Oscars 2020

Vierfach-Sieg für „Parasite“: Triumph für einen Außenseiter

10.02.2020
von  Gunther Baumann
Die Oscar-Jury hat entschieden: „Parasite“ ist der beste Film des Jahres © Filmladen
Revolution in Hollywood. Erstmals in der Geschichte der Oscars geht der Titel des besten Films des Jahres an eine nicht-englischsprachige Produktion. Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho, der mit seiner brillanten Groteske „Parasite“ schon die Titel für den besten internationalen Film, das beste Original-Drehbuch und die beste Regie gewonnen hatte,  eroberte am 9. Februar in der letzten Entscheidung des Abends auch noch die Königs-Kategorie, jene des besten Films. Während Bong Joon-ho und sein Team im frenetischen Jubel des Publikums ungläubig staunten, mussten Hollywood-Granden wie Martin Scorsese („The Irishman“), Sam Mendes („1917“), Todd Phillips („Joker“) oder Quentin Tarantino („Once Upon A Time... in Hollywood“) ihre Enttäuschung verbergen. Ihre bei den Nominierungen führenden Filme gingen in den wichtigen Kategorien mehr oder minder leer aus. Immerhin holte „Joker“-Darsteller Joaquin Phoenix den Oscar des besten Schauspielers und Tarantino-Star Brad Pitt jenen des besten Nebendarstellers. Bei den Damen gingen die Schauspielpreise an Renée Zellweger („Judy“) und Laura Dern („The Marriage“).  FilmClicks präsentiert alle Gewinner und Nominierten.   
Bester Film
Gewinner:
„Parasite“
6 Nominierungen. Die koreanische Groteske „Parasite“ war schon die Sensation des Filmfestivals von Cannes und wurde dort mit der Goldenen Palme belohnt. Die extrem unterhaltsame und schwarzhumorige Farce erzählt die Story einer bettelarmen Familie, die mit kühnen Tricks das Kommando in der Villa einer Millionärs-Familie übernimmt. Kinostart: 18. Oktober 2019.

Ebenfalls nominiert:
„1917“
10 Nominierungen. „1917“ ist ein großer Kriegsfilm von Sam Mendes, der zuletzt die Bond-Thriller „Skyfall“ und „Spectre“ inszenierte. Der Plot: Während des Ersten Weltkriegs werden zwei britische Soldaten an der nordfranzösischen Front durch die feindlichen deutschen Linien geschickt. Sie haben eine Botschaft dabei, die einen tödlichen Angriff auf eine Einheit mit 1600 Soldaten verhindern soll. Kinostart: 16. Januar 2020.

„The Irishman“
10 Nominierungen. Herausragend gut gemachtes Mafia-Drama von Martin Scorsese, das darstellerisch von großartigen Leistungen (Robert De Niro, Al Pacino, Joe Pesci) geprägt ist. Allerdings hat der Film im Mittelteil beträchtliche Längen – kein Wunder bei einer Spielzeit von drei Stunden und 30 Minuten. Kinostart: 14. November 2019. Auf Netflix abrufbar.

„Jojo Rabbit“
6 Nominierungen. Zweiter-Weltkrieg-Satire. Das Weltbild eines einsamen deutschen Jungen (Roman Griffin Davis als Jojo) wird auf den Kopf gestellt, als er herausfindet, dass seine Mutter (Scarlett Johansson) auf dem Dachboden ein jüdisches Mädchen (Thomasin McKenzie) versteckt. Jojo muss sich daraufhin seinem blinden Nationalismus stellen, der durch seinen imaginären Freund Adolf Hitler (gespielt von Autor/Regisseur Taika Waititi) genährt wird. Kinostart: 23. Januar 2020.

„Joker“
11 Nominierungen. „Joker“, der Gewinner des Goldenen Löwen beim Festival Venedig, ist ein packender und extrem düsterer Ausflug nach Gotham City, bei dem eindrucksvoll gezeigt wird, wie es Batmans Gegenspieler Joker verlernt, an das Gute im Menschen zu glauben. Joaquin Phoenix, als bester Hauptdarsteller nominiert, gewann für die Titelrolle schon den Golden Globe. Kinostart: 10. Oktober 2019.

