Gregor Seberg über seine Rolle als Rennauto in „Cars 3 – Evolution“


Wie man einem Auto Seele einhaucht

27.09.2017
Interview:  Gunther Baumann

Gregor Seberg: © Disney-Pixar

Der Wiener „Soko Donau“-Star Gregor Seberg ist nach eigenem Bekunden kein Autonarr. Aber im Pixar-Animations-Hit „Cars 3 – Evolution“ ist er ein Auto. Seberg spricht den Rennwagen Cal Weathers, der schon ziemlich viele Kilometer auf dem Tacho hat und bei den Rennen feststellen muss, dass ihm die jugendliche Konkurrenz davonfährt. Für Seberg war der Job im Disney-Synchronstudio eine Premiere, die Lust auf mehr machte. Zeit für neue Trickfilm-Jobs hätte er jetzt: Seberg berichtet im FilmClicks-Gespräch auch darüber, warum er seiner Erfolgsserie „Soko Donau“ nach zwölf Staffeln adieu sagte. 


FilmClicks: Herr Seberg, Sie sprechen im Trickfilm-Abenteuer „Cars 3 - Evolution“ ein Rennauto. Wie verleiht man einem Auto Seele, wenn man dafür nur die Stimme zur Verfügung hat?
Gregor Seberg: Indem man sich vorher den Film anschaut und dabei herausfindet, wie es dem Auto wohl geht. Dann folgt die Überlegung: Wenn ich dieses Auto wäre – wie würde es mir gehen? Und schließlich stellt man sich vor, man ist dieses Auto.
 
Was ist denn das Charakteristische an Ihrem Auto?
Das Auto ist ein hellblauer Rennwagen mit der Startnummer 42, es heißt Cal Weathers und es zählt schon zum alten Schlag. Cal ist gut befreundet mit dem Rennauto Lightning McQueen, der Hauptfigur des Films. Die beiden überreißen aber, dass die Jungen, die nachkommen, besser ausgestattet sind als sie. Der eine, Lightning McQueen, reagiert darauf mit Ehrgeiz. Und der andere, Cal Weathers, reagiert so, wie es auch uns Österreichern zu eigen ist: Mit Resignation und mit dem Gefühl, „aber was, am wichtigsten war mir eh immer die Freundschaft und nicht das Racing.“ Ich kann das nachvollziehen. Cal ist ein sehr melancholisches Auto. Er weint nicht den guten alten Zeiten nach, aber er lebt nach dem Satz, du musst mit der Zeit gehen, sonst gehst du mit der Zeit.  
 
Die Arbeit an „Cars 3“ ist Ihre erste Synchronisation in einem Trickfilm. War das Gefühl im Studio anders als bei der Synchronisation eines Menschen?
Ja. Wenn man in eine Trickfilmfigur hineinschaut, hier also in ein Autogesicht, dann erkennt man das, was das Auto gerade empfindet. Wenn man hingegen einen Menschen synchronisiert – ich habe auch mich selbst schon synchronisiert, furchtbar –, dann sieht man das, was dieser Mensch vorgibt, zu empfinden. Mir sind da die Trickfilmfiguren näher als die Menschen, ich verstehe sie auch besser. Cal Weathers zu sprechen, hat Spaß gemacht, auch deshalb, weil ich ihm ein bisschen Charakter geben konnte, denn ich spreche ja im Dialekt. Niemand im deutschsprachigen Raum ist diesem Auto so nahe wie ich. Aber ich bin froh, dass ich vor den Aufnahmen für „Cars 3“ nicht wusste, was für ein Riesenimperium diese Firma Disney-Pixar ist, denn sonst wäre ich wahrscheinlich vor Ehrfurcht verzinnsoldatet.   
 
