The First Avenger: Civil War

Ziemlich beste Feinde


FilmClicks:
Superheldenhafte Kontrahenten: Captain America (Chris Evans) und Iron Man (Robert Downey Jr.) © Marvel Disney
DIE STORY: In „The First Avenger: Civil War“ geht es einmal mehr um die Superhelden des Hauses Marvel - von Iron Man (Robert Downey Jr.) bis zu Captain America (Chris Evans), von Black Widow (Scarlet Johansson) bis zum Winter Soldier (Sebastian Stan).
Der Plot: Nach Ansicht der Politik haben die Weltenretter bei ihren Einsätzen zu oft keine Rücksicht auf Zivilisten genommen. Es gab viele Opfer. Deshalb beschließt der Weltsicherheitsrat, dass die Rächer nur noch dann aktiv werden dürfen, wenn das internationale Gremium grünes Licht gibt.
Während einige Avengers um Iron Man kein Problem mit der Aufsicht durch die UNO haben, sehen andere, die sich um Captain America scharen, ihre heldenmäßigen Grundrechte beschnitten und verweigern sich.
Aus Diskussionen werden Konflikte, bis sich die Avengers schließlich auf dem Flughafen Leipzig/Halle in einer aberwitzigen Schlacht gegenseitig bekämpfen. Das Getöse ist derart groß, dass man den blassen Baron Zemo (Daniel Brühl), für den die Rolle des Bösewichts vorgesehen ist, beinahe übersieht.

Black Widow (Scarlett Johansson) hat keine große Rolle, sieht aber sehr schön aus © Marvel

DIE STARS: Die Protagonisten der früheren „Avengers“-Filme sind wieder dabei. Robert Downey Jr. hat als Iron Man ein paar ganz gute und witzige Szenen. Chris Evans als Captain America ist verbiestert wie immer. Sebastian Stan als Winter Soldier darf an sich und seinem Auftrag zweifeln.
Paul Rudd als Ant-Man und Tom Holland als fast kindlicher neuer Spider-Man lockern den ernsten Film mit ein paar echt lustigen Szenen  auf. Chadwick Boseman macht mit seinen wenigen Szenen als Black Panther Lust auf mehr. Scarlett Johansson (Black Widow) dient vor allem als optischer Aufputz und ist ebenso sträflich unterbeschäftigt wie Paul Bettany (Vision).

Interne Konflikte: Captain America und seine Kumpels greifen an © Marvel

DIE KRITIK: Schon der letzte „First Avenger“-Film war eine ziemlich düstere Angelegenheit. Damals wurde Captain America mit seiner Vergangenheit konfrontiert und begegnete seinem Kumpel Bucky Barnes alias Winter Soldier (Sebastian Stan) wieder.
Den hatte der Captain sterben sehen. Allerdings bauten die Russen den toten Ami im Zweiten Weilkrieg zu einem Cyborg um, der unermessliche Kräfte freisetzen kann, wenn man ihm eine bestimmte Text-Kombination (dramatischerweise aus einem roten Buch mit rotem Stern) vorliest.
Genau mit diesem Vorlesen beginnt „Civil War“. Das bedeutet: Wer nicht allzu vertraut mit dem Avengers-Universum ist, kann von Beginn an große Schwierigkeiten bekommen, die Handlung zu verstehen. Denn für das gute alte “Was bisher geschah” nimmt sich der Film keine Zeit.
Es geht anfangs also wieder einmal um den Winter Soldier, der zwischen den Fronten steht. Eigentlich möchte er ein Guter an der Seite der Avengers sein, doch das kann er nur selten. Weil er nicht Herr seines Gedächtnisses ist. Aus dieser Konstellation, ergänzt um eine starke Schurken-Figur, hätte ein ordentlicher Film werden können.
Die Regie-Brüder Anthony und Joe Russo aber zielen mit ihrem 147 bleischwere Minuten langen Werk auf etwas anderes – auf ein beinhartes Drama mit politischem Hintergrund.
Szenenwechsel: Nach den Avengers-Einsätzen, bei  denen Zivilisten ihr Leben verloren, soll das Abkommen beschlossen werden, das die Superhelden unter Aufsicht stellt. Die internationale Staatengemeinschaft trifft sich zur Vertragsunterzeichnung in der Wiener UNO-City.
Allerdings kommt ein Terroranschlag dazwischen. Die Videoauswertung ergibt, dass der Winter Soldier der Attentäter sein könnte. Einige Avengers unter der Leitung von Captain America machen sich nun auf die Suche nach dem Winter Soldier. Andere wollen sich in ihr Schicksal ergeben und nicht mehr tätig werden.
Es folgen endlose Passagen, in denen die Schauspieler staubtrockene moralinsaure bedeutungsschwangere Sätze von sich geben müssen. Nach zwei Dritteln des Films ist dann genug geredet worden. Auf dem Flughafen Leipzig-Halle (am Film-Schauplatz Berlin erhielt die Produktion keine Airport-Drehgenehmigung) kommt es zum Showdown zwischen den mittlerweile verfeindeten Avengers.