„Le Mans 66 (Ford v Ferrari)“
4 Nominierungen. „Ford v Ferrari“ (deutscher Titel: „Le Mans 66“ erzählt eine spektakuläre wahre Geschichte aus der Welt des Motorsports. Matt Damon und Christian Bale spielen den Konstrukteur Carroll Shelby und den Rennfahrer Ken Miles, die in den 1960er Jahren mit ihren Ford-Boliden darangingen, die Vorherrschaft von Ferrari im Sportwagen-Bereich zu brechen. Kinostart: 14. November 2019.

„Little Women“
6 Nominierungen. Greta Gerwig, führende Regisseurin des US-Independent-Kinos, verfilmte mit „Little Women“ den 1868 erschienen Roman der  Louisa May Alcott. Das Thema: In den patriarchalisch geprägten USA müssen vier Schwestern nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges ihren Platz in der Gesellschaft finden. Im glänzend besetzten Cast erhielten Saorise Ronan und Florence Pugh Oscar-Nominerungen. Auch Emma Watson, Laura Dern, Meryl Streep und Timothée Chalamet wirken mit. Kinostart: 31. Januar 2020.

„Marriage Story“
6 Nominierungen. „Marriage Story“ ist eine hinreißende Tragikomödie für die Stadtneurotiker von heute. Regisseur Noah Baumbach beweist mit dem brillant gespielten Film (Scarlett Johansson, Adam Driver und Laura Dern sind allesamt für Darsteller-Oscars nominiert), dass man aus dem unerfreulichen Thema einer Scheidung sehr viele Pointen herausholen kann. Kinostart: 21. November 2019. Auf Netflix abrufbar. 

 „Once upon A Time… In Hollywood“
10 Nominierungen. Der neunte Film von Quentin Tarantino war schon bei den Golden Globes (drei Preise) der große Abräumer. „Once uzpon A Time…) ist eine optisch brillante und prächtig gespielte Zeitreise nach Los Angeles zu den Filmen, den Ereignissen und der Musik des Jahres 1969. Quentin Tarantino zitiert sich reichlich selbst.  Kinostart: 15. August 2019.
 
Bester Hauptdarsteller
Gewinner:
Joaquin Phoenix („Joker“)
Ebenfalls nominiert:
Antonio Banderas („Leid und Herrlichkeit“)
Leonardo DiCaprio („Once Upon A Time… In Hollywood“)
Adam Driver („Marriage Story“)
Jonathan Pryce („Die zwei Päpste“)
 
Beste Hauptdarstellerin
Gewinnerin:
Renée Zellweger („Judy“)
Ebenfalls nominiert:
Cynthia Erivo  („Harriet“)
Scarlett Johansson („Marriage Story“)
Saoirse Ronan („Little Women“)
Charlize Theron („Bombshell“)
 
Bester Nebendarsteller
Gewinner:
Brad Pitt („Once Upon A Time… In Hollywood“)
Ebenfalls nominiert:
Tom Hanks („Der wunderbare Mr. Rogers“)
Anthony Hopkins („Die zwei Päpste“)
Al Pacino („The Irishman“)
Joe Pesci  („The Irishman“)
 
Beste Nebendarstellerin
Gewinnerin:
Laura Dern („Marriage Story“)
Ebenfalls nominiert:
Kathy Bates („Der Fall Richard Jewell“)
Scarlett Johansson („Jojo Rabbit“)
Florence Pugh („Little Women“)
Margot Robbie („Bombshell“)
 
Beste Regie
Gewinner:
Bong Joon-ho („Parasite“)
Ebenfalls nominiert:
Sam Mendes („1917“)
Todd Phillips („Joker“)
Martin Scorsese  („The Irishman“)
Quentin Tarantino („Once Upon A Time… In Hollywood“)
 
Bestes adaptiertes Drehbuch
Gewinner:
„Jojo Rabbit“ (Taika Waititi)
Ebenfalls nominiert:
„The Irishman“ (Steven Zaillian)
 „Joker“ (Todd Phillips & Scott Silver)
„Little Women“ (Greta Gerwig)
„Die zwei Päpste“ (Anthony McCarten)
 
