DIE STORY: „A Bigger Splash“ ist erstens ein Remake des Romy Schneider/Alain Delon-Hits „Der Swimmingpool“ und damit zweitens ein Drama, das sich zu einem Wohlfühlfilm entwickelt, bevor es ein Thriller wird.
Zu Beginn versteckt sich die berühmte Rocklady Marianne (Tilda Swinton in der Romy-Rolle), die gerade nach einer Stimm-Operation nicht sprechen darf, mit ihrem aktuellen Lebensgefährten Paul (Matthias Schoenaerts in der Delon-Rolle) auf der kleinen Insel Pantelleria nahe Sizilien.
Die Ferienruhe wird empfindlich gestört, als Mariannes Ex-Lover Harry (Ralph Fiennes) auftaucht, im Schlepptau seine Tochter Penelope (Dakota Johnson). Man tauscht Erinnerungen aus – die drei älteren Herrschaften waren oder sind noch im Musik-Geschäft.
Die Tage fließen zäh dahin. Bis Penelope das Gleichgewicht empfindlich stört. Plötzlich geht es um Leben und Tod.
DIE STARS: machen ihre Sache ganz ausgezeichnet. Tilda Swinton überzeugt als Rock-Lady in David-Bowie-Optik, die auch schweigend und leidend sehr viel Charme und Sexappeal verströmt. Matthias Schoenaerts als Paul ist noch am ehesten unterbeschäftigt. Der extrem wandelbare Schauspieler muss hier nur gut aussehen. Ähnliches trifft auch auf Dakota Johnson zu, die eine sehr gute Figur macht, wenn sie auf Männerfang geht.
Den mit Abstand besten Part aber hat Ralph Fiennes. Sein Harry, der so sehr in der Vergangenheit lebt, der hemmungslos jede Gesprächsrunde sprengt und der immer alles auf sich bezieht, ist einfach wunderbar hingerotzt.
DIE KRITIK: Ja, diesen Film gab es schon mehrfach. 1969 (mit Romy Schneider & Alain Delon) und 2003 (mit Charlotte Rampling & Ludivine Sagnier) hieß der Streifen „Der Swimmingpool“ bzw. „Swimming Pool“. Was den italienischen Regisseur Luca Guadagnino bewogen haben mag, nun erneut eine Version davon herzustellen, wird wohl ein Rätsel bleiben.
Guadagnino legt seine Neudeutung zu Beginn als erotisch aufgeheiztes Drama an. Die Bilder der Insel sind spektakulär. Es wird wenig gesprochen, weil die Hauptfigur Marianne Sprechverbot hat. Deshalb herrscht Ruhe. Gute Idee. In den meisten Filmen wird eh zu viel gequatscht, anstatt sich auf starke Bilder zu verlassen.
Mit der Ruhe ist es aber bald vorbei. Ein alter Bekannter macht das Paar ausfindig und quartiert sich bei den beiden ein. Harry (Ralph Fiennes) reißt das Geschehen und damit den Film ohne Rücksicht auf Verluste an sich.
Wenn diese schauspielerische Urgewalt beginnt, zu alten Hits der Rolling Stones zu tanzen (oder, besser gesagt, irgendwie die schmalen Hüften zu schütteln und dann auch noch zu singen), dann kann man nicht anders. Man muss diesen Schauspieler dafür einfach lieben.
Neben dem Fiennes-Sturm bringt sich aber auch Dakota Johnson als Penelope in Stellung. Harrys Tochter tut am Anfang so, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Doch das ändert sich im Laufe des Films gewaltig, wenn aus dem Drama ein beinharter Thriller wird.
Als „Swimming Pool“ im Jahr 2003 erschien, war es eine reine Freude, zu sehen, welche neuen Töne der Franzose Francois Ozon der alten Geschichte beigemischt hatte. Es ging nach wie vor um einen Pool, aber aus dem Vierergespann wurde ein Psycho-Duell zwischen zwei Frauen.
Luca Guadagnino nun geht zum Original (das zwar die bezaubernde Romy Schneider, aber auch keine überragende Geschichte hatte) zurück und macht – bis auf wenige Abstriche – eine Blaupause.
Für alle, die das Original kennen, dürfte dies eine Enttäuschung sein. Alle anderen können sich an erlesenen Bildern und schönen Körpern plus einigen Dialogen über die Leere im Musikgeschäft erfreuen.
IDEAL FÜR: erwachsene Filmfreunde, die einen Mix aus Erotikdrama und Thriller mit schönen Menschen und traumhafter Umgebung genießen wollen.