Ist „Cars 3 – Evolution“ für Sie pure Unterhaltung oder transportiert der Film auch eine Botschaft?
Der Film hat eine Botschaft, und die finde ich ganz toll. Und zwar: Es sind nicht immer die Lauten zugleich auch die Stärksten. Manchmal sind auch die Leiseren zu mehr fähig, als man ihnen eigentlich zutraut. Außerdem erzählt der Film, dass Bereiche, die immer für Männer reserviert waren, zunehmend auch für Frauen zu öffnen sind – weil sie es vielleicht sogar besser können als die Männer. Daran werden wir uns gewöhnen müssen, und das finde ich sehr gut. Wenn die Kinder im Publikum das mitnehmen, dass der starke, tolle Krieger von einer Frau besiegt wird, dann ist das, glaube ich, für die Zukunft sehr wertvoll.
Seberg über den Film: „Es sind nicht immer die Lautesten am stärksten“ © Disney-Pixar
 
Muss man Autos lieben, um „Cars 3“ zu mögen?
Das glaube ich nicht. Denn die Autos haben hier ungemein menschliche Eigenschaften. Man könnte diesen Film auch mit fliegenden Teppichen machen.
 
Haben Sie selbst eine enge Beziehung zu Autos?
Ich habe zu Autos eine ähnliche Beziehung wie zu Fahrstühlen, die steckenbleiben, oder zu Frauen, die man nicht erreichen kann. Natürlich kann ich fahren, wie ich glaube, sogar sehr gut, denn ich habe vor der Kamera schon etliche Stunts gemacht. Aber ansonsten kenne ich mich mit Autos null aus. Ich will von einem Auto nur, dass es funktioniert. Und es soll lässig aussehen dabei. Das ist so eine Hybrid-Beziehung – aber ein Autonarr bin ich nicht.
 
Ihr Auto Cal Weathers hört in „Cars 3“ auf, Rennen zu fahren, und Sie selber hören im Fernsehen in Ihrer Serie „Soko Donau“ auf, zu ermitteln. Gibt es da Parallelen?
Nun, ich war bei der „Soko Donau“ nicht im Ausgedinge, sondern bin aus freien Stücken gegangen. Doch ja, man kann sagen, 2017 ist das Jahr der Umwälzungen. Im Seberg’schen Bereich. Und ich finde es super, dass durch „Cars 3“ meinem großen Infantilismus endlich einmal Raum gegeben wurde. Wenn wir Schauspieler irgendwann einmal durch animierte Figuren ersetzt werden, die ausschauen, als wären sie echt, dann weiß ich schon, wie das geht.
 
Was ist der Grund für Ihren Abschied von „Soko Donau“?
Ich war nach zwölf Staffeln im besten Sinne des Wortes fertig mit der Rolle. Dabei bin ich immer sehr gern zum Dreh gegangen. Ich folge da ein bisschen den Spuren von meinem Lieblingsfilm „Der Mann der Friseuse“. Da verlässt eine Frau ihren Partner zum Zeitpunkt des größten gemeinsamen Glücks. Weil es nicht mehr schöner werden kann.
 
Wird Ihre berufliche Lage unsicherer, wenn jetzt die Serie wegfällt?
Das wird sie auf jeden Fall. Ich werde mir von meinem letzten Geld eine Ziehharmonika und einen Hut kaufen und setze ich mich irgendwo hin (lacht). Dann werfen die Leute entweder Geld in den Hut, damit ich aufhöre – oder aus Mitleid. Weil sie sagen, der Arme kann nicht einmal spielen.
 
Hätten Sie denn Lust, wieder einen Trickfilm zu synchronisieren?
Ja, auf jeden Fall, da bin ich total angezündet. Ich muss nur eine einzige Kritik an Disney anbringen, wenn Sie das bitte nach Amerika schicken: Meine Rolle war einfach zu klein (lacht). Nein, ich bin natürlich total dankbar, dass ich das machen konnte. Es war richtig lässig und richtig schön.
 
Gibt es eine Filmfigur, die Sie besonders gern sprechen würden?
Ja, aber die existiert schon. Daffy Duck. Die schwarze Ente, die ständig zu kurz kommt, aber der Meinung ist, sie muss diesen blöden Hasen besiegen. Daffy Duck ist die Zeichentrick gewordene Wahrheit. 
 



Kritik
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Die Animations-Komödie „Cars 3 – Evolution“ erzählt, was aus alternden Rennauto-Boliden wird, wenn sie in die Jahre kommen und sich jugendlicher Konkurrenz stellen müssen.    Mehr...