Blau ist eine warme Farbe
Eine große Liebe unter Frauen
DIE STORY: „Blau ist eine warme Farbe“ ist die Art Geschichte, die jedem von uns passieren könnte. Die 15jährige Adèle (die Entdeckung des Films: Adèle Exarchopoulos) geht eine Straße entlang, als ihr eine junge Frau mit blauen Haaren (gewohnt großartig: Léa Seydoux als Emma) entgegenkommt und Adèle der Schlag trifft. Diese Frau ist die Liebe ihres Lebens. Adèle geht auf die Suche, findet Emma und verbringt in den kommenden drei Jahren viel Zeit mit ihr.
DIE STARS: Adèle Exarchopoulos und Léa Seydoux tragen diesen Dreistünder mit einer Selbstverständlichkeit, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan - hinreißend!
KURZKRITIK: Wie thematisiert man Liebe? Viel zu oft bekommen wir im Kino entweder das Staubzucker-Bild präsentiert. Schön für den Moment, aber letztendlich viel zu süß und weit ab von der Realität. Oder es geht drastisch zur Sache, sodass das Gefühl entsteht, niemand würde je so lieben. Dem französischen Regisseur Abdellatif Kechiche nun gelingt das Kunststück, ganz normale Liebe im Kino so natürlich zu filmen, dass alles nachvollziehbar wirkt. Aber dennoch ist der Film aufregend und spannend. Nur allzu prüde darf man nicht sein.
IDEAL FÜR: Freunde des Arthaus-Kinos, denen manchmal zu viel Künstlichkeit in den Filmen herrscht. „Blau ist eine warme Farbe“ wirkt wie ein hochspannender Einblick in das Liebesleben von zwei jungen Frauen.
FilmClicks Kritik. Der Franzose Abdellatif Kechiche ist nach wie vor ein Geheimtipp. Obwohl er schon so tolle Filme wie „Couscous mit Fisch“ oder „Schwarze Venus“ gedreht hat. Mit „Blau ist eine warme Farbe“ (der internationale Titel „Blue is the warmest color“ ist noch viel schöner) dürfte er nun endgültig im internationalen Rampenlicht angekommen sein. Zumal dieser Film – nach Meinung von Kritik und Publikum völlig zu Recht – beim Festival Cannes die Goldene Palme bekam. Und, um es gleich zu sagen: Der Skandal, der dem Film hin und wieder angedichtet wird, findet nicht statt.
„Blau ist eine warme Farbe“ sei ein Film mit reichlich Lesbensex, war in letzter Zeit zu lesen. Zudem gefilmt aus männlicher Sicht. Zweites trifft zu, schließlich ist Abdellatif Kechiche ein Mann. Aber die Sexszenen nehmen nicht einmal ein Fünfzehntel des gesamten Filmes ein und sie sind nicht nur sehr elegant gefilmt. Sie machen Sinn und sind in der Dramaturgie einfach nötig.
Kechiche bringt das kleine Kinowunder fertig, die Geschichte der Adèle in langen drei Stunden zu erzählen - und nicht eine einzige Sekunde dieses Meisterwerks mag man im Anschluss missen. Es macht sogar Sinn, sich dem Film mehrfach auszusetzen. Denn der Regisseur arbeitet wie ein Maler. „Blau ist eine warme Farbe“ darf als Ankündigung verstanden wissen. Nicht nur die Haare von Emma (Léa Seydoux) sind in der Titelfarbe gehalten. Die Farbe taucht in vielen Szenen, in den unterschiedlichsten Schattierungen wieder auf.
Die Story: Adèle (Adèle Exarchopoulos) ist ein junges Mädchen, das auf der Suche nach der sexuellen Orientierung ist. Sie trifft sich hin und wieder mit Jungs. Spürt aber, dass da etwas fehlt.
Erst als sie auf Emma trifft und diese ihr Leben komplett aushebelt, merkt sie, dass diese Begegnung eventuell das fehlende Stück sein könnte. Aber noch lange wehrt sie sich gegen den Begriff Lesbe. Sie akzeptiert ihn nicht, als die Mitschüler sie so nennen. Für sie ist die Liebe, die sie mit Emma erlebt, das Wundervollste und Selbstverständlichste, das Normalste auf der Welt.
Und genau so erzählt Kechiche von dieser Liebe. Von der Aufregung, den Konflikten, die es mit sich bringt, wenn eine Tochter aus Arbeiterkreisen auf eine Künstlerin trifft, bis hin zum Ende, das beide Charaktere gereift entlässt. Ein Meisterwerk des realistischen Kinos!