Diagonale 2015

Eröffnung: Pichler, Moretti & Markovics

18.03.2015
von  Gunther Baumann
Diagonale-Eröffnung in Graz: Kulturminister Josef Ostermayer mit Tobias Moretti © Matthias Greuling
Diagonale 2015: Barbara Pichler, Tobias Moretti und Karl Markovics standen am 17. März im Zentrum der Start-Gala in der Grazer Helmut-List-Halle. Markovics hatte sein neues Werk „Superwelt“ dabei, das als erster von 103 Filmen aus aktueller Produktion gezeigt wurde. Moretti nahm den Großen Diagonale Schauspielpreis entgegen. Und Barbara Pichler hielt zum letzten Mal die Eröffnungsrede – nach sieben Jahren legt sie die Leitung des Festivals des österreichischen Films heuer zurück.
Grundsätzliche Gedanken: Diagonale-Chefin Barbara Pichler © Diagonale/Martin Stelzl

Aufmerksamkeit.
„Festivals sind ein Ausnahmezustand im Kulturleben“, sagte Barbara Pichler. „Sie sind Orte, an denen man dem Film und der Welt mit erhöhter Aufmerksamkeit begegnet.“ Ihre Bedeutung reiche durch „konzentrierte Verdichtung“  weit über die Veranstaltung hinaus.
 
Da passte es ganz gut, ein paar „grundsätzliche Gedanken“ zu äußern. „Die Gesellschaft braucht den Film, der Film bracht den Diskurs“, sagte die scheidende Diagonale-Chefin.  Österreichs Filmszene existiere in einem „hart erkämpften Raum“, um den herum sich freilich Beunruhigendes bemerkbar mache: „Es geht um die Ansicht, Kunst sei grundsätzlich zu teuer. Um die Frage, ob man sich das leisten soll. Das ist fatal – und eine Basis für gesellschaftliche Entsolidarisierung.“
 
Vielfalt. Pichler pries „die Vielfalt, die eine große Stärke des österreichischen  Films ist“. Doch sie wies auch auf die „existenzielle Notlage vieler Filmschaffender“ hin: „Das Geld wird weniger, die Luft dünner, die Konkurrenz größer.“
 
Viel Grund zum Pessimismus also? Nein: „Am Ende sind es die Filme, die zählen. Jeder Film ist ein Blick auf die Welt und eine Reaktion auf sie. Und die großartigste Form, Filme zu sehen, ist noch immer das Kino.“
 
Schauspielpreis: Laudatorin Ute Baumhackl mit Gewinner Tobias Moretti © Diagonale/Pressberger

Viel Beifall für Barbara Pichler im ausverkauften Saal, in dem Kulturminister Josef Ostermayer zu den Ehrengästen zählte. Viel Beifall anschließend auch für Tobias Moretti, den neuen Träger des  Großen Diagonale Schauspielpreises.

„Erstmals wird ein Nebenerwerbs-Schauspieler ausgezeichnet, der diplomierte Landwirt Tobias Moretti“, scherzte Ute Baumhackl, die Kulturchefin der „Kleinen Zeitung“, in ihrer Laudatio. „Er ist einer der wenigen Stars in Österreich. Oft populär, aber niemals volkstümlich. Die Jury hat leichten Herzens und einstimmig beschlossen, Moretti auszuzeichnen.“
 
Moretti.„Ich bin unglaublich geehrt“, gab Moretti zurück, als er den Preis – ein Kunstwerk von Heimo Zobernig – in Empfang nahm. „Angesichts der Vielfalt der Diagonale und des österreichischen Films bin ich stolz – nicht nur über den Preis, sondern auch darüber, in diesem Land zu arbeiten.“ Der Tiroler schickte dann noch seine persönliche Laudatio auf die Stadt Graz hinterher: „Man fühlt sich hier halb in Österreich und halb woanders. Vielleicht ist Graz der Äquator zwischen den Nord- und den Südmenschen.“

Eröffnungsfilm: Karl Markovics präsentierte „Superwelt“ © Diagonale / Martin Stelzl

Markovics. Auch Karl Markovics, der Autor und Regisseur des Eröffnungsfilms „Superwelt“, dankte der Diagonale – „für die wunderschöne Chance, beim Leuchtturm des österreichischen Films“ zur Eröffnungsgala eingeladen zu sein. Über „Superwelt“ (der Film läuft ab 20. März in ganz Österreich; hier die FilmClicks-Kritik) wollte er vor der Vorführung nichts sagen: „Das würde bedeuten, dass ich nicht an den Film glaube. Doch um den Glauben geht es in ,Superwelt‘.“
 
Statt über seinen Film zu sprechen, richtete Markovics lieber noch ein paar Worte an den ORF. Sein Thema : Das Funkhaus in Wien, Heimat des Radio-Kultursenders Ö1, das aufgegeben werden soll. Er appellierte an den ORF und an die Öffentlichkeit: „Ich kann nur alle aufrufen, zu sagen, nein, das wollen wir nicht. Das lassen wir uns nicht gefallen. Lassen wir uns das Funkhaus nicht nehmen – es ist Teil unserer Identität.“