Denzel Washington über Actionfilme und „The Equalizer 2“


„Nennen Sie mich nicht Action-Star!“

19.08.2018
Interview:  Peter Beddies

Ungewohntes Bild: Oscar-Preisträger Denzel Washington mit Knarre in „The Equalizer 2“ © Sony

Früher gab es für Schauspieler in Actionfilmen ein Alterslimit. Danach hörten sie auf damit, im Kino die Welt zu retten. Denzel Washington zeigt gerade, dass es auch umgekehrt geht. Der zweifache Oscar-Preisträger war 59 Jahre alt, als er mit „The Equalizer“ seinen ersten echten Action-Reißer drehte. Jetzt, mit 63, bringt er „The Equalizer 2“ an den Start. Offenkundig hat er Geschmack an seiner Rolle als humanistisch gesinnter Ex-Profikiller gefunden. Denzel Washington beim FilmClicks-Gespräch in Berlin: „Wenn der Film den Menschen gefällt, halte ich einen dritten Teil nicht für ausgeschlossen.“


FilmClicks: „The Equalizer 2“ ist nicht nur ein harter Action-Thriller – es ist auch die erste Fortsetzung eines Films, die Sie in Ihrer Laufbahn gedreht haben.
Denzel Washington: Stimmt. Irgendwie hat sich das bisher nicht ergeben. Entweder der Film war ein Erfolg, aber ich war am Ende des Streifens tot. Oder der Film hat nicht nach einer Fortsetzung geschrien.
 
Warum jetzt dieser Meinungswandel?
Ich könnte es mir einfach machen: Weil der erste Teil ein Riesenerfolg war
 
„Das Drehbuch gefiel mir ausnehmend gut“: Washington (li.) mit Regisseur Antoine Fuqua © Sony

Und dann haben Sie gleich mal gesagt: „Teil Zwei ich komme“?

Von wegen! Erst einmal wollte ich das Drehbuch lesen und das gefiel mir ausnehmend gut. Also haben wir noch ein wenig Zeit ins Land gehen lassen und dann mit dem Drehen begonnen. Ich mag am neuen Film zum Beispiel, dass meine Figur, der Ex-Agent McCall, eine Vorgeschichte bekommt. Und dass die Charaktere nicht einfach so nach Gut und Böse zu unterscheiden sind.
 
Und dass Sie wieder als Action-Star wieder in Erscheinung treten können?
Nennen Sie mich bitte nicht Action-Star!
 
Warum nicht?
Weil ich keiner bin! Schauen Sie sich meine Filme an. Wie viele davon sind aus dem Action-Bereich? Wenige! Und selbst hier. Ja, es gibt ziemlich heftige Gewaltausbrüche. Aber die dienen der Geschichte. Und zwischendurch sieht man immer wieder lange Passagen, in denen es um die Menschen und ihre Erlebnisse geht.
 
Ihre Figur, Robert McCall, geht auf einen ziemlich blutigen Rachefeldzug. Wie halten Sie es mit Rache? 
Fragen Sie mich das jetzt ernsthaft?

Washington mit Waffe: „Ich halte Rache für kein gutes Ding“ © Sony

Warum nicht? Wenn man in so einem Film mitspielt, kann man doch auch mal das Konzept von Rache diskutieren.
Kann man. Aber nicht im echten Leben. Wir reden hier von einem Film, der einen zwei Stunden lang unterhalten soll. Der das Leben mit all seinen Problemen ausblendet. Das Eine sollte mit dem Anderen nicht vermengt werden. Aber wenn Sie es unbedingt wissen wollen. Ich halte Rache für kein gutes Ding. Löst nichts als Chaos aus.
 
Am Ende von „The Equalizer 2“ steht Robert McCall da und scheint seinen Frieden gefunden zu haben. Ist das auch das Ende seiner Geschichte?
Das kann ich nicht beurteilen. Jetzt sollen die Menschen weltweit erst einmal den Film sehen. Und wenn er ihnen gefällt, halte ich einen dritten Teil nicht für ausgeschlossen. Aber keinesfalls in der nächsten Zeit.
 



Kritik
The Equalizer 2
„The Equalizer 2“ ist der seltene Fall eines pazifistischen Gewaltfilms. Denzel Washington spielt wieder den Ex-Agenten McCall, der einst im Dienst der Regierung mordete. Nun zieht er mit einer Friedensbotschaft durchs Leben, hat aber sein altes Metier, wenn es gegen das Unrecht geht, nicht verlernt. Mehr...