Lucas-Imperium. Richtig schön hat es sich George Lucas gemacht. Am Rande von San Francisco – nicht allzu weit von der Golden Gate Bridge entfernt – liegt der Firmensitz von ILM. Besser gesagt: In Presidio, auf einem ca. 72 Hektar großen Grundstück, befinden sich Teile des Lucas-Imperiums. Bewegte Zeiten waren das vor ein paar Monaten, als George Lucas seinen Laden an Disney verkaufte.
Von all dem Wirbel um die Transaktion hat der stämmige Mexikaner Guillermo del Toro bei der Arbeit an „Pacific Rim“ nichts, aber auch rein gar nichts mitbekommen. Und auch das wunderschöne Anwesen war ihm schnuppe: „Nichts habe ich gesehen“, sagt del Toro. „Ich habe es gerade drei Mal geschafft, mit meinen Töchtern ins Kino zu gehen - und sie durften bestimmen, was wir gucken. Besser, Sie fragen nicht, was wir gesehen haben. Im Rest der Welt mag sonst was passiert sein. Ich habe davon keine Ahnung.“
Drei Jahre. Insgesamt drei Jahre hat Guillermo del Toro darauf verwandt, mit „Pacific Rim“ einen Kindheitstraum auf die Leinwand zu wuchten. Dabei ist das ein Projekt, das scheinbar überhaupt nicht zu dem Regisseur passt.
All seine Filme, selbst die Ausflüge in den Horror, hatten bisher diese wunderbar phantastischen Ideen und kleinen Spielereien – del Toros Markenzeichen. „Pacific Rim“ handelt aber vom blanken Kampf Roboter gegen Monster. Für del Toro ist die Produktion deshalb die Erfüllung eines Lebenstraumes, „weil ich früh als Kind in der Wiege immer in Richtung Fernseher geschaut habe. Damals war es gerade ganz neu, dass jeder Haushalt einen Fernseher hatte. Einer der ersten Filme, an die ich mich erinnern kann, war ,Godzilla'. Seit dieser Zeit habe ich eine ganz tiefe Liebe zu Monstern".
Der Plan. In „Pacific Rim“ bedrohen riesenhafte Aliens, die „Kaiju“ heißen (das japanische Wort für Monster) die Welt. Die Menschen versuchen, sich mit ebenfalls riesigen Maschinen, „Jaeger“ genannt (eine Idee des Drehbuchautoren Travis Beacham, der nach Übersetzungen für Hunter gesucht hatte), zu wehren. Gekämpft wird um die Zukunft der Erde. Was genau die Kaiju auf der Erde wollen, soll, so Autor Beacham im Interview mit FilmClicks, „im zweiten Teil von ,Pacific Rim‘erklärt werden. Es sieht zwar jetzt so aus, als würden sie auf der Erde einfach alles nur platt machen. Aber dahinter steckt ein anderer Plan.“
Nach den Umsatzzahlen vom Kino-Startwochenende in den USA, wo gerade mal knapp 40 Millionen der Produktionskosten von 190 Millionen Dollar wieder eingespielt wurden, ist ein zweiter Teil allerdings recht unwahrscheinlich. Für den Fall eines kommerziellen Misserfolgs hat Beacham die Fortsetzung von „Pacific Rim“ als Comic angekündigt.
Sämtliche Wesen, Kaiju und Jaeger, wurden in San Francisco am Computer entworfen und zum Leben erweckt. Sicher, es hätte viele andere Studios gegeben, aber del Toro wollte unbedingt zu ILM. Zum einen „natürlich wegen der Historie“. Del Toro: „Wann hat man schon mal die Gelegenheit, Studios zu betreten, in denen kreative Köpfe an ,Star Wars‘ gearbeitet haben?“
Aber für den Regisseur gab es auch noch einen anderen Grund, in San Francisco zu arbeiten: „Meine Figuren, egal wie phantastisch sie aussehen, sollen nicht abstrakt sein. Man soll ihnen auf jeden Fall ansehen, dass Leben in ihnen wohnt. Und eben das habe ich mir von den Magiern von ILM erhofft".
Spezialeffekte. John Knoll ist der Mann, dem Guillermo del Toro am meisten vertraut. Er war als Chef verantwortlich für die Spezialeffekte von „Pacific Rim“.
„Es ist schön und schwer zugleich“, so Knoll, „wenn man einen Regisseur hat, der genau weiß, was er will. Guillermo hatte seine Monster und seine Roboter schon so ziemlich im Kopf. Wir haben ihm dann gezeigt, wie wir sie hier bei ILM konstruieren, oder besser gesagt, wie wir sie in den Computer speisen würden“.
Knoll und seine Männer können stundenlang über ihre Tricks und Effekte (etwa über die spektakulären Landungen der Jaeger im Ozean) reden. Ihnen bei der praktischen Arbeit zuzuschauen - generell nur nach Dreh-Ende erlaubt - ist weit weniger spannend. Es sei denn, man begeistert sich für höhere Mathematik oder abstrakte Spielereien am Rechner.
Weitaus interessanter ist der Blick hinter die Kulissen. Auf verschiedenen Bühnen stehen noch die Anzüge herum, die im Film von den Piloten der Jaeger getragen werden. Oder, nur wenige Schritte weiter, begegnet man dem „Star Wars“-Helden Yoda an der Seite der Brad-Pitt-Figur Mr. Smith.
ILM ist ein Studio, das vollgepackt mit Filmgeschichte ist. Guillermo del Toro hat gut daran getan, die Spezialeffekte, die drei Viertel von „Pacific Rim“ ausmachen, hier fertigen zu lassen. Der Film wirkt bei allem Gekrache und Gedröhne wie aus einem Guss. Nur eines können auch die ILM-Macher nicht: Sie allein können einem Film keine Seele einhauchen. Die vermisst man bei „Pacific Rim“ schon ein wenig.
Gruselgeschichte. Vielleicht gibt`s davon mehr in „Crimson Peak“. Die Horror-Romanze mit Mia Wasikowska, Jessica Chastain und Benedict Cumberbatch wird definitiv sein nächstes Projekt, verrät Guillermo del Toro zum Abschluss: „Ich will nicht wieder fünf Jahre bis zum nächsten Film warten. Also habe ich mir dieses Mal eine kleine Gruselgeschichte vorgenommen. Dabei geht zwar nichts so Spektakuläres wie die Golden Gate Bridge kaputt. Aber es wird schön unheimlich“.