Bestes Original-Drehbuch
Gewinner:
„Parasite“ (Bong Joon-ho & Han Jin-won)
Ebenfalls nominiert:
„1917“ (Sam Mendes & Krysty Wilson-Cairns)
 „Knives Out“ (Ryan Johnson)
„Marriage Story“ (Noah Baumbach)
„Once Upon A Time… In Hollywood“ (Quentin Tarantino)
 
Bester internationaler Film

Gewinner:
„Parasite“  (Südkorea)
Ebenfalls nominiert:
„Corpus Christi“  (Polen)
„Land des Honigs“ (Nordmazedonien)
„Leid und Herrlichkeit“ (Spanien)
 „Die Wütenden – Les Misérables“ (Frankreich)
 
Bester Animationsfilm
Gewinner:
„Toy Story 4“
Ebenfalls nominiert:
„Drachenzähmen leicht gemacht: Die geheime Welt“
„Ich habe meinen Körper verloren“
„Klaus“
„Mister Link“
 
Bester Dokumentarfilm
Gewinner:
„American Factory“
Ebenfalls nominiert:
„The Cave“
„The Edge Of Democracy“
„For Sama“
„Land des Honigs“
 
Beste Filmmusik
Gewinnerin:

„Joker“ (Hildur Gudnadottir)
Ebenfalls nominiert:
„1917“  (Thomas Newman)
 „Little Women“ (Alexandre Desplat)
„Marriage Story“  (Randy Newman)
„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ (John Williams)
 
Bester Film-Song

Gewinner:
„(I’m Gonna) Love Me Again“ (Elton John / Bernie Taupin aus „Rocketman“)
Ebenfalls nominiert:
„I Can’t Let You Throw Yourself Away“ (aus „Toy Story 4“)
 „I’m Standing With You“ (aus „Breakthrough“)
„Into The Unknown“ (aus „Die Eiskönigin 2“)
„Stand Up“ (aus „Harriet“)
 
Beste Kamera
Gewinner:
„1917“ (Roger Deakins)
Ebenfalls nominiert:
„The Irishman“ (Rodrigo Prieto)
„Joker“ (Laurence Sher)
„Der Leuchtturm“ (Jarin Blaschke)
„Once Upon A Time… In Hollywood“ (Robert Richardson)
 
Beste visuelle Effekte

Gewinner:
„1917“
Ebenfalls nominiert:
„Avengers: Endgame“
„The Irishman“
„Der König der Löwen“
 „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“
 
Bester Filmschnitt
Gewinner:
„Le Mans 66“
Ebenfalls nominiert:
„The Irishman“
„Jojo Rabbit“
„Joker“
 „Parasite“
 
Bestes Production Design

Gewinner:
„Once Upon A Time… In Hollywood“
Ebenfalls nominiert:
„1917“
„The Irishman“
„Jojo Rabbit“
 „Parasite“
 
Bestes Kostümdesign
Gewinner:
„Little Women“
Ebenfalls nominiert:
„The Irishman“
„Jojo Rabbit“
„Joker“
 „Once Upon A Time… In Hollywood“ 
 
Bestes Make-Up
Gewinner:
„Bombshell“
Ebenfalls nominiert:
„1917“
 „Joker“
„Judy“
„Maleficent: Mächte der Finsternis“
 
Bester Tonschnitt
Gewinner:
„Le Mans 66“
Ebenfalls nominiert:
„1917“
 „Joker“
  „Once Upon A Time… In Hollywood“
„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“
 
Beste Tonmischung
Gewinner:
„1917“
Ebenfalls nominiert:
 „Ad Astra“
„Joker“
 „Le Mans 66“
„Once Upon A Time… In Hollywood“
 
Bester Kurzfilm (Spielfilm)
Gewinner:
„The Neighbors‘ Window“
Ebenfalls nominiert:
„Brotherhood“
„Nefta Football Club“
 „Saria“
„A Sister“
 
Bester Kurzfilm (Animation)

Gewinner:
„Hair Love“
Ebenfalls nominiert:
„Dcera (Daughter)“
 „Kitbull“
„Memorable“
„Sister“
 
Bester Kurzfilm (Dokumentation)

Gewinner:
„Learning To Skateboard In A Warzone (If You’re A Girl)“
Ebenfalls nominiert:
„In The Absence“
 „Life Overtakes Me“
„St. Louis Superman“
„Walk Run Cha-Cha“
 




Kritik
Parasite
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