Peter Maffay
über den kleinen grünen Drachen Tabaluga
„Grün ist momentan die richtige Tendenz“
09.12.2018
Interview:
Peter Beddies
Schlagersänger, Rock-Star und Hit-Fabrikant: Peter Maffay, 69, ist seit Jahrzehnten einer der erfolgreichsten Popmusiker Deutschlands. So ganz nebenbei war er 1983 auch an der Kreation der Märchenfigur Tabaluga beteiligt – der kleine grüne Drache hatte damals seinen ersten Auftritt im Maffay-Konzeptalbum „Tabaluga oder die Reise zur Vernunft“. Mittlerweile ist rund um die von den Kindern geliebte Figur ein eigener Kosmos entstanden; mit vielen Platten, einer Zeichentrick-Serie und einem Musical. Und jetzt hat es der freundliche Drache mit „Tabaluga – Der Film“ auch ins Kino geschafft. Peter Maffay blickte beim FilmClicks-Interview in München auf die Geschichte der Figur zurück.
FilmClicks: Herr Maffay, im Internet liest man, dass Sie den Drachen Tabaluga miterfunden haben. Wie genau ist das damals geschehen?
Peter Maffay: Das war nicht so kompliziert. Ich kannte in den frühen 1980er Jahren eine Lehrerin, die in Frankfurt arbeitete. Und die erzählte mir eines Tages, dass viele Dinge im Unterricht allzu sachlich erklärt würden. Also meinte sie zu mir: „Mach doch mal. Du bist doch Geschichtenerzähler!“.
Das haben Sie dann gleich als Auftrag begriffen?
Von wegen. Ich sagte zu ihr: „Weißt du, wie schwer es war, den Umstieg zu schaffen vom Schlagersänger zum Musiker, der mit Rock Erfolg hat? Und jetzt soll ich auch noch Märchenonkel sein?“ Darauf meinte sie nur: „Und in welchem Buch steht das geschrieben?“ Die Frage konnte ich ihr nicht beantworten. Also bin ich los und habe mir Mitstreiter gesucht.
Wen zum Beispiel?
Der Produzent Gregor Rottschalk war mit dabei und auch Rolf Zuckowski, der mit seinen Kinderliedern damals schon Erfolg hatte. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass wir in München in die Buchhandlung Hugendubel gegangen sind, um 50 Kinderbücher zu kaufen.
Sie wollten sich inspirieren lassen?
Ja, wir wollten schauen, wer unseren Ideen am nächsten kommt. Es sollte eine Figur sein, die Werte vermittelt. Aber kein strahlender Held. Eher jemand, der sehr sympathisch ist. Der aber auch mal strauchelt und hinfällt.
Wissen Sie noch, wer in die engere Wahl kam?
Auf jeden Fall. Das waren zwei Autoren, die für Kinder gezeichnet und geschrieben haben. Zum einen Janosch. Aber bei dem war schnell klar, dass wir ihn nicht bekommen würden. Und dann Helme Heine. Als der uns Wochen später seine Entwürfe für Tabaluga geschickt hatte, war uns klar, dass wir unseren Drachen gefunden hatten. Was dann noch fehlte, war die Musik.
War schon immer geplant, dass aus Tabaluga das Riesen-Universum von heute werden sollte?
Überhaupt nicht! Als wir mit den Ideen für die „Tabaluga“-Schallplatte zu meiner Plattenfirma kamen, war man von einem musikalischen Märchen nicht begeistert. Erst meinte man, dass es nicht gehen würde, weil ein Vertrag im Weg stehen könnte. Dann gab man uns zu verstehen, dass es doch besser wäre, den gerade beschrittenen Weg weiterzugehen. Ausgerechnet ein Justitiar in der Firma meinte, dass das etwas werden könnte.
Der Rest ist Geschichte, wie es immer so schön heißt. Und nun ist „Tabaluga“ im Kino angekommen. Wie groß war Ihr Einfluss auf den Film?
Lassen Sie es mich so sagen. Aus dem Geschäft des Filmemachens habe ich mich herausgehalten. Ich weiß nicht, wie man einen Trickfilm macht. Aber meine Kompagnons Gregor Rottschalk und Rolf Zuckowski hatten mir mit auf den Weg gegeben: „You Are The Watchdog!“ Es war also mein Auftrag, Tabaluga zu beschützen.
Und das heißt in der Praxis?
Tabaluga ist grün. Nur unter bestimmten Bedingungen wird er rot. Wenn also jemand gekommen wäre und versucht hätte, eine andere Farbe durchzusetzen, hätte ich mein Veto eingelegt. Tabaluga ist und bleibt grün. Weil es schon immer so war. Außerdem ist grün momentan die richtige Tendenz!
Sind Sie beim Verhandeln ein harter Hund?
Ich kann es sein, ohne Frage!
Sie sind schon sehr lange im Musik-Geschäft. Macht sich langsam Müdigkeit breit? Denken Sie manchmal ans Karriereende?
Jetzt wäre mir beinahe ein Schimpfwort über die Lippen gekommen
(grinst). Ich würde es gern so sagen wollen: Dieser Gedanke macht aus meiner Sicht keinen Sinn!
Gibt es irgendetwas, das Sie vor über 40 Jahren angetrieben hat und das Sie heute noch antreibt?
Neugier und Fantasie, würde ich sagen. Das hat sich über die Jahre hinweg bei mir erhalten. Und natürlich der Wille, die Generation nach uns zu beschützen. Ich erlebe das gerade mal wieder
(Anmerkung: Peter Maffay ist in diesem Jahr noch einmal Vater geworden). Wenn ich meine kleine Tochter, diese dreieinhalb Kilo, in meinem Arm halte, dann spüre ich ein Urvertrauen, das man nur als Kind spürt und danach nie wieder.
Sie werden nächstes Jahr 70 Jahre alt. Sie waren im Schlager zu Hause, im Rock. Sie wurden – wie Sie es vorhin genannt haben – zum Märchenonkel. Fühlen Sie jetzt eine Leichtigkeit, alles machen zu können? Vielleicht mal ein Jazz-Album?
Wer weiß, was kommt? Ich versuche, sehr im Moment zu leben und zu schauen, wohin mich die Reise des Lebens als nächstes treibt. Zurzeit arbeiten wir an einer neuen Platte. Es wird Konzerte geben. Von allem anderen lasse ich mich überraschen.