Money Monster
Genre: Thriller. Regie: Jodie Foster (USA). Star-Faktor: Sehr hoch (George Clooney, Julia Roberts, Jack O‘Connell). Cannes-Premiere: Außer Konkurrenz.
New York, eine TV-Station. Der leicht schmierige Moderator Lee Gates (George Clooney) bereitet wie jede Woche seine Live-Spekulanten-Show „Money Monster“ vor. Die Kameras laufen schon, als ein verstörter junger Mann (Jack O’Donnell) das Studio entert. Eine Pistole in der Hand, zwingt er den TV-Star, eine Bombenweste anzulegen.
Der Eindringling, ein einfacher Mann namens Kyle, sinnt auf Revanche. Vor ein paar Wochen hat er sein ganzes Vermögen in einen Fonds investiert, der vom „Money Monster“-Moderator wärmstens empfohlen wurde. Jetzt ist das Geld weg. Der Fonds hat, angeblich wegen einer Computer-Panne, an einem Tag 800 Millionen Dollar verloren. Kyle will wissen, was da los war, und er will sein Geld zurück. Aber nicht nur die eigenen 60.000 Dollar. Sondern, im Namen der anderen übervorteilten Anleger, die kompletten 800 Millionen.
So beginnt „Money Monster“, der bisher beste Thriller des Jahres, mit dem Top-Star Jodie Foster wieder einmal beweist, dass sie auch als Regisseurin zur Hollywood-Elite zählt.
Der Film (Kinostart: schon am 26. Mai!) handelt das Geisel-Drama in Echtzeit ab.
Natürlich taucht binnen Minuten die Polizei in Kompaniestärke an, die den Geiselnehmer überwältigen (oder erschießen) will. Doch der hat den Auslöser für die Bombenweste in der Hand.
Die Pressechefin des Pleite-Fonds versucht verzweifelt, ihren Chef herbeizutelefonieren, der mit dem Firmenjet irgendwo zwischen den Kontinenten herumgondelt – oder ist er schon auf der Flucht?
Und im TV-Studio muss die Produzentin Patty Fenn (Julia Roberts) Nerven wie Drahtseile beweisen. Denn die „Money Monster“-Show geht weiter live über den Äther. Der Geiselnehmer hat angedroht, sein Opfer sofort zu töten, wenn die Sendung unterbrochen wird.
Der brillant geschriebene und rasant inszenierte Film schafft es, eine ganze Reihe von Themen in seine 100 Minuten zu verpacken. Die Thriller-Handlung ist natürlich das Fundament, wobei die Story immer wieder verblüffende Wendungen nimmt.
Des weiteren erfährt man viel über die dunklen Geschäfte von scheinbar seriösen Finanzmanagern und über die Vermengung von Nachrichten mit Unterhaltung, wie sie im Fernsehen üblich geworden ist („Die Art, wie wir uns informieren, ist ein Desaster heutzutage“, sagte George Clooney im Pressegespräch in Cannes. „Wir haben uns angewöhnt, es normal zu finden, dass irgendein Idiot uns im Fernsehen sagt, wie wir unser Geld anlegen sollen. Und die Leute halten sich auch noch dran!“)
Darüber hinaus passt auch noch ein großes Psychodrama in den Film. Auf den ersten Blick scheint es so, als hätten die drei männlichen Protagonisten in ihrer Welt die Fäden in der Hand: Der TV-Star Lee, der Geiselnehmer Kyle und der Fonds-Manager Walt (Dominic West). Doch das täuscht. Jodie Foster: „Es gibt drei starke Frauenfiguren in der Story. Die Männer müssen damit zurechtkommen, dass sie scheitern. Und sie sehnen sich danach, von den starken Frauen, die sie enttäuschten, akzeptiert zu werden.“
Kino-Chancen: Hoch. Kinostart am 26. Mai. Gesamteindruck: Ein brillanter Thriller mit großen Stars, knisternder Spannung und großen Themen.
Café Society
Genre: Komödie. Buch & Regie: Woody Allen (USA). Star-Faktor: Sehr hoch (Jesse Eisenberg, Kristen Stewart, Blake Lively, Steve Carell). Cannes-Premiere: Eröffnungs-Gala. Außer Konkurrenz).
Los Angeles, in den 1930er Jahren. Bobby (Jesse Eisenberg), ein junger Mann aus New York, begehrt Einlass in die Traumfabrik Hollywood. Sein Onkel Phil (Steve Carell), ein mächtiger Studioboss, soll ihm jobmäßig die Türen öffnen.
Die Grundstimmung ist beschwingt und elegant in „Café Society“, der neuen Komödie von Woody Allen. Der große Filmemacher von heute verbeugt sich vor seinen Vorfahren aus der frühen Zeit des Kinos. Und er lässt seine Geschichte mit lockeren Dialogen in typischer Woody-Allen-Manier dahinperlen.
Aus der Jobsuche-Story wird bald eine Love Story, oder besser eine Vermengung mehrerer Love Storys, in denen Onkel und Neffe und diverse Damen einander ins Blickfeld geraten. Und wieder aus dem Blickfeld heraus.
Obendrein wird auch noch scharf geschossen. Denn Mr. Allen erweist auch dem Gangsterwesen jener Zeit seine Referenz. So frei nach dem Motto: Damals hatten die Killer und Mafiosi noch Stil.
Man lässt sich gern hineinführen in Woodys Wunderwelt, die ausgesprochen stilvoll und bunt bebildert ist (Allen drehte in dieser Amazon-Produktion erstmals auf Videomaterial statt auf Film). Allerdings fragt man sich nach einiger Zeit, worauf der Regisseur mit seinem „Café Society“ eigentlich hinauswill. Auf diese Frage bekommt man aber keine zufriedenstellende Antwort. So gut dem Autor Allen viele Textzeilen und Pointen gelungen sind – der große Spannungsbogen fehlt in diesem Kino- und Liebes- und Gangster-Reigen.
So sind es vor allem die erlesenen Darsteller, die dem Werk Substanz verleihen. Jesse Eisenberg spielt einen schusseligen Jung-Stadtneurotiker im Woody-Stil (Allen erklärte, in seinen frühen Jahren hätte er diese Rolle selbst übernommen). Steve Carell ist ein herrlich harter Hollywood-Geschäftsmann mit Herz. Kristen Stewart mimt eine gefühlvolle junge Frau, die in Sachen Sinnlichkeit den älteren, aber auch den jüngeren Semestern viel abgewinnen kann. Und Blake Lively gibt die offenherzige Schönheit aus der Provinz, die mit großen Augen auf die große Welt blickt.
Fazit: „Café Society“ – schon der dritte Film, mit dem Woody Allen das Festival Cannes eröffnen durfte – ist eine sympathische Komödie, aber gewiss kein Meisterwerk im riesigen Oeuvre des manischen Filmemachers aus New York. Gedanken an den Ruhestand sind dem mittlerweile 80-jährigen Allen übrigens fremd: „Ich werde weiter Filme drehen, so lange ich Leute finde, die verrückt genug sind, mir das Geld dafür zu geben“, sagte er in Cannes.
Kino-Chancen: Mittel. Noch kein Kino-Starttermin. Gesamteindruck: Eine edel besetzte und freundliche Komödie für Fans, die keinen Woody-Allen-Film verpassen wollen.