George Miller über…
…die 30 Jahre Pause zwischen dem dritten und dem vierten „Mad Max“-Film:
„Uns war 1985 allen klar, dass wir nach „Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel“ eine Pause brauchen würden. Immerhin heißt es dort: „We don`t need another hero“. Also habe ich zum Beispiel bei „Schweinchen Babe in der großen Stadt“ Regie geführt – auch das eine sehr erfolgreiche Geschichte. Zum Ende der 90er Jahre setzte ich mich dann mit Mel Gibson zusammen und wir meinten, dass die Zeit langsam reif wäre für den vierten Film. Also nahm ich keine anderen Aufträge mehr entgegen. Wir alle dachten, dass die Zeit perfekt wäre für „Fury Road“.
…die Auswirkungen der Terror-Attacken von 9/11 auf die „Mad Max“-Produktion:
„Die Ereignisse im September 2001 haben uns zum ersten Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Plötzlich schien es überhaupt keine gute Idee mehr zu sein, einen Katastrophen- und Endzeit-Film zu drehen. Wir bekamen von vielen Seiten den Ratschlag, ein bisschen zu warten. Zumindest so lange, bis man wüsste, ob nicht vielleicht in der Realität eine Endzeit anbrechen würde. Außerdem kollabierte der Dollar über Nacht. Wir konnten unsere gebauten Fahrzeuge nicht von Australien zum geplanten Drehort nach Namibia verschiffen, weil auch das Schiffs-Transport-System zusammengebrochen war. Dazu gab es noch Ärger mit Versicherungen. Also mussten wir die Pläne zu den Akten legen."
…den nächsten Drehplan, der durch das Klima gestoppt wurde:
„2011, nach weiteren zehn Jahren, sah es eigentlich sehr gut aus. Wir hatten uns dieses Mal gegen Namibia als Drehort entschieden. Es klang nach einer verdammt guten Idee, den Film mitten im Nirgendwo in der australischen Wüste zu drehen. Dort, wo wir den zweiten und dritten Teil von „Mad Max“ aufgenommen hatten. Es war alles vorbereitet. Mel war nicht mehr mit an Bord. Aber dafür hatten wir Tom Hardy gefunden, einen mehr als passablen Ersatz. Und dann passierte das, was einem normalerweise niemand glaubt. An einem Ort, an dem es seit 75 Jahren nicht einen Tropfen Regen gegeben hatte, öffneten sich die Schleusen und es gab den Regen des Jahrhunderts. Wir wollten zum Beispiel Szenen an einem riesigen Salzsee drehen, über den man wunderbar rasen kann. Statt Salz gab es dort plötzlich Fisch und Pelikane. Rings um den See, normalerweise feinste Tristesse, wucherte das allerschönste Blumenmeer. Also haben wir das Projekt noch einmal verschoben und ich hatte stattdessen Zeit, mich um „Happy Feet 2“ zu kümmern.“
…über die Rückkehr zum Dreh nach Namibia und über den Action-Stil:
„Zum Glück haben wir bei „Mad Max: Fury Road“ nicht nur eine Geschichte, die die Zeiten übersteht. Auch unser Cast mit Tom Hardy, Charlize Theron und Nicholas Hoult hat gewartet, bis wir so weit waren. In Australien konnten wir nicht drehen. Wenn die Natur sich einmal mit Wasser richtig vollgesaugt hat, dann dauert es Ewigkeiten, bis die Dörre wieder eintritt. Also griffen wir auf unseren alten Plan zurück und gingen wirklich nach Namibia, wo wir dann schließlich 2012 und 2013 drehten. Wenn eine Produktion so von den Umständen so gebeutelt wird wie „Fury Road“, dann überlegt man sich schon, ob es nicht eine Alternative wäre, den Film im Studio zu drehen. Doch das konnte ich nicht mit meiner Vision vereinbaren. Wissen Sie, für diesen Film wurden in 18 Monaten extra 150 zum Teil verrückte Autos gebaut. Die will man dann auch in der Realität durch die Wüste rasen sehen und nicht so tun, als würde man sie vor einem grünen oder blauen Hintergrund kaputtmachen. „Mad Max“ steht nach wie vor für handgemachte Action, bei der die Zuschauer im Kino staunen sollen.“
…die Veränderungen in den Sehgewohnheiten seit den ersten „Mad Max“-Filmen:
„Max hat sich nicht wesentlich verändert über die Jahre hinweg. Er ist wahrscheinlich nur etwas extremer geworden, so wie die Welt halt auch. Die „Mad Max“-Welt war einst eine, die außerhalb von allem stattfand, was man zu sehen gewohnt war. Heute hingegen stehen wir im Wettbewerb mit allem, was irgendwo gezeigt wird. Ob nun im Fernsehen oder im Netz. Es wird alles immer extremer. Das einzige, das wirklich Bestand hat, das ist die Frage, die sich Max stellt: Bin ich verrückt oder ist es die Welt?“