Drehtermin. Wer sagt, dass man Fußball-Spielzüge nicht planen kann? Anpfiff – Fehlpass – Balleroberung – Flankenlauf – Pass – Schuss. „Du machst das, Müller!“ schreit ein Spieler. Doch nix da: Müller macht es nicht. Der gegnerische Torwart hält. Schnitt.
Es ist ein heißer August-Tag außerhalb von Kirchham, irgendwo in der niederbayerischen Provinz. Hier ist ein staubiges kleines Stadion aufgebaut, der Teufelstopf. Regisseur Joachim Masannek und das Team von „Die Wilden Kerle – Die Legende lebt“ drehen das große Fußball-Finale zwischen den Wilden Kerlen und ihren Gegnern und Feinden, den Galaktischen Siegern.
Spannung! Erst nehmen die Mannschaften Aufstellung. „Spannung!“ ruft die Regie-Assistentin. Dann: Anpfiff – Fehlpass – Balleroberung. Siehe oben. Jedes Mal hört man, „Du machst das, Müller“, aber nie landet der Ball im Tor. Cut. Bevor die nächste Einstellung der Szene gedreht wird, strömen Betreuerinnen auf das Spielfeld, tupfen schweißglänzende Kindergesichter ab. Dann wieder „Spannung!“. Und wieder kein Tor. Weil’s so im Drehbuch steht.
„Heute haben wir 14 Kinder am Set und dazu die Alten“, sagt Joachim Masannek, der Autor und Regisseur der „Wilde Kerle“-Filme. Aus der Ruhe bringt ihn das nicht. „Den alten Schauspielern, Rufus Beck und so, braucht man nichts zu sagen, die können das auch alleine.“ Und die Jungen? Masannek lächelt. „Man kriegt mit jedem neuen Kind einen vergrabenen Schatz, den man erst entdecken muss.“
Finale. Im Jahr 2008 endete die Serie der ersten fünf „Wilde Kerle“-Kinder-Kicker-Filme, mit den Ochsenknecht-Brüdern Wilson Gonzalez und Jimi Blue, mit Masanneks Söhnen Marlon und Leon sowie anderen Jung-Mimen mehr.
„Seit sieben Jahren höre ich die Frage, wann der nächste ,Wilde Kerle‘-Film kommen wird“, sagt der Regisseur im FilmClicks-Interview. „Damals hätten wir mit den Großen weitermachen müssen. Die wollen zum Teil aber gar keine Schauspieler sein. Außer den Ochsenknechts. Meine eigenen Kinder spielen nicht mehr mit. Die Zeit mit dem ersten Team war zu Ende.“
Dieses Finale bedauerten nicht nur die „Wilde Kerle“-Fans, sondern auch die Produzenten. Schließlich hatten die fünf Filme zehn Millionen Kinobesucher angelockt und bis heute 32 Millionen Fernseh-Zuschauer noch dazu. Solche Zahlen schreien geradezu nach einer Fortsetzung.
Teamwechsel. Da aber die alten Zeiten auch aus Altersgründen vorbei waren – die Ochsenknecht-Brüder etwa sind mittlerweile 23 (Jimi Blue) und 25 (Wilson Gonzalez) Jahre alt – musste ein neuer Kniff her, und der geschah per Generationentausch.
Produzentin Ewa Karlström: „Die Idee hatten wir gemeinsam mit Joachim Masannek, schon vor ein paar Jahren. Eines war klar: Wenn wir einen neuen Film machen, dann müssen wir altersmäßig unten anfangen, mit neuen Wilden Kerlen. Aber die alten müssen dabei sein. Sie übergeben das Zepter. Die neuen müssen sich erst bewähren. Nach einer Mutprobe bekommen sie dann als Zeichen neue Trikots.“ Nachsatz: „Die neuen Kids spielen, sie wären die Wilden Kerle. Und dann merken sie, sie sind mitten im Wilde-Kerle-Land.“
Casting. Die neuen Kids mussten freilich erst einmal gefunden werden. Ewa Karlström: „Wir hatten 3000 Bewerbungen. Die haben wir dann bis auf 20 reduziert, und mit denen arbeiteten wir in einer Jugendherberge in Mittenwald.“ Sieben Kandidaten erhielten schließlich den Zuschlag. Die Jung-Mimen heißen Aaron Kissiov, Bennet Meyer, Vico Mücke, Mikke Rasch, Ron Anthony Renzenbrink, Michael Sommerer und Stella Pepper. Stella ist die einzige, die im Film keinen Vornamen hat. Da heißt sie schlicht Müller – und ist jene Kickerin, die in der eingangs geschilderten Szene den Ball nicht im Tor unterbringen darf.
Die Aufnahmen wurden jetzt pünktlich zum Ferienschluss nach 42 Drehtagen beendet. Fünf Millionen Euro fließen in die Produktion. Am 11. Februar 2016 ist Kino-Premiere. Aufgeregt?
Produzentin Karlström: „Film ist immer Risiko. Mitte Februar werden wir wissen, ob das Konzept aufgeht.“ Große Sorgen hat sie nicht, denn sie erwartet nicht nur eine neue Kinder-Generation im Kino: „Wir glauben, dass auch die alten Fans wiederkommen.“
Erinnerungen. Zu den alten Fans zählen irgendwie auch die alten Wilden Kerle, die im neuen Film ihren Auftritt haben. „Da kommen viele schöne Erinnerungen auf für uns am Set“, sagt Wilson Gonzalez Ochsenknecht. „Es ist, als würden wir uns selbst zuschauen“, sagt sein Bruder Jimi Blue. Beruflich haben sie sich längst neuen Projekten zugewandt. „Wichtig ist es, am Ball zu bleiben und diszipliniert zu sein als Schauspieler. Dann schafft man das auch“, sagt Jimi Blue. „Ich spiele gern Figuren, die fernab von meinem Charakter sind. In einem Liebesfilm, zum Beispiel“, sagt Wilson Gonzalez.
Eine Frage noch an die Produzentin: Könnte es geschehen, dass die Fortsetzung der „Wilden Kerle“ dann wieder eine Fortsetzung bekommt?
Ewa Karlström: „Jetzt drehen wir mal diesen einen Film, ,Die Wilden Kerle – Die Legende lebt‘. Kommt der beim Publikum gut an, planen wir erst dann den nächsten. Da sind wir ein bisschen abergläubisch. Aber nachdenken, was könnte die nächste Geschichte sein, das tun wir schon jetzt.“