Die Frau in Gold

Der Streit um Klimts „Goldene Adele“


FilmClicks:
Maria Altmann (Helen Mirren) & Anwalt Randol Schoenberg (Ryan Reynolds) vor Klimts „Goldener Adele“ © Square One
DIE STORY: „Die Frau in Gold“ ist der erste Film seit Jahren, der einen authentischen Fall aus Österreich mit den Mitteln des großen Hollywood-Kinos auf die Leinwand bringt.
Helen Mirren spielt die von den Nazis ins Exil gezwungene Wienerin Maria Altmann (1916 – 2011), die 2006 den spektakulärsten Fall von Kunst-Restitution gewann.
Mit Hilfe ihres Anwalts Randol Schoenberg (Ryan Reynolds) und des Wiener Journalisten Hubertus Czernin gelang es ihr, ein Familien-Erbstück von der Republik Österreich zurückzubekommen. Es ging um „Östereichs Mona Lisa“, wie es einmal im Film  heißt. Um die berühmte „Goldene Adele“ (Bildnis Adele Bloch-Bauer) von Gustav Klimt, die der Familie Altmann von den Nazis abgepresst wurde.

Vor dem Schiedsgericht: Ryan Reynolds, Helen Mirren und Daniel Brühl © Square One

DIE STARS: US-Filmmogul Harvey Weinstein zog beim Projekt „Die Frau in Gold“ im Hintergrund die Fäden, und das schimmert schon bei der erlesenen Besetzung durch. Die Britin Helen Mirren, die mit und als „The Queen“ den Oscar gewann, porträtiert die Ex-Wienerin Maria Altmann.
Hollywood-Star Ryan Reynolds („Green Lantern“) spielt den Altmann-Anwalt Randol Schoenberg (übrigens ein Enkel des Wiener Komponisten Arnold Schönberg). Der Deutsche Daniel Brühl, Darsteller des „profil“-Journalisten Hubertus Czernin,  hat schon als Niki Lauda in „Rush“ bewiesen, dass ihm die Porträts von Wienern liegen.
Der britische Regisseur  Simon Curtis hat ein Händchen für Stoffe mit realem Hintergrund: 2011 machte er mit dem Monroe-Film „My Week With Marilyn“ Furore.
 
DIE KRITIK: Der Streit um die Restitution des „Bildnis Adele Bloch-Bauer“ sorgte in den Jahren bis 2006 in Österreich für mächtige Schlagzeilen. Die Republik zeigte anfangs keinerlei Bereitschaft, das Gemälde, ein Glanzstück aus der Sammlung des Wiener Belvedere, an die Erbin zurückzugeben.  
Dabei war die Sachlage klar. Maria Altmann, geborene Bloch-Bauer, war eine Nichte jener Adele Bloch-Bauer, die 1907 für das Klimt-Meisterwerk Modell stand. Das Bild gehörte ihrer Familie.
Als die Nazis in Österreich an die Macht kamen, gelang es Maria Altmann 1938, zu fliehen. Andere Familienmitglieder schafften das nicht mehr. Das „Adele“-Porträt wurde (gemeinsam mit vier anderen Klimt-Gemälden der Bloch-Bauers) von den Nazis einkassiert. Maria Altmann ließ sich in Los Angeles nieder, wo sie heiratete, vierfache Mutter wurde und eine kleine Boutique betrieb.
„Die Frau in Gold“ macht aus dem Fall ein spannungsgeladenes Doku-Drama, das die 100 Jahre von der Entstehung des Bilds (Moritz Bleibtreu hat einen skurrilen Kurzauftritt als vollbärtiger Gustav Klimt) bis zur Rückgabe an Maria Altmann umfasst.
Der Film, für den ausgiebig in Wien gedreht wurde, fesselt in vielerlei Hinsicht: Als Zeitgemälde, das Wien in seinen glanzvollsten und seinen furchtbarsten Ausprägungen zeigt. Als Justiz-Thriller, der seine Protagonisten auf dem steinigen Weg zur Gerechtigkeit begleitet. Und als Kino-Erlebnis, prall gefüllt mit feinster Schauspielkunst.
Helen Mirren ist einfach göttlich als resolute und launische alte Dame Maria Altmann, die aus der neuen Heimat Los Angeles nie wieder nach Wien zurückkehren will und die doch in ihrem Englisch einen unverkennbaren Wiener Zungenschlag hat (wir empfehlen die Originalfassung!).
Ryan Reynolds  porträtiert Randol Schoenberg als engagierten Juristen,  der seine Karriere aufs Spiel setzt, um den Restitutions-Fall durchzukämpfen.  Daniel Brühl setzt mit stiller Unnachgiebigkeit dem 2006 verstorbenen „profil“-Journalisten Hubertus Czernin ein Denkmal, dessen Beiträge sehr wichtig waren, um die Stimmung in Österreich zu drehen.
Auch das mehr als unwillig agierende offizielle Österreich – von Ministerin Elisabeth Gehrer (Olivia Silhavy) bis zum Kultur-Sektionschef Rudolf  Wran (Ludger Pistor) - kommt mit Klarnamen in der Geschichte vor.
Zwar hat die Story des Films, wie Eingeweihte monieren, einige historische Ungenauigkeiten (vor allem die Rolle Hubertus Czernins kommt demnach zu kurz). Doch unterm Strich ist „Die Frau in Gold“ trotzdem ein glorioses Kino-Drama über Kunst und Diktatur, über Recht und staatliche Willkür. Für Österreicher besitzt der Film natürlich noch einen zusätzlichen Reiz – er lädt ein zur Reflexion über das eigene Land.
 
IDEAL FÜR: Freunde von realistischen Kino-Dramen, die in diesem Kunst-Krimi obendrein einen ausgiebigen Blick auf Wien werfen können.






Trailer
LÄNGE: 109 min
PRODUKTION: USA / Großbritannien 2015
KINOSTART Ö: 04.06.2015
REGIE:  Simon Curtis
GENRE: Biografie|Drama
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Helen Mirren: Maria Altmann
Ryan Reynolds: Randol Schoenberg
Daniel Brühl: Hubertus Czernin
Olivia Silhavy: Elisabeth Gehrer
Ludger Pistor: Rudolf Wran
Moritz Bleibtreu: Gustav Klimt

Interview
„Wien hat uns sehr herzlich empfangen“
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