Ralph Fiennes
über seine hysterische Rolle in „A Bigger Splash“
„Das Tanzen hat mich Überwindung gekostet“
06.05.2016
Interview:
Peter Beddies
Ralph Fiennes: Der englische Hollywood-Star ist häufig auf Männertypen abonniert, die eine gewisse Melancholie austrahlen. Ganz egal, ob er in einem Drama wie „Der englische Patient“, in einem Thriller wie „Der ewige Gärtner“ oder in einer Komödie wie „Grand Budapest Hotel“ die Hauptrolle spielt. Im Erotik-Thriller „A Bigger Splash“ erlebt man Fiennes jetzt einmal ganz anders: Als manischer und lebenslustiger Musikproduzent strahlt er so viel ungehemmte und exaltierte Hysterie aus, als hätte er vor jeder Szene zehn doppelte Espresso geschluckt. Im FilmClicks-Interview erzählt Fiennes, wie es sich für ihn anfühlte, diesen Berserker zu porträtieren.
FilmClicks: Mr. Fiennes, so kennen wir Sie gar nicht: In „A Bigger Splash“ sieht man Sie sehr ausgelassen tanzen.
Ja, das hat mich ein bisschen Überwindung gekostet, um ehrlich zu sein.
Sie sind nicht der beste Tänzer?
Ach, das geht schon. Aber eine Platte aufzulegen und dann durchs Zimmer zu tanzen oder über eine Terrasse, das war neu für mich. Zum Glück ist mein Bruder Magnus Musiker. Der konnte mir Tipps geben, wie man sich verhält, ohne dass es albern aussieht. Und natürlich wird nicht einfach so drauflos getanzt. Ich habe mir eine Lehrerin besorgt und die hat dann alles mit mir einstudiert.
In „A Bigger Splash“, einem Film, der von vielen Träumen und entgangenen Möglichkeiten handelt, wird die Musik der Rolling Stones gespielt. Hätten es auch die Beatles sein können?
Nein, für mich nicht. Die Beatles hatten wahrscheinlich die besseren Lieder. Aber die Stones habe ich immer mehr gemocht, weil sie für pure Energie und Rock`n`Roll stehen. Manchmal braucht man so etwas im Leben.
Kommt jetzt die große Trendwende in Ihrer Karriere und wir erleben Sie auch als Darsteller und Regisseur von Komödien?
Das glaube ich eher nicht. Als Schauspieler kann das schon mal vorkommen. Aber nicht in meiner Arbeit als Regisseur. Da bin ich gerade in der Vorbereitung für mein nächstes Projekt. Ich möchte gern einiges aus dem Leben des Tänzers Rudolf Nurejew erzählen. Das wird ganz bestimmt keine Komödie.
Eine andere große Baustelle ist Ihre Rolle als Geheimdienstchef M in den „Bond“-Thrillern. Im Gegensatz zu Ihrer Vorgängerin Judi Dench sind Sie ein Teil von James Bonds Team.
Ja, den Ansatz finde ich gut. In Zeiten wie diesen wird es doch immer unglaubwürdiger, wenn James Bond alle Probleme selbst löst. Wir sind seine Mannschaft im Hintergrund, die ihm den Rücken freihält. Kann mir gut vorstellen, dass das noch ein paar Jahre so weitergeht.
Im Grunde ist das ein Job, den Sie bis Mitte 80 machen können.
Sind Sie verrückt?
(lacht) Keine Ahnung, ob ich jemals so alt werde. Auf jeden Fall mag ich ungern so weit in die Zukunft blicken.