DIE STORY: In „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1“ werden die Karten neu gemischt. Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) hat die 75. Hungerspiele, mit denen der zweite Film
„Catching Fire“ endete, schwer verletzt überlebt. In einer unterirdischen Welt wacht sie wieder auf: Im Distrikt 13 des Staats Panem, der den Rebellen gegen die Diktatur von Präsident Snow (Donald Sutherland) als Basis dient.
Dort führt eine neue Figur das Kommando: Die Distrikt-Präsidentin Alma Coin (Julianne Moore). An ihrer Seite steht Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffman), der einstige Zeremonienmeister der Hungerspiele. Er ist nicht der einzige, der von den Machthabern zu den Rebellen übertrat. Auch die kapriziöse Effie Trinket (Elizabeth Banks) trägt jetzt den Military-Look des Widerstands statt schillernder Roben.
Katniss hat den Blues. Sie glaubt, dass ihr Gefährte und Mitkämpfer Peeta Mellark (Josh Hutcherson) bei den Hungerspielen umkam. Trotzdem lässt sie sich widerstrebend darauf ein, als Mockingjay (Spottdrossel) zur Symbolfigur des Aufstands gegen die Diktatur zu werden. Als sie in einer TV-Übertragung aus der Hauptstadt Peeta auftreten sieht, ist sie wie elektrisiert. Auch er hat also überlebt! Doch wurde er einer Gehirnwäsche unterzogen? An der Seite von Präsident Snow betet er vor der Kamera die Sprüche des Diktators nach.
Egal: Katniss ist bereit zum Kampf. Es geht um die Befreiung der Bürger von Panem – und um die Befreiung von Peeta…
DIE STARS: Natürlich begegnet man hier, beginnend mit Jennifer Lawrence, dem kompletten Stammpersonal der „Panem“-Serie. Außer Donald Sutherland, Josh Hutcherson oder Elizabeth Banks sind auch Liam Hemsworth (Gale Hawthorne), Woody Harrelson (Haymitch Abernathy) oder Stanley Tucci (Caesar Flickerman) mit von der Partie.
Wichtigster Neuzugang in „Mockingjay – Teil 1“ ist Julianne Moore. Fans von Philip Seymour Hoffman werden den Film mit einiger Melancholie anschauen: Der Oscar-Preisträger, der im Februar 2014 verstarb, hat seine große Rolle noch komplett und kompetent fertig gespielt. Ihm ist der Film gewidmet.
DIE KRITIK: Die „Panem“-Serie nimmt mit dem ersten Teil des letzten Teils (das Finale folgt im November 2015) eine wichtige Kurve: Die Hungerspiele sind vorbei. Es werden also nicht länger Teenager in einen Kampf auf Leben und Tod gehetzt, den nur die wenigsten überleben.
Statt dessen wird die Science-Fiction-Reihe jetzt (noch) politischer. Der Blick auf den imaginären Staat Panem, in dem eine winzige Oligarchie die Volksmassen beinhart unterdrückt, gewinnt an Schärfe. Gleich zu Beginn bricht Katniss zu einer Expedition in ihre Heimat auf, in den Distrikt 12 des Landes, der von der Staatsmacht platt gemacht wurde. Die Trümmer rauchen noch.
Die Aufständischen von Distrikt 13 wollen mit professionell gemachten Videos die Botschaft unters Volk tragen, dass sich Katniss an die Spitze des Widerstands stellt. Doch bei den Aufnahmen im Studio (die Szene erinnert an die grandiose Polit-Farce „Wag The Dog“) klappt das nicht. Katniss agiert unbeholfen wie eine schlechte Schauspielerin.
Also geht es wieder hinaus in die feindliche Welt.
Katniss besucht mit einem Kamerateam eine Kampfeinheit von Aufständischen und muss dort mitansehen, wie die Luftwaffe des Regimes ein Lazarett niederbombt. Jetzt versprüht Katniss jene ehrliche Empörung, die sie im Video dann wie eine kriegerische Jeanne d’Arc aus Panem wirken lässt. Und Präsident Snow im Kapitol versteht die Botschaft. Sein Widerstand gegen die Widerständler wird noch härter.
Der Film fokussiert die Auseinandersetzung weniger auf den Streit politischer Systeme, als auf die Hauptfiguren Katniss und Peeta. Die Revolutionäre unternehmen einen tollkühnen Versuch, um Peeta aus dem Capitol herauszuholen – und argwöhnen einen Hinterhalt, als die Expedition scheinbar mühelos die ersten Hürden nimmt.
Zwar gibt es weniger Action als in den ersten zwei „Panem“-Folgen, doch dafür kann man sich jetzt auf das hochklassige Ensemble konzentrieren, das von Regisseur Francis Lawrence (einem gebürtigen Wiener) in sehenswerte Dialog-Duelle geführt wird.
Und auch ohne die Kämpfe der Hungerspiele warten genug spektakuläre Szenen. Etwa dann, wenn die Aufständischen in einem Sabotage-Akt einen mächtigen Staudamm attackieren.
So liefert „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1“ eine prächtige Mischung aus jugendlichem Abenteurertum und gescheiten Gedanken über Freiheit und Unterdrückung, Diktatur und Demokratie. Das Finale bietet eine weitere positive Überraschung. Obwohl die Geschichte praktisch in der Mitte aufhört (der Abschluss der Romantrilogie von Suzanne Collins wird ja erst im zweiten Teil von „Mockingjay“ gezeigt), findet der Film zu einem echten, spannungsgeladenen Finale.
Fazit: Der dritte „Panem“-Film ist absolut sehenswert – mit einer kleinen Einschränkung: Neu-Einsteiger tun sich schwer. Um der Handlung folgen zu können, sollte man die ersten zwei „Panem“-Geschichten gesehen oder gelesen haben.
IDEAL FÜR: alle „Panem“-Fans.