DIE STORY: Das Journalisten-Drama „Spotlight“ ist mit zwei großen Oscars (bester Film, bestes Drehbuch) der Sensations-Hit im Oscar-Rennen 2016.
In der wahren Geschichte, die dem Film zugrunde liegt, geht es um ein Recherche-Team der US-Zeitung „Boston Globe“, das 2001/02 eine gigantische Affäre um den sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche offenlegte. Mehrere Hundert Pfarrer waren in den Fall verwickelt, der schließlich zum Rücktritt von Bernard Francis Law, dem Kardinal der Diözese Boston, führte.
DIE STARS: Michael Keaton, der 2015 für „Birdman“ den Golden Globe des besten Schauspielers gewann, kann dieses Jahr bei der Oscar-Gala seinen „Spotlight“-Kollegen Mark Ruffalo und Rachel McAdams die Daumen drücken. Die beiden sind als beste Nebendarsteller nominiert.
Autor/Regisseur Tom McCarthy, der den Pixar-Animations-Hit „Oben!“ schrieb, hat doppelte Oscar-Chancen: Für die beste Regie und (gemeinsam mit Josh Singer) fürs beste Original-Drehbuch.
„Spotlight“ ist obendrein einer der acht Kandidaten für den Oscar des besten Films des Jahres.
DIE KRITIK: Das spannungsgeladene Drama „Spotlight“ gehört einem Genre an, das selten geworden ist und in Zukunft wohl noch exotischer wird: „Spotlight“ singt das Hohelied engagierter Journalisten, die einen großen Skandal aufdecken.
Der Film verbeugt sich stilistisch vor dem Meisterwerk des Genres, dem Watergate-Drama „Die Unbestechlichen“ mit Robert Redford und Dustin Hoffman. Die Story ist so spannend, dass sie das Publikum mühelos für 128 Minuten im Sessel festschraubt.
Alles beginnt mit einem Auftrag des neuen Chefredakteurs des „Boston Globe“ (Liev Schreiber): Man möge doch einmal überprüfen, was es mit den Gerüchten um Missbrauchsfälle durch Priester im Nordosten der USA auf sich habe.
Das „Spotlight“-Team des Zeitung, das sich um Skandale im Raum Boston kümmert, macht sich an die Arbeit. Michael Keaton, Rachel McAdams und Mark Ruffalo führen die Truppe an, die zunächst auf eine Mauer des Schweigens stößt. Und die dann bald einem Ring von geistlichen Sexualverbrechern auf die Spur kommt, deren Taten alle erwarteten Ausmaße sprengen.
Der prächtig gespielte Presse-Thriller zeigt auf mitreißende Art, wie professionelle Journalisten große Geheimnisse aufdecken, die von den Geheimnisträgern mit größter Energie unter den Teppich gekehrt werden.
Zugleich ist „Spotlight“ ein melancholischer Schwanengesang auf diese aufwendige Form des Journalismus. Denn durch die globale Medienkrise werden teure Recherche-Teams immer häufiger eingespart. Und das ist, banal gesagt, gut für die Schurken und schlecht für die Demokratie: Korruptionisten und andere Gauner können sich sicherer fühlen, wenn auf Seiten der Medien das Korrektiv fehlt, das üble Machenschaften aufdeckt.
IDEAL FÜR: Filmfreunde mit Interesse am Zeitgeschehen, die den Kopf schütteln, wenn akribisch recherchierende Journalisten als „Lügenpresse“ denunziert werden.