Der große Gatsby
Reicher Mann - fliehendes Glück
DIE STORY: „Der große Gatsby“: Ein sagenhaft reicher Mann taucht in den 20er Jahren in der Nähe von New York auf, baut sich ein Traumschloss und schmeißt jede Nacht die fettesten Partys. Sein armer Nachbar fragt sich, was all das soll. Bis er eines Tages eingeladen wird und die ganze Wahrheit um Jay Gatsby und seinen Traum, die Vergangenheit zurückzuholen, erfährt.
DIE STARS: Größer geht es kaum. Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Isla Fisher und Joel Edgerton. Sie alle haben ihren Platz in dieser 3D-Extravaganza. Aber Leonardo spielt nicht nur gut, er ist Gatsby. Wie er in diese Figur hineinkriecht und sein Scheitern deutlich macht, dafür gibt es in der Filmwelt nur ein Wort: Oscarreif!
KURZKRITIK: Wie lässt man die 20-er Jahre wieder auferstehen? Baz Luhrmanns Antwort ist einfach. Man lädt den Zuschauer zu einer Zeitreise ein. Überflutet ihn mit Eindrücken, dass er sich entweder entsetzt abwendet oder begeistert ausruft: „Dafür wurde Kino erfunden!“. Dieser Trip in die 20er Jahre ist Überwältigungs-Kino vom Feinsten, das aber mit Effekten nicht erschlägt. Leonardo DiCaprio und Carey Mulligan als tragisches Liebespaar überzeugen, Tobey Maguire als Erzähler geht ans Herz.
IDEAL FÜR: alle, die in den letzten Jahren das Kino geschwänzt haben, die sich noch immer mit Wonne an „Titanic“ erinnern , und die Filme lieben, die größer sind als das Leben.
FILMCLICKS-KRITIK. In den USA kennt jedes Schulkind „Der große Gatsby“. Das hat einen Grund. Der Roman von F. Scott Fitzgerald ist Pflichtlektüre. Das große Problem ist nur, dass kaum einer der Schüler diesen in knappen Sätzen geschriebenen und dennoch so raffinierten Roman versteht.
Es ist nicht nur einfach eine tragische Liebesgeschichte von einem Mann, der sein Glück nicht festhalten kann. Es ist zugleich auch ein Sittenbild der 1920-er Jahre. Und ein Roman über den amerikanischen Traum.
All das in einen Film zu packen ist sehr schwer. Es gab zahlreiche Versuche, zuletzt 1974 mit Robert Redford. Dieser „Gatsby“, an seiner Seite war Mia Farrow zu sehen, ist ein extrem unterkühltes Werk, das man mit Interesse, aber auch mit gepflegter Langeweile anschaut.
Der Australier Baz Luhrmann – und deshalb handelt es sich hier keinesfalls um ein Remake – geht einen anderen Weg. Er hatte vor ein paar Jahren „Dial M for Murder“ von Alfred Hitchcock gesehen, eine frühe 3D-Arbeit. Besonders die Hauptdarstellerin Grace Kelly ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Schon seit Jahren tot und nun wieder in 3D vor seinem Auge.
Das gab den Ausschlag. Luhrmann, der schon mit seinen Stilmixen „Mouin Rouge“ und „Strictly Ballroom“ verwirrte und begeisterte, wollte eine Zeitreise in die 20er Jahre. Genau das ist ihm hier gelungen. Zum ersten Mal hat man das Gefühl, auf einer der Partys zu stehen. An den Reglern Jay-Z. Und das bedeutet, von Charleston geht es zu Brian Ferry und Lana del Rey und wieder zurück. Endlich wieder mal ein Soundtrack, den man sich sofort nach dem Film daheim auflegen will.
Baz Luhrmann schichtet Bilderschicht über Bilderschicht und ordnet musikalische Orkane dazu. Er will das Staunen des Publikums. Und er bekommt es auch. New York in den 20er Jahren ersteht wieder auf. Und mittendrin dieser Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio war schon seit Jahren nicht mehr so gut), der um seine Liebe Daisy (Carey Mulligan) kämpft, die er vor Jahren nicht bekommen konnte, weil er zu arm war.
„Der große Gatsby“ ist großes, emotional tief gehendes Kino. Ein Auftaktfilm der Filmfestspiele von Cannes, endlich mal wieder ein Auftakt nach Maß und nicht mediokres Filmschaffen, das nach zwei Stunden keinen mehr interessiert. Baz Luhrman wagt hier hier und gewinnt auf der ganzen Linie.