DIE STORY: Der 15-Jährige Peter Parker (Tom Holland) kehrt in „Spider-Man: Homecoming“ aus Deutschland zurück nach Amerika, wo er an der Seite von Iron Man (Robert Downey Jr.) und Black Widow (Scarlett Johansson) in interne Kämpfe der Avengers-Superhelden verwickelt war.
Daheim in New York muss Peter Parker wieder auf die Schulbank. Der Alltag in der High School fällt ihm schwer. Schließlich ist er im Spinnenmann-Kostüm ein Superheld und brennt darauf, seine Kräfte auch einzusetzen. Doch sein Mentor Tony Stark/Iron Man hält sich mit Aufträgen zurück. Also begnügt sich Peter bei seinen Spider-Man-Ausflügen einstweilen damit, Kleinkriminelle aufzumischen.
Doch im Geheimen wächst bereits eine große Herausforderung heran. Der Mechaniker Adrian Toomes (Michael Keaton), genannt The Vulture, der Geier, verliert den Auftrag, außerirdische Waffenüberreste zu shreddern, die bei einer Alien-Attacke auf New York übrig blieben. Das macht ihn böse. The Vulture hat aber einige Bauteile abzweigen können, aus denen er mit seinen Kumpels nun hochgefährliche Waffen herstellt.
Bei Attacken auf das Washington Monument und auf die Staten Island Ferry in New York zeigt der Geier, dass in ihm ein neuer Superschurke heranwächst. Peter Parker erkennt, welche Bedrohung von dem Mann ausgeht. Er stellt sich ihm in den Weg – vorerst allein. Denn sein väterlicher Freund Iron Man braucht noch etwas Zeit, um zu erkennen, mit welchem eisenharten Kalkül The Vulture seine Beutezüge durchzieht.
DIE STARS: Der 21-jährige Londoner Schauspieler Tom Holland geht mit seinem blutjungen Aussehen locker als Teenager durch. Das macht ihn nach Ansicht seines Regisseurs Jon Watts zum „idealen Peter Parker“.
Hollands Gegenspieler Michael Keaton durchlebt als The Vulture schon seine dritte Existenz im Superhelden-Genre. Erst spielte er den Batman, dann holte er in der Arthaus-Farce „Birdman“ eine Oscar-Nominierung, und nun präsentiert er sich als Schurke.
Robert Downey Jr. schlüpft routiniert einmal mehr in die Doppelexistenz als Milliardär Tony Stark / Iron Man. Oscar-Preisträgerin Marisa Tomei ist dem sehr jugendlichen Spider-Man eine sehr jugendliche Tante May.
Von den Newcomern ragen Jacob Batalon als nerdiger und wohlbeleibter Peter-Parker-Sidekick Ned sowie Laura Harrier als Liz heraus: Auf die schöne Schülerin richten sich die ersten keuschen erotischen Träume von Peter, der nicht nur ein Superheld ist, sondern auch mitten in der Pubertät steckt.
DIE KRITIK: Um von Anfang an zu verstehen, was in „Spider-Man: Homecoming“ abgeht, sollte man unbedingt mit dem Marvel-Actionhit „The First Avenger: Civil War“ aus dem Vorjahr vertraut sein (hier der Link zur
FilmClicks-Kritik).
„Homecoming“ schließt nämlich direkt an „Civil War“ an. Die Zusammenhänge werden nicht erklärt, sondern als Wissen des Publikums vorausgesetzt.
Tom Holland blickt als Peter Parker oft und gern an die Tage seines ersten großen Einsatzes in „Civil War“ zurück. Er hat die Avengers-Kämpfe mit der Handy-Kamera dokumentiert und liebt es, die Bilder auf dem Laptop anzuschauen.
Handy-Kamera? Laptop? Diese Utensilien sind schon ein Hinweis auf den aktuellen Stil der Serie. In der dritten Neuauflage seit 2002 ist „Spider-Man“ so jung wie nie zuvor. Peter Parker wird als typischer Teenager von heute vorgestellt, zu dessen Alltag die Elektronik genauso gehört wie die sozialen Medien.
Dass dieser Schuljunge auch noch die Fähigkeit besitzt, magische Spinnfäden auszuwerfen, mit denen er sich durch alle Hochhaus-Schluchten katapultiert, ist anfangs fast Nebensache. „Spider-Man: Homecoming“ ist in der ersten Stunde mehr High-School-Komödie als Superhelden-Abenteuer.
Peter Parker und sein ständiger Begleiter, der geschwätzige Ned (Jacob Batalon) werden als Außenseiter in der Klasse geschildert. Wenn Peter der schönen Schülerin Liz (Laura Harrier) ein paar verträumte Blicke zuwirft, dann versinkt er fast im Boden vor Schüchternheit.
Regisseur Jon Watts hat mit „Homecoming“ einen freundlichen und sympathischen Film inszeniert, der zum Beispiel auch auf die Multi-Kulti-Welt Bezug nimmt, in der die Kids von heute aufwachsen. Peters Freund Ned trägt asiatische Gesichtszüge. Seine schöne Flamme Liz hat einen kaffeebraunen Teint.
Fazit: Wer noch zur Schule geht oder der Schulzeit frisch entwachsen ist, wird sich in der Story gewiss zuhause fühlen. Wer hingegen ein knalliges Superhelden-Abenteuer erwartet, wird nicht extrem reich beschenkt.
Das beginnt bei den Charakteren: Robert Downey Jr. etwa hat in den „Iron Man“-Filmen bewiesen, dass er seinen Mann aus Eisen mit viel bissigem Humor anreichern kann. Hier allerdings bekam er von den (insgesamt sechs!) Drehbuch-Autoren Dialoge ins Skript geschrieben, die ihn so blass wirken lassen wie selten zuvor.
Michael Keaton wiederum ist kein Schurke, vor dem man zitternd in die Knie geht. Zwar beherrscht es der Star, diabolische Charaktere zu formen, doch das ist in diesem Fall gar nicht gefragt. Als Gangster The Vulture kann er fliegen, wie es sich für einen Geier gehört, aber er ist kein größenwahnsinniger Despot, der mit drei Schritten die Weltherrschaft anstrebt. Sendern eher ein frustrierter Technik-Tüftler, der halt mal ausprobiert, was mit seinen Wunderwaffen so geht (als erstes setzt er seine Jungs auf Geldautomat-Plünderungen an). Und als er merkt, dass eine Menge geht, will er halt immer mehr.
Die Fallhöhen der Konflikte sind in „Spider-Man: Homecoming“ somit nicht übertrieben groß. Doch immerhin wird die Action sehr effektvoll in Szene gesetzt. Als Abenteuer für die Augen macht der „Spidey“-Neubeginn großen Spaß, auch wenn der Film gelegentlich recht gemächlich über die Leinwand tuckert.
IDEAL FÜR: „Spider-Man“-Fans, die einen sehr jugendlichen Peter Parker kennenlernen wollen.