Superwelt

Sanftes Gruseln mit Gott


FilmClicks:
„Superwelt“: Die Supermarkt-Angestellte Gabi Kovanda (Ulrike Beimpold) hat eine Erleuchtung © Thimfilm / Domenigg
DIE STORY:  Karl Markovics erzählt in „Superwelt“, wie aus einem einfachen Leben eine ganz und gar außergewöhnliche Existenz wird. Hauptfigur ist die Supermarkt-Angestellte Gabi Kovanda (Ulrike Beimpold), die ein langweiliges Dasein in der Provinz führt, irgendwo östlich von Wien. Der Job, die  Familie, die Freizeit: Alles ist in gleichförmiger Routine erstarrt.
Doch eines Tages wird alles anders.  Gabi – eine Frau, der Religion nichts bedeutet – hat eine Erleuchtung. Sie begegnet Gott. Das Erlebnis jagt ihr erst einmal einen gehörigen Schrecken ein. Doch dann beginnt sie, sich selbst und ihren Blick auf die Welt zu verändern. Für immer.

Grandioses Spiel: Ulrike Beimpold (mit Film-Ehemann Rainer Wöss) © Thimfilm / Domenigg

DIE STARS:  Der Wiener Karl Markovics, dessen Karriere 1982 am Serapionstheater begann,  wurde durch die Serien „Kommissar Rex“ und „Stockinger“ zu einem der beliebtesten TV-Stars Österreichs.  Durch die Hauptrolle im KZ-Thriller „Die Fälscher“, mit dem Stefan Ruzowitzky 2008 den Auslands-Oscar gewann, machte er sich auch international in der Filmwelt einen Namen. 2011 debütierte er mit dem Drama „Atmen“  (Weltpremiere in Cannes) als Autor und Regisseur. „Superwelt“ ist der zweite Film, den Markovics geschrieben und inszeniert hat.
Ulrike Beimpold wurde schon als Teenager ans Wiener Burgtheater engagiert und war dort zunächst im Fach des süßen Mädls gefragt. Im Lauf der Jahre hat sie ihr Rollenspektrum stark erweitert. 2013 wurde sie für eine düstere Hauptrolle im TV-Thriller „Spuren des Bösen – Zauberberg“ (Regie: Andreas Prochaska) gefeiert. Auch Karl Markovics war höchst beeindruckt – und engagierte sie für „Superwelt“.    

Das Setting: Die magische Gesichtslosigkeit der Provinz © Thimfilm / Domenigg

DIE KRITIK: Gott als Filmfigur? „Superwelt“ ist zunächst einmal ein sehr mutiges Projekt. Bei so einem Stoff  ist es ein schmaler Grat vom Drama zum Erbauungs-Traktat oder zum Kitsch. Doch Karl Markovics gerät nie auch nur in die Nähe dieser Gefahrenzonen.
Das Aufeinandertreffen mit Gott widerfährt bei ihm einer einfachen Frau vom Lande. Wenn diese Gabi Kovanda auf der Leinwand ihre ersten Begegnungen mit dem höheren Wesen hat, erzeugt das auf der Leinwand die Atmosphäre eines sanften Gruselfilms. Man bekommt Gott im Film nie zu sehen. Aber man spürt das, was Gabi für Gott hält (und das hat nichts mit religiösen Lehren zu tun).  
Ulrike Beimpold spielt Gabi Kovanda. Eine Supermarkt-Kassierin, die sich mit der Ereignislosigkeit ihrer Existenz abgefunden hat (und vielleicht auch gar nichts anderes vom Leben erwartet). Es gibt die Arbeit, es gibt ein bisschen Hobby im Fitness-Studio, und es gibt die Familie. Die ist vom Miteinander längst in den Nebeneinander-Modus mutiert. Gabi und ihr Mann (Rainer Wöss) nehmen einander kaum wahr. Zu sagen haben sie sich nichts mehr.
Die Szenen aus dieser verstummten heilen Spießerwelt haben etwas von einem realen Horrorfilm. Dann folgt das surreale Element, Gabis Aufeinandertreffen mit Gott. Im Kino bemerkt man das zunächst am veränderten Gesichtsausdruck der Frau, an einem neugierigen und zutiefst verwunderten Blick. Später gibt es kleine Ereignisse, die Gabi als Gottesbotschaft deutet, und es verändert sich ihr Verhalten.
Natürlich ist sie zunächst einmal irritiert und verängstigt. Wenn sie das Gefühl hat, ein höheres Wesen sende ihr Botschaften zu: Könnte das nicht einfach bedeuten, dass sie überschnappt? Gabi will sich ihrer Umwelt offenbaren – und scheut zugleich davor zurück. Doch langsam wird die Wirkung der neuen Stimme in ihrem Leben beruhigender. Und betörender. Gabi verlässt den Supermarkt, sie verlässt das Eigenheim. Sie sucht einen neuen Weg.
In der Beschreibung mag dieser Lauf der Dinge durchaus befremdlich klingen. Karl Markovics gelingt aber als Autor und Regisseur das Kunststück, dem schwierigen Thema eine schmuckvolle, in sich logische Fassung zu geben. Und er findet auch einen plausiblen Ausgang für seine ungewöhnliche Geschichte.
In mehreren Anläufen lässt er den Film einem Finale zustreben, das realistisch wirkt und zugleich Hoffnung weckt. „Superwelt“ bietet reichlich Anregungen zum Nachdenken. Ulrike Beimpold trägt mit ihrem wuchtigen, furiosen  Spiel dazu bei, dass einem ihre Gabi Kovanda so richtig ans Herz wächst. Eine großartige Leistung. Und auch das ganze Ensemble um sie herum agiert wie aus einem Guss.
Fazit: Überzeugte Atheisten werden mit einem Film wie „Superwelt“ möglicherweise wenig anfangen können. Doch wer einen Hauch spirituelle Offenheit mitbringt, auf den wartet ein Kino-Erlebnis der besonderen Art. 
 
IDEAL FÜR:  Fans von Karl Markovics, die neugierig auf die Neugier des Filmemachers sind, ungewöhnliche Themen auszuloten.






Trailer
LÄNGE: 120 min
PRODUKTION: Österreich 2014
KINOSTART Ö: 20.03.2015
REGIE:  Karl Markovics
GENRE: Drama


BESETZUNG
Ulrike Beimpold: Gabi Kovanda
Rainer Wöss: Hannes Kovanda
Angelika Strahser: Sabine Kovanda
Nikolai Gemel: Ronnie Kovanda
Sibylle Kos: Helli
Thomas Mraz: Georg

Interview
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