DIE STORY: „Freeheld – Jede Liebe ist gleich“ beginnt wie ein Krimi, wird dann zur lesbischen Love Story, zum Schicksals-Film und schließlich zum Gerichtssaal-Drama.
Der Plot: Julianne Moore spielt die taffe Polizistin Laurel Hester, die es vor den Machos in ihrem Revier geheimhält, dass sie in Liebesdingen auf Frauen steht. Als sie aber die junge Mechanikerin Stacie (Ellen Page) kennenlernt, ist es mit dem Versteckspiel bald vorbei. Laurel und Hester schwören einander in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft ewige Treue und beziehen gemeinsam ein Haus.
Alles paletti also – doch dann bekommt die Kettenraucherin Laurel eine schlimme Diagnose. Sie hat Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Heilung ist nicht mehr in Sicht.
Um Stacie das Leben nach ihrem Tod zu erleichtern, will Laurel ihre Pensionsansprüche aus 28 Jahren Polizeidienst auf ihre Partnerin übertragen lassen. Doch die sogenannten Freeholder, die die Bezirksregierung ihres Countys in New Jersey bilden, lehnen das Ansinnen ab: Eine Witwenrente sei nur bei heterosexuellen Ehepaaren möglich.
Mit der Unterstützung des schwulen jüdischen Bürgerrechtlers Steven Goldstein (Steve Carell) beginnt die todkranke Laurel, öffentlich für Stacies Rente zu kämpfen. Und auch die Kollegen aus dem Revier, angeführt vom Cop Dane Wells (Michael Shannon), stellen sich nach und nach auf ihre Seite.
DIE STARS: Hollywood-Star Julianne Moore beeindruckt immer wieder mit Rollen, in denen es das Leben nicht gut mit ihr meint. Für ihr Porträt einer Alzheimer-Patientin in
„Still Alice“ gewann sie 2015 einen Oscar. Ellen Page, ihre Filmpartnerin in „Freeheld“, holte schon mit 20 Jahren eine Oscar-Nominierung: Sie brillierte als schwangere junge Frau im Teenager-Melodram „Juno“.
Oscar-Nominee Michael Shannon ist parallel zu „Freeheld“ auch im großartigen SciFi-Drama
„Midnight Special“ im Kino zu sehen. Star-Komödiant Steve Carell macht immer wieder Abstecher zu ernsten Rollen wie hier. In
„Foxcatcher“ brachte ihm das 2015 eine Oscar-Nominierung ein.
DIE KRITIK: Das Drama „Freeheld – Jede Liebe ist gleich“ basiert auf einer wahren Geschichte, die allerdings kaum kinotauglich erscheint: Es geht um die Pensionsansprüche in einer lesbischen Lebenspartnerschaft. Dafür soll sich ein breites Publikum interessieren?
Erstaunlicherweise lautet die Antwort: Ja, das kann funktionieren. „Freeheld“ ist ein wirklich berührender Film geworden. Das liegt zunächst einmal an den zwei großartigen Hauptdarstellerinnen. Julianne Moore und Ellen Page sind ein famoses Gespann.
Erst schaut man ihnen gerne zu, wie sie sich beim Flirten sehr kratzbürstig langsam näherkommen. Dann werden Laurel und Stacie ein glückliches Paar, dem man von Herzen alles Gute wünschen möchte. Wenn jedoch das Schicksal zuschlägt und Laurel krank wird, hängt man längst am Köder dieser ungewöhnlichen Geschichte. Dann beginnt man auch, sich fürs Pensionsrecht in New Jersey zu interessieren. Denn hier geht es nicht um trockene Paragraphenreiterei, sondern um das Schicksal von zwei Menschen, die man liebgewonnen hat.
Und, vom menschlichen Aspekt einmal abgesehen: Dass Frauen-Lebenspartner in Rentenfragen schlechter gestellt werden als Hetero-Lebenspartner, ist ja nun wirklich eine Absurdität, der jegliche Logik fehlt.
Die Argumente der Frauen, die ihre Rechte fordern, und der Männer, die das ablehnen, prallen bei öffentlichen Anhörungen aufeinander. Regisseur Peter Sollett inszeniert diese Passagen zwar etwas klobig und vordergründig, aber spannend werden die Auseinandersetzungen trotzdem. Der Film sorgt dafür, dass die Sympathien voll bei der immer kränkeren Laurel und der rauen Stacey liegen. Aber wie diese wahre Geschichte juristisch endet, sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten.
IDEAL FÜR: FreundInnen emotionaler Kinodramen, in denen es um große Gefühle und um Gerechtigkeit geht.