7 Tage in Entebbe

Terror von einst als Thema für heute


FilmClicks:
Die Terroristen Wilfried Böse (Daniel Brühl) und Brigitte Kuhlmann (Rosamund Pike) © 2018 20th CenturyFox
GESAMTEINDRUCK: „7 Tage in Entebbe“ nimmt das Publikum mit in eine schnörkellose und rasant geschnittene Thriller-Geschichtsstunde über eine Flugzeug-Entführung mit anschließender Befreiungsaktion im Jahr 1976.
 
DIE STORY:  Die „7 Tage in Entebbe“ gab es wirklich. Am 27. Juni 1976 wurde eine Air-France-Maschine auf dem Weg von Tel Aviv nach Paris durch palästinensische und deutsche Terroristen gekapert und ins ugandische Entebbe umgeleitet. Eine Woche lang dauerten die Verhandlungen der israelischen Regierung mit den Terroristen. Die Entführer, die sich selbst Friedenskämpfer nannten, waren uneins, wie sie mit der dramatischen Lage umgehen sollten. Schließlich griff ein israelisches Elite-Kommando ein.  Im Zentrum der Verfilmung stehen die deutschen Terroristen Wilfried Böse (Daniel Brühl) und Brigitte Kuhlmann (Rosamund Pike).        
 
Die Entscheidung: Das israelische Befreiungskommando rückt an © CentFox

DIE STARS: Daniel Brühl liegen die stillen Charaktere bei weitem mehr als die lauten. Genau so einen spielt er hier: Den Terroristen Wilfried Böse. Der sieht sich selbst als Menschenfreund und will die Volksmassen dazu bringen, sich gegen die Ungerechtigkeit in der Welt zu stellen. Die Zerrissenheit dieses Menschen, der im Zuge der Aktion auch Gewalt ausübt, bringt Brühl sehr gut auf den Punkt.
Rosamunde Pike ist die wesentlich entschlossenere Brigitte Kuhlmann, die keine Skrupel hätte, Menschen zu erschießen. Die Engländerin Pike hat sich für das Porträt der deutschen Terroristin eine sehr solide deutsche Aussprache zugelegt, die in der Originalfassung gut zu hören ist.
In einer eher kleinen, aber sehr wichtigen Rolle ist der englische Schauspieler Eddie Marsan zu sehen. Der Verwandlungskünstler porträtiert den israelischen Verteidigungsminister Shimon Peres einfach hinreißend.
            
Eddie Marsan (li.) ist brillant als Verteidigungsminister Shimon Peres © CentFox

DIE KRITIK: Wer an den deutschen Terror in den Siebzigern denkt, der hat die „7 Tage in Entebbe“ nicht automatisch auf dem Schirm. Da fallen einem eher die Entführung der Lufthansa-Boeing Landshut und die Ereignisse von Mogadischu ein. Entebbe ereignete sich 1976, ein Jahr vor Mogadischu. Es ist richtig und wichtig und gut, dass sich der brasilianische Regisseur José Padilha nun diesem Terror-Kapitel widmet.
1977, kein halbes Jahr nach der Entführung, kam der erste stargespickte Kinofilm über die Ereignisse heraus, viele folgten. In den letzten Jahren hat es aber keinen Versuch mehr gegeben, das Hijacking, die Befreiungsaktion und deren Hintergründe für ein jüngeres Publikum zu erzählen.
Was genau ist damals passiert? Warum wurde die Maschine entführt? Wer steckte dahinter und wieso konnte Israel nicht mit den Entführern verhandeln? Warum wirken diese Tage in der internationalen Politik immer noch nach?
Aus der Sicht der Terroristen sieht im Film zuerst alles nach einer recht einfach durchzuführenden Operation aus. Wilfried Böse (Daniel Brühl) und Brigitte Kuhlmann (Rosamund Pike) von den Revolutionären Zellen sind palästinensischen Terroristen zugeteilt. Die Maschine wird nach Uganda gebracht. Aber was dann beginnt, damit hat niemand gerechnet. Die diplomatischen Mühlen setzen sich in Bewegung. Wer ins Getriebe geriet, hat wenig Aussicht, die Woche von Entebbe zu überleben.    
José Padilha weiß, wie man so etwas inszeniert. Das hat er schon bei seinem Berlinale-Gewinner „Tropa de Elite“ unter Beweis gestellt. Und natürlich auch bei „Narcos“, der wahnsinnig intensiven Drogen-Serie. Auch hier schreiten die Ereignisse mit Tempo voran. Oder, was dem Film sehr gut tut, es wird eine unglaublich intensive Spannung aufgebaut. Zum Beispiel dann, wenn es in die Hinterzimmer der Macht – vor allem in Tel Aviv - geht, Am Ende der 107 Minuten versteht man vieles von dem, was in der Nahost-Politik bis heute geschieht, wesentlich besser. Und gut unterhalten fühlt man sich auch.          
 
IDEAL FÜR: Kinogänger, die gern historische Stoffe anschauen. Diesem hier hat sein Regisseur jegliches Gestern-Gefühl ausgetrieben. „7 Tage in Entebbe“! ist ein Terrorismus-Film für eine junge Generation. 






Trailer
LÄNGE: 107 min
PRODUKTION: USA / Großbritannien 2018
KINOSTART Ö: 03.05.2018
REGIE:  José Padilha
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Daniel Brühl: Wilfried Böse
Eddie Marsan: Shimon Peres
Rosamund Pike: Brigitte Kuhlmann

Interview
Der Star als Terrorist
Deutschlands Filmstar Daniel Brühl spricht im FilmClicks-Interview über sein neues Dokudrama „7 Tage in Entebbe“, in dem er den Terroristen Wildfried Böse spielt. Der Film rekonstruiert eine Flugzeugentführung, die im Jahr 1976 die Welt in Atem hielt.                       Mehr...