Das Team von Iron Man stellt sich den Angreifern entgegen © Marvel

Bei diesen Szenen, die handwerklich exzellent gemacht sind, entfaltet sich die wahre Pracht der Marvel-Superhelden-Welt. Wenn aus dem winzig kleinen Ant-Man plötzlich ein riesengroßer Kämpfer wird, oder wenn vom gesamten Flughafen inklusive Tower nicht mehr viel stehen bleibt, dann ist das so effektvoll inszeniert, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Sobald der Airport in Schutt und Asche liegt, ist die Action allerdings vorbei. Dann darf erneut gehadert und gezweifelt werden.
Zwischen all den streitenden und kämpfenden Avengers bleibt die Position des Film-Bösewichts seltsam undefiniert - eine undankbare Rolle für Daniel Brühl. Dabei hätte sein Baron Zemo ein toller Schurke werden können. Im Marvel-Universum der Bösen hat Zemo einen guten Klang. Ein Fiesling mit Nazi-Vergangenheit und Allmachts-Phantasien.
In „Civil War“ wurde  aus Zemo ein Mensch ohne spezielle magische Fähigkeiten, der sehr guten Grund hat, sich an den Avengers zu rächen. Das versucht er, in dem er sie aufeinander hetzt. Und am Ende – wo, bitte, gibt es denn so etwas? - entschuldigt er sich für seine Taten. Daniel Brühl macht seine Sache solide. Aber er darf nicht ein einziges Mal bedrohlich oder schurkisch sein.
Fazit: Die düstere Saga „Captain America: Civil War“, die für einen Bürgerkrieg dann doch recht wenige Kriegsszenen hat, gibt (nach Ansicht der FilmClicks-Redaktion) eine Lesart her, die global interpretiert werden kann.
Und zwar: Die amerikanischen Helden haben aufgehört, der Welt Gutes zu tun. Sie zerfleischen einander gegenseitig, anstatt anderen zu helfen. Aufs US-Wahljahr bezogen, könnte man sagen: Das Team Iron Man (Zustimmuing zur internationalen Kontrolle) steht für die Haltung der Demokraten, das Team Captain America (gegen Kontrolle) für jene der Republikaner. Es darf aber bezweifelt werden, dass die Filmemacher diese Sicht auf ihr Werk beabsichtigt haben.

IDEAL FÜR: Comic-Fans, die jeden Marvel-Film anschauen.






Trailer
LÄNGE: 147 min
PRODUKTION: USA / Deutschland 2016
KINOSTART Ö: 27.04.2016
REGIE:  Anthony Russo, Joe Russo
GENRE: Abenteuer|Action
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Robert Downey Jr.: Tony Stark / Iron Man
Chris Evans: Steve Rogers / Captain America
Scarlett Johansson: Natasha Romanoff / Black Widow
Sebastian Stan: Bucky Barnes / Winter Soldier
Daniel Brühl: Baron Zemo
Tom Holland: Peter Parker / Spider-Man
Elizabeth Olsen: Wanda Maximoff / Scarlet Witch
Jeremy Renner: Clint Barton / Hawkeye
Paul Rudd: Scott Lang / Ant-Man
Paul Bettany: Vision
Emily VanCamp: Sharon Carter

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