Scott Eastwood
über seinen Film „Overdrive“ und seinen berühmten Vater
„Im Alltag fahre ich Auto wie eine Oma“
29.06.2017
Interview:
Peter Beddies
Wie lebt es sich mit einer Legende als Vater? Der Schauspieler Scott Eastwood, 31, wurde schon ein paar Mal in Filmen seines berühmten Vaters Clint Eastwood, 87, besetzt. Zu einem gemeinsamen Auftritt vor der Kamera ist es bisher aber noch nie gekommen. Jetzt spielt Scott die Hauptrolle im Action-Thriller „Overdrive“, einem schnellen und lauten Film mit harten Männern. Vor ein paar Jahren noch wäre so ein Stoff ein typischer Clint Eastwood gewesen. FilmClicks hat mit Scott Eastwood in Berlin gesprochen.
FilmClicks: Wie oft sehen Sie alte Filme Ihres Vaters und blicken dann scheinbar in Ihr eigenes Gesicht?
Scott Eastwood: (lacht) Was im Prinzip ständig passiert, ist das: Freunde und Bekannte schicken mir Ausschnitte aus alten Filmen meines Vaters. Dann teilen sie das Foto, auf der einen Seite Clint, auf der anderen ich. Das ist schon frappierend.
So viel zu den äußeren Merkmalen. Wie sieht es in Ihnen beiden aus? Gibt es die selben oder ähnliche Charaktereigenschaften?
Ja, wir sind uns schon ziemlich ähnlich. Er hat mich zu dem Mann gemacht, der ich heute bin. Aber meine Mama hat genau so großen Anteil daran. Sie war sehr uneigennützig, hat mich zu großer Ehrlichkeit erzogen.
Als Kind versucht man meist zu rebellieren. Und stellt Jahre später fest, dass man genauso wie die Eltern geworden ist.
Stimmt. Da habe ich ein schönes Beispiel. Als ich ein Kind war, hat sich mein Vater immer furchtbar darüber aufgeregt, wenn irgendwo im Haus das Licht brannte, aber niemand im Zimmer war. Heute mache ich exakt dasselbe, wenn Freunde bei mir zu Besuch sind. In solchen Momenten denke ich: „Oh mein Gott, ich verwandle mich langsam in meinen Vater!“.
Wenn Sie eine Qualität Ihres Vaters übernehmen würden, welche wäre das?
Harte Arbeit!
Sind Sie ein fauler Mensch?
Nein, das nicht. Aber wissen Sie, harte Arbeit ist in meiner Familie immer die Währung gewesen, in der gezahlt wurde. Man darf nicht vergessen, in welcher Zeit mein Vater aufgewachsen ist: in der großen Depression. Er hat zusehen müssen, wie sein eigener Vater sehr viel reisen musste, um genug Geld zu verdienen, dass er damit seine Familie durchbringen konnte. Das hatte einen enormen Einfluss auf sein Leben.
Wie äußert sich das heute bei Ihnen?
Recht einfach. Indem ich arbeite und dankbar bin. Dankbar für das, was ich in Hollywood machen kann. So viele Menschen träumen davon, dort arbeiten zu können. Wenn man es dann geschafft hat, sollte man dafür dankbar sein.
War Ihr Vater früher ein Vorbild für Sie?
Ich würde eher sagen, dass er mein Held war. Mein Vater hat mich stets inspiriert, das zu tun, was ich machen wollte. Inspiriert, Geschichten zu erzählen. Denn das ist es, was ich vor allem anderen machen möchte.
Was schätzen Sie an den Filmen Ihres Vaters, bei denen er Regie geführt hat, besonders?
Dass er keine reinen Genre-Filme macht. In seinem Kriegsfilm „Flags Of Our Fathers“ zum Beispiel gibt es viel Action. Aber es ist immer noch eine andere Ebene dahinter. Das finde ich toll.
Sind das Filme, nach denen Sie auch als Schauspieler suchen?
