DIE STORY: „Mad Max“ ist wieder da. Max Rockatansky (Tom Hardy) – ehemaliger Polizist, ehemaliger Ehemann und ehemaliger Vater (Frau und Kind sind tot) - sitzt zu Beginn des neuen Films „Fury Road“ in einer apokalyptisch kahlen Landschaft und überlegt: „Bin ich verrückt oder ist es die Welt?“
Es ist wohl die Welt. Bald wird Max gefangengenommen von den Häschern des Warlords Immortan, der in einer Gesellschaft ohne Gesetz mit dem Faustrecht regiert. Als die stolze Furiosa (Charlize Theron) gemeinsam mit ein paar anderen Frauen dieser Diktatur zu entkommen versucht, nehmen Immortans Männer die Verfolgung auf. Max wird als menschliches Schutzschild auf einem der Kriegswagen festgebunden.
Doch im Kampf gelingt es ihm, sich zu befreien und sich mit Furiosa zu verbünden. Er folgt den Frauen, die sich auf die Suche nach einem verschollenen, weiblich dominierten Clan machen, bei dem es noch Zärtlichkeit, Zuneigung und Offenheit geben soll. Auf dem Weg dorthin existiert freilich nichts anderes als Kampf und Krieg.
DIE STARS: Der Engländer Tom Hardy hat in „Mad Max: Fury Road“ ein wahrlich großes Erbe übernommen. Er tritt in die Fußstapfen von Mel Gibson, dem die Rolle des Mad Max vor Jahrzehnten den Weg zum Weltruhm ebnete. Zuletzt sah man Hardy vorwiegend in Arthaus-Meisterstücken wie dem Ein-Personen-Film „Locke – No Turning Back“ oder dem Mafia-Gangsterfilm „The Drop – Bargeld“.
Südafrikas Hollywood-Star Charlize Theron zeigt sich in „Fury Road“ von der knallharten Seite. Die Oscar-Gewinnerin („Monster“) und Sexiest Woman Alive des Jahres 2007 spielt als Kommandeurin Furiosa eine friedenssehnsüchtige Kriegerin.
Der australische Autor/Regisseur George Miller, 70, ist der Erfinder von „Mad Max“ – der erste Film machte ihn 1979 auf einen Schlag zum Hollywood-Granden. Der Sohn griechischer Einwanderer näherte sich der Filmwelt aus weiter Ferne. Er ist Doktor der Medizin und arbeitete lange als Notfall-Arzt, bevor er sich den bewegten Bildern zuwandte. Die Filmfreunde verdanken ihm nicht nur die vier „Mad Max“-Blockbuster, sondern auch wunderschöne Komödien: Er inszenierte „Die Hexen von Eastwick“, schrieb „Ein Schweinchen namens Babe“ und gewann 2006 als Autor/Regisseur/Produzent von „Happy Feet“ den Oscar.
DIE KRITIK: Zwei Stunden Action pur, nur kurz unterbrochen von kleinen besinnlichen Szenen: So tritt „Fury Road“, der erste „Mad Max“-Actionreißer nach 30 Jahren Pause, dem Publikum entgegen. Visuell ist der wilde Film überwältigend. Die martialischen Kriegsvehikel (170 an der Zahl), die Kostüme und Masken der grausig grellen „Mad Max“-Welt: Das ist Filmhandwerk, wie es fantasievoller kaum sein kann.
Auch die Kampfszenen sind sensationell. Die Krieger zeigen tödliche Akrobatik auf perfektem artistischen Niveau. Die Kampfmaschinen rattern, schmauchen und detonieren im Sekundentakt. Dank rasanter Schnitt-Technik entsteht ein Bilder-Feuerwerk mit so viel Power, dass dem Betrachter Hören und Sehen vergehen. Dieser Wüstenkrieg ist Rock’n’Roll: Auf einem der Wagen fahren immer Trommler und ein Stromgitarrist mit, die das Geschehen mit Heavy-Metal-Sounds unterlegen.
Das Makabre daran: Wenn man die Karawane der Kriegsfahrzeuge sieht, die durch die Wüste neuen Schlachten entgegenziehen, fühlt man sich an die Aufnahmen von IS-Kriegern auf ihren Pickups erinnert.
Regisseur George Miller lässt den Film zwar in einer undefinierten Wüstenlandschaft spielen, doch auch das regt zu Vergleichen mit dem Krieg in Arabien an. Die Zivilisation ist komplett zusammengebrochen. Waffen ersetzen jedes Argument. Die Volksmassen werden unterdrückt. Alles wird von Männern dominiert. Frauen sind nur deshalb von Wert, weil sie für die Erhaltung der Art sorgen.
So besitzt „Mad Max: Fury Road“ also ein Fundament starker Themen, die einen wichtigen Kontrapunkt bieten könnten zum Dauerfeuer der Action-Szenen. Doch hier bleibt der Film, und das ist seine große Schwäche, enttäuschend banal. Die flachen Dialoge sind nicht mehr als Pausenfüller. Die Schauspielkunst der Stars Tom Hardy und Charlize Theron wird nicht gebraucht- siemüssen nur kompetent mit der Knarre umgehen. Dass die jungen Frauen, mit denen Charlize Theron flüchtet, so knackig ausschauen, als wären sie frisch dem Model-Katalog entschlüpft, wirkt in dieser apokalytischen Welt nur lächerlich.
Fazit: Wer pure Action liebt, wird von „Mad Max: Fury Road“ begeistert sein. Verlangt man von einem Film allerdings mehr als kunstfertig arrangierte Ballereien, so tritt nach der ersten Faszination eine gewisse Ermüdung ein. Denn auf den ersten Kampf folgt beim neuen „Mad Max“ der zweite Kampf und dann noch einer und noch einer und noch einer. Irgendwann hat man das Prinzip durchschaut.
IDEAL FÜR: Action-Liebhaber und „Mad Max“-Fans.