Peter Sohn über seinen Film „Arlo & Spot“


„Dies ist im Prinzip ein Film über einen Jungen und seinen Hund“

25.11.2015
Interview:  Gunther Baumann

Ein ungleiches Gespann: Der freundliche Dino Arlo und sein kleiner Kumpel Spot © Disney-Pixar

Ein freundlicher Dino trampelt mit seinem Kumpel, einem kleinen (Menschen-)Jungen, durch die urzeitliche Botanik: Das neue Disney-Pixar-Abenteuer „Arlo & Spot“ stellt mal wieder alle Naturgesetze auf den Kopf. Doch Animationsfilme dürfen so etwas, wie das Pixar-Studio schon mit seinen Kino-Welterfolgen über sprechende Fische („Findet Nemo“) oder kochende Ratten („Ratatouille“)  bewiesen hat. FilmClicks traf „Arlo & Spot“-Regisseur Peter Sohn zum Gespräch über die Entstehung des großen 3D-Films,  dessen Budget auf mindestens 175 Millionen Dollar geschätzt wird. Sohn, der Mann mit dem deutsch klingenden Namen, ist ein gebürtiger New Yorker mit koreanischen Wurzeln. Für den Animations-Spezialisten  wurde die Produktion ein ähnlich großes Abenteuer wie für die Figuren auf der Leinwand: „Arlo & Spot“ ist sein Regie-Debüt.  


„Arlo & Spot“: Peter Sohn ist der Regisseur der neuen Pixar-Produktion © Disney-Pixar

FilmClicks: Mr. Sohn, wie lange arbeiten Sie schon an „Arlo & Spot“?

Peter Sohn: Bei mir sind es  jetzt fünf Jahre, aber das ganze Projekt hat sogar noch früher begonnen. Üblicherweise entsteht ein Animationsfilm in vier Jahren. Hier haben wir länger gebraucht, auch deshalb, weil es einen Regisseurs-Wechsel gegeben hat.
 
Wenn Sie „Arlo & Spot“ mit einem Satz erklären müssten – worum geht’s in dem Film?
„Arlo & Spot“ ist im Prinzip ein Film über einen Jungen und einen Hund, wobei in unserem Fall der Dino der Junge und der Junge der Hund ist. Das war die Grundidee von Bob Peterson, den ich dann als Regisseur abgelöst habe, und dieser Idee fühle ich mich sehr stark verbunden. Es gab einige große Änderungen in der Geschichte,  aber die Junge-und-Hund-Konstellation ist das Herz des Films geblieben.
 
Haben Sie eine Erklärung für das Phänomen, warum so viele Menschen in der ganzen Welt von Sauriern fasziniert sind?
Das mag damit zusammenhängen, dass die Dinos wirklich existierten. Dass sie keine Fantasie-Figuren sind. Wir Menschen sind noch immer dabei, das magische Puzzle um ihre Ära zu vervollständigen.

Arlo und Spot begegnen auch unfreundlichen Dinos © Disney-Pixar

In Filmen werden die Saurier stets als gefährliche Bestien dargestellt. Doch „Arlo & Spot“ dreht das um und macht aus dem Dino eine positive Figur…
Nun, auch bei uns gibt es ein paar Dinos, die nicht sehr freundlich sind. Aber wir versuchen, eine emotionale Verbindung zu den Figuren zu schaffen. Mit Problemen und Situationen, denen auch wir Menschen uns in unserem Leben stellen müssen. Das geht es um die  Überwindung von Angst oder von äußeren und inneren Dämonen, zum Beispiel. Oder um das Ringen darum, die eigenen inneren Kräfte zu finden.  Ich muss aber sagen, dass ich auch Filme wie „Jurassic World“ mag – ich hoffe, dass solche Abenteuer auch in Zukunft produziert werden. Wenn es um Dinos geht, gefallen mir beide Seiten der Medaille.
 
Neben den Hauptfiguren spielt auch die Natur eine wichtige Rolle in „Arlo & Spot“.
Stimmt. „Arlo & Spot“ ist in der Natur angesiedelt, also geht es darum, die passenden Stimmungen herzustellen. Wir benutzen die Umwelt, um den Eindruck zu verstärken, dass sich unsere Figuren kraftvoll fühlen – oder auch einmal ganz klein. Auch das Licht spielt da eine wichtige Rolle. Unsere Kamerafrau stammt aus dem Nordwesten der USA, wo der Film spielt, und es ist wirklich faszinierend, wie es ihr gelingt, die Lichtstimmungen von dort in den Computer zu übertragen. Manchmal fühlt sich eine Szene an, als wäre die Natur eine Kathedrale.

Peter Sohn: „Manchmal fühlt sich die Natur an wie eine Kathedrale“ © Disney-Pixar

Was für eine Art Saurier ist denn Ihre Hauptfigur?
Er ist ein  Apatosaurus, ein Pflanzenfresser. Am Anfang haben wir uns viele Gedanken darüber gemacht – soll es ein Apatosaurus sein oder einer seiner Verwandten, ein Brontosaurus. Wir haben alles, was über den Apatosaurus bekannt ist, sehr genau recherchiert, um ihn möglichst naturgetreu auf die Leinwand zu bringen.
 
Gibt es Filme, die Sie bei „Arlo & Spot“ beeinflusst haben?
Ja. Dazu gehören zum Beispiel Disney-Klassiker wie „Bambi“ und „Dumbo“. Solche Filme, mit denen man aufgewachsen ist, liegen einem in der DNA, wenn es darum geht, wie man eine Geschichte erzählen will. Aber dazu kommen bei jedem Filmemacher die eigenen  Lebenserfahrungen,  die in die Story auf der Leinwand einfließen.
 
Wie gehen Sie das Problem an, einen Film so zu drehen, dass er Kindern und Erwachsenen gleichermaßen gefällt?
Ich weiß nicht, ob Sie die These kennen, wonach jeder  Mensch ein gleichbleibendes inneres Alter hat. Es gibt Kinder, die wurden als ewige 40-Jährige geboren, und es gibt 70-Jährige, die sich noch immer benehmen, als wären sie Zwölf. Ich kann jederzeit das Kind in mir abrufen, aber auch aus meiner erwachsenen Position auf den Film schauen.  Dadurch entsteht Balance. Wir gehen nicht mit dem bewussten Ziel an die Arbeit, den Film speziell für die junge oder für die ältere Zielgruppe zu machen.  Wir drehen den Film so, wie er uns selber gefällt.
 
Was ist denn Ihr persönlicher Lieblingsfilm?
Da gibt es so viele, das kann man nicht an einem Titel festmachen.  Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von Charlie Chaplin, ich liebe Musicals, Hitchcock und Kurosawa. Oder Billy Wilder – „Das Apartment“ zum Beispiel kann ich mir wieder und wieder ansehen.    
 



Kritik
Arlo & Spot
Das Disney-Pixar-Studio hat mit „Arlo & Spot“ ein neues Animations-Meisterwerk geschaffen. Das Abenteuer vom ängstlichen Dino Arlo und seinem Menschen-Freund Spot zieht Kinder genauso wie Erwachsene in seinen Bann. Mehr...