Auf jeden Fall. Aber noch lässt man mich nicht. Es gibt so viele tolle Regisseure und ebenso viele tolle Schauspieler. Sich da einen Namen zu machen, ist nicht einfach. Zum Beispiel, wenn einer wie Ryan Gosling immer zuerst gefragt wird.
An welchen Clint-Eastwood-Film erinnern Sie sich besonders eindrücklich?
Oh, da gibt es so viele. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann wäre es wohl sein Western „Unforgiven“. Ich muss so um die zehn Jahre herum gewesen sein, als ich ihn zum ersten Mal sah. Ich weiß noch genau, dass ich damals dachte: „Ja, Schauspieler könnte etwas für mich sein“.
Nun, Schauspieler sind Sie geworden. Aktuell sieht man Sie in der Auto-Extravaganza „Overdrive“. Wie fahren Sie Auto?
(Lacht) Im Alltag fahre ich Auto wie eine Oma! Das, was man da im Film sieht, ist für mich persönlich eher wie Fantasy.
Sind Sie bei Ihren Auto-Szenen im Film selbst gefahren?
Ja, bei einigen Szenen bin ich selbst gefahren. Andere Szenen waren zu gefährlich. Aber wenn ich Stuntszenen selbst machen kann, ist das für mich immer die besondere Herausforderung. Das gibt dem Film eine gewisse Authentizität, die der Zuschauer spürt. Da bin ich mir ganz sicher.
Doch warum fahren Sie im Alltag gern langsam? Hat sich da etwas geändert? Kein jugendliches Angeben mehr?
Da ist sicher was dran. Jetzt bin ich 31 und muss nicht mehr – wie vielleicht vor zehn Jahren – meinen Kumpels mit dem Auto etwas vormachen. Es geht mir heute einfach darum, mit dem Auto sicher anzukommen, keinen Strafzettel zu bekommen und niemanden zu verletzen.
Sie haben sowohl im neuen „Fast & Furious“ mitgespielt als auch jetzt in „Overdrive“. Es muss also eine gewisse Faszination für Autos geben.
Oh ja, die gibt es auf jeden Fall. Aber ich stehe eher auf klassische Autos. Denen gehört meine Liebe. In den 1960er Jahren wurden einige wirklich wunderschöne Autos gebaut. Zu Hause habe ich einen 62er Cadillac in der Garage, ein schönes Auto. Ein Ferrari aus dieser Zeit wäre toll, oder eine Cobra. Kann alles noch kommen.
An „Overdrive“ fällt auf dass der Film alte Autos sehr liebevoll in Szene setzt.
Genau das war der Grund für mich, diesen Film zu machen. Wunderschöne alte Autos, gute Action – das perfekte Popcornkino!
Was sagen Sie Menschen, die meinen, dass solche Filme zu illegalen Rennen anstiften?
Schauen Sie, wir reden hier über Unterhaltungskino. Die Actionszenen werden von Profis mit großer Sorgfalt hergestellt. Außerdem nicht im echten Straßenverkehr. Sondern in Situationen, in denen alles kontrolliert und überwacht wird. Und schlussendlich: Das sind Filmfantasien. Eigentlich sollte jedem klar sein, dass man so etwas im echten Leben nicht nachmachen kann.
Zurück zu Ihrer Familie: Wie schaut es denn mit einer Zusammenarbeit Eastwood-Eastwood als Schauspieler aus?
Das wäre ohne Frage eine tolle Sache. Aber bisher gibt es da keine Pläne. Ich zeige meinem Vater von Zeit zu Zeit ein paar Skripts, die meiner Ansicht nach gut sind. Aber er hat zum einen seine eigenen Pläne. Und dann weiß niemand, ob er jemals noch einen Film als Schauspieler machen wird. Das große Problem ist folgendes: Clint hat in seinem langen Leben gefühlt schon jede Story gehört und gesehen. Es muss etwas geben, das ihn total überzeugt. Dann könnte es was werden.