Der Action-Star und das Altern
08.09.2013
Interview:
Anna Wollner
Bruce Willis galt lange Zeit als Ur-Actionheld des amerikanischen Kinos. Und auch im – für einen Actionstar – betagten Alter von 58 Jahren will er es immer wieder wissen. In „R.E.D. 2“ (Kinostart: 12. September) lässt er es sich nicht nehmen, an der Seite von John Malkovich, Helen Mirren, Anthony Hopkins und Catherine Zeta-Jones einen auf pensionierten Top-Agenten zu machen. Filmclicks hat den Schauspieler in München getroffen. Zur Pressekonferenz kam er zwanzig Minuten zu spät, weil seine kleine Tochter geschrien hat, zum Interview war er dann pünktlich, zurückhaltend und höflich. Oft musste er nachfragen. Bruce hört auf dem linken Ohr schlecht. Zeit fürs Rentenalter?
FilmClicks: Mister Willis, Sie spielen in „R.E.D. 2“ schon zum zweiten Mal einen Top-Agenten in Pension. Wann wollen Sie sich denn selbst zur Ruhe setzen?
Bruce Willis: Ach, ich denke selten über meine Zukunft nach. Vor zehn, fünfzehn Jahren habe ich das erste Mal festgestellt, dass ich eigentlich gar keine Kontrolle über mein Leben habe. Die Vergangenheit lässt sich genauso wenig ändern wie die Zukunft. Das Einzige, was ich in der Hand habe, ist die Gegenwart. Deswegen versuche ich mich darauf zu konzentrieren. Ich genieße jeden Tag mit meiner kleinen Tochter. Natürlich bin ich gespannt, was kommt, aber an meine eigene Rente oder gar an meinen eigenen Tod will ich jetzt noch gar nicht denken.
Sie machen seit mehr als 40 Jahren Actionfilme. Merken Sie denn, dass Sie älter geworden sind?
Nicht so, dass ich ganz speziell sagen kann, was mich alt macht. Klar, ich höre schlecht, es ziept mal hier, mal da, aber ich versuche fit zu bleiben. Um weiterhin Filme machen zu können, und um für meine Tochter da zu sein. Ich muss mich ja ständig bücken und ein 25 Pfund schweres menschliches Bündel durch die Gegend tragen. Aber ich will mich nicht beschweren. Meine Tochter hält mich jung.
Gibt es gute Seiten am Älterwerden?
Was soll ich sagen - älter werden wir ganz automatisch. Ich kenne genug Leute, die ständig an sich rumschnippeln lassen und auf Krampf versuchen, jung zu bleiben. Das ist nichts für mich. Ich sehe aus, wie ich aussehe. Ich denke einfach nicht darüber nach.
Und dennoch lassen Sie mittlerweile viele ihrer Stunts von Stuntmännern machen. Warum?
Einige Sachen verbieten mir die Produzenten, aus Angst, ich könnte mich verletzen. Ich würde gerne mehr selber machen – wenn ich denn dürfte. Mal sagen die Versicherungen nein, mal habe ich andere Schauspieler gesehen, die sich so richtig weh getan haben und nicht weiterdrehen konnten. Da leidet dann der ganze Film drunter. Aber ich mag noch immer die Idee, Szenen zu drehen, in denen es wenigstens so aussieht, als würden wir uns wehtun.
Sie haben schon mehrfach von Ihrer kleinen Tochter gesprochen. Insgesamt haben Sie vier Töchter. Was haben Sie von ihnen lernen können?
Alles über Frauen. Ich war immer der einzige Kerl zuhause. Mal waren fünf Frauen um mich rum, mal 11. Und ich war der einzige Mann. Stellen Sie sich das mal vor, wie das für Sie wäre, ständig alleine mit zehn Männern zu sein. Da würden Sie auch viel über das Wesen des Mannes lernen. Ich reise jetzt mit meiner jüngsten Tochter. Sie hält mich jung. Meine drei älteren Töchter machen mich einfach nur stolz.
Frank, Ihr Filmfigur in „R.E.D. 2“, ist ein großer Beschützer. Sind Sie das auch?
Frank lebt natürlich in einer anderen Welt als ich. Um mich herum explodiert eher selten etwas. Ich werde auch nicht von der CIA verfolgt. Also zumindest nicht, dass ich es wüsste. Aber meine Töchter muss ich auch beschützen.
Vor Paparazzis zum Beispiel?
Ja, zum Beispiel. Ich muss Ihnen wohl nicht erklären, wie die arbeiten. Sie sind einfach nur ein Ärgernis. Auch wenn sie zum Showbusiness dazugehören. Sie verkaufen die Bilder ja auch nur, um ihre Familien zu ernähren.
Gibt es Momente, in denen Sie gerne beschützt werden möchten?
Nein, ich versuche einfach, bestimmte Situationen zu vermeiden. Ich weiß gar nicht, wann ich mich das letzte Mal geprügelt habe. Ich würde es vermutlich auch gar nicht mehr können.
Gibt es etwas in Ihrer Karriere, was Sie noch unbedingt machen wollen?
Theater spielen. Das ist schwerer als Filme zu drehen. Denn da gibt es keinen zweiten Take.