Dakota Johnson
über ihre Rolle in „A Bigger Splash“ und den Rummel um ihre Person
„Meine Filmfigur ist eine manipulative kleine Schlampe“
06.05.2016
Interview:
Matthias Greuling
Im Kino hat Dakota Johnson mit „Fifty Shades of Grey“ einen Hype ausgelöst, den Hollywood im Genre des Erotikfilms schon lange nicht mehr gesehen hat. Doch die 25jährige Tochter von Melanie Griffith und Don Johnson will sich nicht auf Rollen reduzieren lassen, in denen sie nackt durchs Bild stakst. Allerdings: In „A Bigger Splash“, dem Remake des Alain-Delon/Romy-Schneider-Klassikers „Der Swimmingpool“, ist sie jetzt sogar splitternackt zu sehen - ganz anders als in der züchtigen SM-Romanze, die sie berühmt machte. Wir trafen Dakota bei der Premiere von „A Bigger Splash“ in Venedig zum Interview.
FilmClicks: In Ihrem neuen Film „A Bigger Splash“ spielen Sie ein „böses“ Mädchen. Mögen Sie das?
Dakota Johnson: Ja. Meine Figur ist eine manipulative kleine Schlampe. Das war jetzt sehr eloquent von mir, nicht? Sie hat eine dunkle Seite und liebt es, mit den Gefühlen ihrer Mitmenschen zu spielen. Sie ist an einem Punkt in ihrem Leben, an dem sie sich und ihre Grenzen austesten will.
Reizt eine solche ambivalente Figur mehr als andere Rollen?
Es ist schwierig, solche Figuren in Filmen zu finden. Junge Frauen können meist nur Figuren spielen, die als makellos, wunderbar und liebenswert gezeichnet sind. Das ist schade. Außerdem geht es auch um die Macht, die Frauen haben können, wenn sie sich trauen, sie auszuspielen. „A Bigger Splash“ist mehr eine Hommage an „Lolita“ als an „Der Swimmingpool“.
Seit „Fifty Shades of Grey“ ist der Rummel um Sie enorm. Wie verarbeiten Sie das?
Ich habe ehrlich gesagt noch keine Ahnung. Ich lasse Sie das aber wissen, wenn ich es herausgefunden habe. Ich habe selbst überhaupt noch nicht kapiert, was da derzeit abgeht. Der Rummel hört gar nicht mehr auf. Ich bin ziemlich sprachlos.
Als Tochter zweier Filmstars wussten Sie sicher schon als Kind, was es heißt, berühmt zu sein.
Schon, aber für mich ist es eine sehr seltsame Situation, wenn alle Blicke auf mich gerichtet sind. Ich glaube, dass ich mich an diese Situation niemals gewöhnen werde. Und ich bin davon überzeugt, dass Leute, die sich daran gewöhnen können, wirklich im Arsch sind.
Wie haben Ihre Eltern sie darauf vorbereitet?
Das Umfeld meiner Eltern brachte natürlich mit sich, dass ich früh lernte, wie Menschen reagieren, wenn sie jemanden anhimmeln. Als Objekt dieser Begierde kann man sich dabei sehr unwohl fühlen. Es ist beinahe beängstigend. Trotzdem mache ich meinen Job, weil ich es meinen Fans schuldig bin. Es ist zugleich sehr schön, wenn Leute meine Arbeit lieben.
Wie hat man eigentlich in Hollywood auf „Fifty Shades“ reagiert? Bekommen Sie einschlägige Angebote?
Sie meinen Pornos?
(lacht)
Zum Beispiel.
Nicht alle Filme, die man mir anbietet, sind erotisch. Aber viele.
Gibt es etwas, das in Ihrem Leben nun zu kurz kommt?
Ich wünschte, ich wäre ein besserer Familienmensch, der sich mehr um alle kümmert und nicht das Arschloch ist, das alle Geburtstagsfeiern verpasst. Ja, schreiben Sie das auf! Schreiben Sie, Dakota Johnson hat „Arschloch“ gesagt.
Ihre Mutter hat sich standhaft geweigert, „Fifty Shades of Grey“ anzusehen. Wieso eigentlich?
Ich glaube, sie hat den Film noch immer nicht gesehen. Ich wollte eigentlich von Beginn an vermeiden, dass ihn meine Familie zu Gesicht bekommt. Ich hielt das aus den ganz offensichtlichen Gründen für unpassend. Dann habe ich aber darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es nicht schlimm wäre, wenn sie ihn sähen. Meine Schwester war stolz auf mich, nachdem sie den Film angeschaut hatte. Ich glaube, meine Mutter könnte „Fifty Shades“ auch vertragen, denn es ist ja nur ein Film. Sie könnte die Augen ein paar Mal zudrücken – und schon wäre nichts mehr dabei.
Gibt es einen Plan B für Sie, was Ihr Berufsleben betrifft?
Nein, nicht wirklich. Ich wollte immer vor die Kamera. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege: Backen ist meine Leidenschaft. So eine kleine Bäckerei wäre schon eine Alternative.
Steht einem die berühmte Familie karrieremäßig auch mal im Weg?
Die Familie ist hilfreich, wenn man durch sie mitbekommt, wie diese Arbeit funktioniert und wenn man damit aufwächst, ein Teil davon zu sein. Ich war meine ganze Kindheit über ständig irgendwelchen Künstlern ausgesetzt. Ich könnte meinen Job nicht so ausführen, wie ich es jetzt tue, hätte ich das alles nicht erlebt. Zugleich bekomme ich aber stetig all diese Fragen gestellt und muss den Leuten ständig mein Leben erklären. Jeden Tag.
Ist das denn so schlimm?
Nun ja, es wird leider mit der Zeit mühsam. Es tötet dir den letzten Nerv.