Viennale 2014

98.200 Besucher - 131 ausverkaufte Filme

06.11.2014
von  Gunther Baumann
So ging es los: Publikums-Andrang bei der Eröffnung der Viennale 2014 © Viennale / Newald
Die Schlussbilanz ist eine Erfolgsbilanz. Die Viennale 2014, die am 6. November endete, lockte insgesamt 98.200 Besucher an – um 800 mehr als im Jahr zuvor. Bei der Abschluss-Gala im Wiener Gartenbau-Kino wurden die Auszeichnungen des Festivals vergeben. Die Hauptpreise blieben dieses Jahr in Österreich. Die Wiener Regisseurin Sudabeh Mortezai holte mit dem Migrations-Drama „Macondo“ den Wiener Filmpreis (Sektion Spielfilm) sowie den Mehr-Wert-Filmpreis der Erste Bank. Der Wiener Filmpreis für die beste Doku ging an den Tiroler Hubert Sauper für seinen Sudan-Film „We Come As Friends“.
Besucher. Da hat sich Viennale-Direktor Hans Hurch im positiven Sinne geirrt. „Es kann sein, dass die prozentuale Auslastung steigt, während die Besucherzahl etwas zurückgeht“, sagte er vor dem Beginn des Wiener Filmfestivals im FilmClicks-Gespräch. Falsch. Bei der 52. Viennale wurden diesmal 98.200 Zuschauer gezählt, um 1,2 Prozent mehr als 2013. Kommentar der Viennale: „Dieser Zuwachs ist insofern bemerkenswert, als die Gesamtzahl der angebotenen Tickets geringer war als im Vorjahr. Es galt, das (zugesperrte) Kino am Schwarzenbergplatz durch den neuen, kleineren Eric-Pleskow-Saal zu kompensieren.“
 
Die prozentuale Auslastung ist – und hier irrte Hans Hurch nicht – ebenfalls gewachsen. Sie kletterte von 77,8 Prozent im Vorjahr auf 81,7 Prozent bei der Viennale 2014. Offenkundig hat das Festival den Geschmack des Publikums nahezu perfekt getroffen: Die Zahl der ausverkauften Vorstellungen stieg um knapp 13 Prozent von 116 auf 131.
 
Preise. Sechs FilmemacherInnen konnten sich beim Festival-Finale am 6. November über Auszeichnungen freuen: Sudabeh Mortezai, Hubert Sauper, Pascale Ferran, Chaitanya Tamhane sowie Gerhard Treml & Leo Calice. Die Preise im Einzelnen:
 
Wiener Filmpreis
(Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von je 12.000 Euro)

Spielfilm: „Macondo“ von Sudabeh Mortezai (Österreich 2014)
Migrations-Drama: „Macondo“ © Viennale

Jury-Begründung:
„Ein Film, bei dem sich die ganze Jury einig war, dass es sich um ein Meisterwerk handelt. Der durchschlagende Überraschungserfolg der Viennale.“
Österreich-Kinostart:  14. November 2014
 
Doku: „We Come As Friends“ von Hubert Sauper (Frankreich/Österreich 2013)
Sudan-Impressionen: „We Come As Friends“ © Viennale

Jury-Begründung: „In einer ungewöhnlichen narrativen Struktur zeigt der Film Eindrücke und Tatsachen um die Staatsgründung des Südsudan. Höchst subjektiv, fast außerirdisch erscheinen mitunter Kontaktnahme und Berichterstattung.“
Österreich-Kinostart: 28. November 2014
 
Standard-Viennale-Publikumspreis
(Preis für einen Film, der in Österreich noch keinen Verleih hat. Findet der Film einen Verleih, ist der Kinostart mit kostenlosem Anzeigenraum in der Tageszeitung „Der Standard“ verbunden)

„Bird People“ von Pascale Ferran (Frankreich 2014)
Perspektivwechsel: „Bird People“ © Viennale

Jury-Begründung: „Der Film handelt von den Perspektivwechseln im Leben zweier Menschen, deren Wege sich in einem Pariser Flughafen-Hotel kreuzen. Da ist ein amerikanischer Geschäftsmann, dem aufgeht, dass er mit allem brechen muss: dass er Job, Ehe, Kind zurücklassen muss, um wieder zu atmen. Und da ist ein Zimmermädchen, das während eines Stromausfalls auf die Dachterasse des Hotels stolpert und eine fantastische Wandlung erlebt. Ein fabelhaftes und einzigartiges Kino-Erlebnis.“
 
Mehr-Wert-Filmpreis der Erste Bank
(je ein Aufenthalts-Stipendium für einen Monat in New York. Werkpräsentation in New York. Reisekosten und finanzieller Zuschuss)

„Macondo“ von Sudabeh Mortezai (Österreich 2014)
Jury-Begründung: „Der Film, angesiedelt im Umfeld einer Flüchtlings-Siedlung, beeindruckt durch genaue Beobachtung, durch respektvollen und behutsamen Umgang mit fremden Kulturen und zeigt uns: Macondo ist überall.“

„Eden’s Edge – Three Shorts On The Californian Desert“ von Gerhard Treml & Leo Alice (Österreich / USA 2014)
Rückzugsräume: „Eden’s Edge – 3 Shorts On The Californian Desert“ © Viennale

Jury-Begründung: „Aus der Vogelperspektive in einer einzigen Einstellung beobachten wir die Erzähler bei minimalistisch ausgeführten Tätigkeiten. Angesiedelt am Rande der kalifornischen Wüste, werden Rückzugsräume beschrieben, die uns mit Lebenswelten am Rande der Gesellschaft konfrontieren und die dabei ein vielschichtiges Porträt der Gegend zeigen.“
 
FIPRESCI-Preis der Internationalen Filmkritik

„Court“ von Chaitanya Tamhane (Indien 2014)
Justiz-Reportage: „Court“ © Viennale

Jury-Begründung: „Dieser Film ist eine zutiefst bewegende Schilderung über Politik, Inkompetenz und Korruption des indischen Justizwesens mit universeller Resonanz. Eindrücke aus dem Privatleben der Protagonisten verleihen ,Court‘ zusätzliche Tiefe und überraschenden Humor“.