The House That Jack Built
Genre: Horror
Starfaktor: Hoch. Matt Dillon ist seit langer Zeit mal wieder in einer Hauptrolle zu sehen. An seiner Seite ist Bruno Ganz über 80 Prozent des Filmes erst nur zu hören, bis er dann auftaucht. Uma Thurman hat einen kleinen Gastauftritt
Regie: Lars von Trier (Dänemark)
Cannes-Premiere: Außer Konkurrenz
Mit „The House That Jack Built“ kehrt Lars von Trier nach sieben Jahren Cannes-Zwangspause - 2011 wurde er nach umstrittenen Äußerungen bei der „Melancholia“-Pressekonferenz zur Persona Non Grata erklärt – zum Festival zurück.
Der Däne zeigt mit diesem grimmigen Serienmörder-Film, dass er sich nach wie vor unverstanden fühlt. Warf man ihm früher vor, frauenfeindliche Filme zu machen, lässt er hier Frauen auf brutalste Weise (die Handkamera hält immer direkt drauf) ums Leben kommen. Lautete der Vorwurf vor sieben Jahren, er würde mit Nazis sympathisieren, baut er in seinen neuen Film gleich den nächsten Schlag ein. Er behauptet, Hitlers Architekt Albert Speer wäre ein großer Künstler. Bei allem Respekt: der Mann versteht es, sich Feinde zu machen.
„The House That Jack Built“ bringt eine neue Qualität in von Triers Schaffen. Leider. Denn im Gegensatz zu solch wundervollen Filmen wie „Melancholia“ entsteht hier überhaupt kein Sog. In einem Horror-Trip mit zu großen Teilen unerträglich realistischen Bildern erlebt man, wie sich Jack (Matt Dillon) - der eigentlich Architekt werden wollte - durchs Leben mordet. Wobei er seine Morde als Kunst ansieht und auf ein finales Kunstwerk hinsteuert.
Eine zweite - dann doch eher interessante - Ebene bekommt der Film in Gesprächen mit dem mysteriösen Verge (Bruno Ganz), der den Killer die kompletten 155 Filmminuten hinweg befragt. Zu seinen Morden, aber auch - das macht Lars von Trier ja sehr gern - zu allen möglichen anderen Themen. Dieses Mal zu den deutschen Stuka-Bombern des Zweiten Weltkriegs, die einen ganz besonders fiesen Sound hatten, zur Architektur im Allgemeinen und zu Glenn Gould, einem der begnadeten Pianisten des 20. Jahrhunderts.
Warum Lars von Trier seit vielen Jahren Filme dreht, die jenseits aller Unterhaltung sind, das hat der Däne schon häufig erklärt. Es sind die inneren Dämonen - von Trier leidet unter schweren Depressionen -, von denen er uns erzählt. Er will uns mitteilen, wie schlecht es ihm geht. Das versteht man auch bei „The House That Jack Built“ wieder sehr gut.
Aber wieso man es sich anschauen soll, wie einer Frau bei lebendigem Leib die Brüste abgeschnitten werden (aus einer macht sich Jack dann ein Portemonnaie) und warum zwei Kinder erschossen werden und eines davon im Tode noch als Grusel-Installation dienen muss, das erschliesst sich beim besten Willen nicht. Dieser Film toppt in vielen Szenen die „Saw“-Reihe mit ihren sadistischen Morden. Und das kann Lars von Trier beim besten Willen nicht gewollt haben.
bed
Kinostart: noch kein Termin
Kinochancen: sehr gering, da sich nur die wenigsten Kinogänger dieser Pein aussetzen werden.
Gesamteindruck: Ein über die Maßen gewalttätiger Film, der bis zum Ende nicht erklären kann, warum er all die Grausamkeiten zeigt.
BlacKkKlansman
Genre: Polit-Groteske
Star-Faktor: Mittel. John David Washington (Sohn von Denzel W.) und Adam Driver spielen die Hauptrollen. Harry Belafonte hat einen Kurzauftritt
Regie: Spike Lee (USA)
Die Geschichte klingt wie erfunden, ist aber wahr: „BlacKkKlansman“ erzählt vom schwarzen Polizisten Ron Stallworth, der es in den 1970er Jahren schaffte, in seiner Heimatstadt Colorado Springs zum lokalen Chef des militant weißen und rassistischen Ku Klux Klan zu werden.
Die Story beginnt im Film damit, dass Jung-Cop Stallworth (John David Washington) einfach mal anruft bei der örtlichen Filiale des Klans und sich als Kämpfer für die Sache der Weißen ausgibt. Dort freut man sich über jeden neuen Interessenten (nach seiner Hautfarbe wird Mr. Stallworth am Telefon nicht gefragt).
Zum ersten Treffen schickt er dann aber seinen Kollegen Flip Zimmerman (Adam Driver). Denn bei den Rassisten, die ständig über „Nigger“ und Juden schimpfen, ist es besser, wenn Ron Stallworth eine weiße Hautfarbe hat. Fortan sammelt der doppelte Stallworth (der weiße bei den Meetings, der schwarze am Telefon) Informationen über die Aktionen des Klans ein, die im Plan eines Bombenattentats gipfeln.
Spike Lee lässt den Film als überdrehte Satire mit ernsten Einschüben beginnen. Die geistig keinesfalls überlichteten Klan-Anhänger werden hinreißend durch den Kakao gezogen. Auf der schwarzen Seite hört man eine Rede des seinerzeitigen Black-Power-Wortführers Kwame Ture. Dessen Auftritt wiederum wird von weißen Polizisten dazu genutzt, schwarzen Zuhörern eine Abreibung zu geben.
Business as usual also im alltäglichen US-Rassismus – wäre da nicht der ominöse Undercover-Agent Stallworth, der in seiner zweifachen Ausführung beim Ku Klux Klan immer höher klettert. Das wird mit viel grellem und bitterem Witz erzählt, bis der Film erst den Sprung zum spannenden Thriller macht (das Bombenattentat soll verhindert werden!), um schließlich in einem fulminanten Dokumentar-Finale zu enden. Da sieht man, dass die unterschiedlichen Ethnien der USA auch heute weit einem friedlichen und gleichberechtigten Zusammenleben entfernt sind.
Fazit: Spike Lee hat mit einer Mischung aus analytischem Blick, Humor und Agitprop einen starken Film gemacht, der in den USA das Zeug zu einem kleinen Blockbuster hat.
bau
Kinostart: noch kein Termin
Kinochancen: Potenzieller Arthaus-Hit
Gesamteindruck: Schrille US-Groteske mit vielen Pointen über das ernste Thema des Rassismus