Besucher. Da hat sich Viennale-Direktor Hans Hurch im positiven Sinne geirrt. „Es kann sein, dass die prozentuale Auslastung steigt, während die Besucherzahl etwas zurückgeht“, sagte er vor dem Beginn des Wiener Filmfestivals im
FilmClicks-Gespräch. Falsch. Bei der 52. Viennale wurden diesmal 98.200 Zuschauer gezählt, um 1,2 Prozent mehr als 2013. Kommentar der Viennale: „Dieser Zuwachs ist insofern bemerkenswert, als die Gesamtzahl der angebotenen Tickets geringer war als im Vorjahr. Es galt, das (zugesperrte) Kino am Schwarzenbergplatz durch den neuen, kleineren
Eric-Pleskow-Saal zu kompensieren.“
Die prozentuale Auslastung ist – und hier irrte Hans Hurch nicht – ebenfalls gewachsen. Sie kletterte von 77,8 Prozent im Vorjahr auf 81,7 Prozent bei der Viennale 2014. Offenkundig hat das Festival den Geschmack des Publikums nahezu perfekt getroffen: Die Zahl der ausverkauften Vorstellungen stieg um knapp 13 Prozent von 116 auf 131.
Preise. Sechs FilmemacherInnen konnten sich beim Festival-Finale am 6. November über Auszeichnungen freuen: Sudabeh Mortezai, Hubert Sauper, Pascale Ferran, Chaitanya Tamhane sowie Gerhard Treml & Leo Calice. Die Preise im Einzelnen:
Wiener Filmpreis
(Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von je 12.000 Euro)
Spielfilm: „Macondo“ von Sudabeh Mortezai (Österreich 2014)
Jury-Begründung: „Ein Film, bei dem sich die ganze Jury einig war, dass es sich um ein Meisterwerk handelt. Der durchschlagende Überraschungserfolg der Viennale.“
Österreich-Kinostart: 14. November 2014
Doku: „We Come As Friends“ von Hubert Sauper (Frankreich/Österreich 2013)
Jury-Begründung: „In einer ungewöhnlichen narrativen Struktur zeigt der Film Eindrücke und Tatsachen um die Staatsgründung des Südsudan. Höchst subjektiv, fast außerirdisch erscheinen mitunter Kontaktnahme und Berichterstattung.“
Österreich-Kinostart: 28. November 2014
Standard-Viennale-Publikumspreis
(Preis für einen Film, der in Österreich noch keinen Verleih hat. Findet der Film einen Verleih, ist der Kinostart mit kostenlosem Anzeigenraum in der Tageszeitung „Der Standard“ verbunden)
„Bird People“ von Pascale Ferran (Frankreich 2014)
Jury-Begründung: „Der Film handelt von den Perspektivwechseln im Leben zweier Menschen, deren Wege sich in einem Pariser Flughafen-Hotel kreuzen. Da ist ein amerikanischer Geschäftsmann, dem aufgeht, dass er mit allem brechen muss: dass er Job, Ehe, Kind zurücklassen muss, um wieder zu atmen. Und da ist ein Zimmermädchen, das während eines Stromausfalls auf die Dachterasse des Hotels stolpert und eine fantastische Wandlung erlebt. Ein fabelhaftes und einzigartiges Kino-Erlebnis.“
Mehr-Wert-Filmpreis der Erste Bank
(je ein Aufenthalts-Stipendium für einen Monat in New York. Werkpräsentation in New York. Reisekosten und finanzieller Zuschuss)
„Macondo“ von Sudabeh Mortezai (Österreich 2014)
Jury-Begründung: „Der Film, angesiedelt im Umfeld einer Flüchtlings-Siedlung, beeindruckt durch genaue Beobachtung, durch respektvollen und behutsamen Umgang mit fremden Kulturen und zeigt uns: Macondo ist überall.“
„Eden’s Edge – Three Shorts On The Californian Desert“ von Gerhard Treml & Leo Alice (Österreich / USA 2014)
Jury-Begründung: „Aus der Vogelperspektive in einer einzigen Einstellung beobachten wir die Erzähler bei minimalistisch ausgeführten Tätigkeiten. Angesiedelt am Rande der kalifornischen Wüste, werden Rückzugsräume beschrieben, die uns mit Lebenswelten am Rande der Gesellschaft konfrontieren und die dabei ein vielschichtiges Porträt der Gegend zeigen.“
FIPRESCI-Preis der Internationalen Filmkritik
„Court“ von Chaitanya Tamhane (Indien 2014)
Jury-Begründung: „Dieser Film ist eine zutiefst bewegende Schilderung über Politik, Inkompetenz und Korruption des indischen Justizwesens mit universeller Resonanz. Eindrücke aus dem Privatleben der Protagonisten verleihen ,Court‘ zusätzliche Tiefe und überraschenden Humor“.