr Orks als Tolkien je im „Hobbit“ hatte und auch die Waldelbe Tauriel gibt es bei ihm nicht. Allerdings verstehen die Tolkien-Fans keinen Spaß. Wir müssen uns sehr vorsehen, was wir wo einbauen.
Sollte die Tolkien Foundation – vielleicht in ein paar Jahren – mal an Sie herantreten, ob Sie nicht das „Silmarillion“ verfilmen wollten…
…das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Ich kann Ihnen allerdings eines sagen. Vor zehn Jahren, am Ende des „Herrn der Ringe“, wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, den „Hobbit“ zu verfilmen. Und ich habe das verneint. Deshalb stand ich kurz darauf wie ein Idiot da. Und so sage ich heute nur, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, dass es eines Tages diesen Plan geben mag. Aber ich weiß nicht, ob ich der richtige Mann bin.
Wieso nicht?
Sowohl „Der Herr der Ringe“ als auch „Der Hobbit“ sind tolle Geschichten. Und ich liebe Geschichten. Aber das „Silmarillion“ ist eher eine Ansammlung von Gedanken. Ich wüsste jetzt nicht, wie man daraus einen Film machen soll.
Es hat sich seit dem letzten Dezember etwas grundsätzlich verändert. Richard Armitage war und ist als Thorin so überzeugend, dass er als Zwergen-Sexsymbol gesehen wird.
Um Gottes Willen. Zwerge sind nicht sexy. Auch nicht, wenn sie von Richard Armitage gespielt werden. Zumindest sind sie es nicht in meiner Phantasie. Ich sehe Zwerge als sehr zielgerichtete Wesen an. Sie scheuen sich nicht, die Hände schmutzig zu machen. Sie sind hinter dem Gold her. Aber sexy? Auf keinen Fall. Dann schon eher ihre Frauen, die auch Bärte tragen. Es mag eine Welt geben, in der das als sehr sexy gilt. Aber nicht in meiner.