Elizabeth Debicki
über „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“
„Das neue It-Girl? Bin ich garantiert nicht!“
28.04.2017
Interview:
Peter Beddies
Elizabeth Debicki: Die schöne Australierin verdrehte in der LeCarré-Verfilmung „The Night Manager“ Tom Hiddleston den Kopf und sorgt jetzt in „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“ dafür, dass das Action-Vehikel so richtig in Schwung kommt. Denn als gülden glänzende Anführerin des Alien-Volks der Sovereigns sinnt sie auf Rache, als ihr Rocket, der „Guardians“- Waschbär, ein paar eminent wertvolle Batterien klaut. Gut möglich allerdings, dass die Energie des Batterien-Plots ihre eigene Karriere vorantreibt. FilmClicks hat Elizabeth Debicki in Berlin zum Interview getroffen: Sie erzählt über die „Guardians“, über Ratschläge von Cate Blanchett – und darüber, wie sie damit umgeht, dass sie mit ihrer Größe von 1,90 Metern die meisten Menschen überragt.
FilmClicks: Elizabeth Debicki, wie fühlt sich das an, Teil des „Guardians Of The Galaxy“-Kosmos geworden zu sein?
Elizabeth Debicki: Irgendwie sehr eigenartig. Zumindest hat es sich lange Monate so angefühlt.
Wieso?
Also, den ersten „Guardians“-Film fand ich großartig. Mir gefiel der Tonfall. Und die wunderbar verschrobenen Charaktere. James Gunn ist ein toller Regisseur. Ich wollte sehr gern beim zweiten Teil dabei sein. Aber als ich das Angebot bekam, durfte ich mich nur innerlich freuen, nicht öffentlich. Denn bei einem Film des Marvel-Studios verpflichtet man sich, überhaupt nichts zu verraten. Was den Fans gegenüber auch nur fair ist. Also muss man sich verdammt genau überlegen, wem man was erzählt. Und in der Öffentlichkeit darf man nur lächeln und auf Nachfragen, die es immer gibt, solche Plattitüden äußern wie: „Vielleicht habe ich den und den schon getroffen. Möglicherweise bin ich nicht nur in dem einen Film mit dabei“. Es ist eine Qual, so lange Geheimnisse zu bewahren. Das dürfen Sie mir glauben
(lacht).
Haben Sie die „Guardians“ auch interessiert, weil Sie im Comic-Science-Fiction-Genre noch nie etwas gemacht haben?
Mit Genres kann ich ehrlich gesagt überhaupt nichts anfangen. Ich will tolle Charaktere, gute Stoffe und einen super Regisseur. Wenn ich das habe, sage ich unabhängig vom Genre zu – gar keine Frage. Ich will keinen Spionagefilm drehen oder einen Marvel-Film. Aber bei einer sauguten Serie wie „The Night Manager“ sage ich ebenso zu wie bei den „Guardians“.
Das heißt, Sie glauben nicht an die schönen Label, die man überall draufpappt?
Damit können Sie mich jagen. Aus meiner Sicht völlig überbewertet. Haben Sie schon mal gehört, dass so ein Label Sinn macht?
Na ja, es kann schon praktisch sein. Wenn man Sie zum Beispiel als das neue „It Girl“ bezeichnet…
…dann ist das totaler Schwachsinn. Das neue It-Girl? Bin ich garantiert nicht! Das denkt sich doch irgendjemand in einer Überschriftenredaktion bei einer Zeitschrift aus, um noch mehr Exemplare verkaufen zu können. Sie können mir glauben, dass ich nichts tun werde, um dieser Zuordnung irgendwie zu entsprechen.
Und wenn man Sie mit Cate Blanchett vergleicht?
Wenn das im Interview passiert, versuche ich höflich zu bleiben und zu lächeln. Cate ist ein wunderbarer Mensch. Für mich war sie immer ein Vorbild. Ich habe all ihre Filme gesehen, als ich Kind und Jugendliche war.
Waren Sie Fan?
Absolut! Wahrscheinlich war ich nie wieder ein derart großer Fan von irgendjemandem
(lacht). Als ich sie dann zum ersten Mal getroffen, dachte ich nur: „Wow, was für eine schöne Frau!“. Und „Wie soll ich bloß meine Nervosität in den Griff bekommen?“ Aber nach zwei Stunden war alles OK. Wir haben dann in Sydney gemeinsam Theater gespielt und sind mit dem Stück – es war „Die Zofen“ von Jean Genet – nach New York gereist. Ich konnte sie gut kennenlernen. Aber nun so zu tun, als wäre ich die neue Cate Blanchett, ist einfach nur absurd.
Dieses Theaterstück war also die beste Schauspielschule, die man sich vorstellen kann?
Es kommt sogar noch besser. In dem Stück hat auch noch Isabelle Huppert mitgespielt. Das war in der Tat die beste Praxisübung, die eine junge Schauspielerin bekommen kann. Ich erinnere mich noch gut daran, dass mir mein Regisseur eines Tages während der Proben sagte, dass ich bei einer bestimmten Stelle nicht anwesend sein müsste, weil ich erst im zweiten Teil des Stückes an der Reihe war. Da habe ich ihn völlig entgeistert angesehen und gemeint: „Nie im Leben würde ich mir entgehen lassen, wie diese Meister ihres Faches proben“.
Es gibt diese schöne Geschichte, dass Cate Blanchett Ihnen den Rat gegeben haben soll: „Wasch immer selbst Deine Socken!“. Stimmt das?
(lacht) Ja, das ist richtig. Einer der besten Ratschläge, die ich je bekommen habe. Das hält einen perfekt davon ab, zu viel Höhe zu bekommen. Aber wenn mich nicht alles täuscht, dann geht das Zitat ursprünglich auf Meryl Streep zurück.
Gab es noch mehr gute Ratschläge von Cate?
Ja. Zum Beispiel: „Achte darauf, von wem Du Ratschläge annimmst“ oder „Sei nicht frustriert, wenn Du mal scheiterst. Denn nur so kannst Du lernen“.
Nicht erst jetzt bei den „Guardians“ ragen Sie aus ihren Mitschauspielern heraus. Wie schwer lebt es sich als Frau mit 1,90? Oder fragt man so etwas eine Dame nicht?
Natürlich dürfen Sie das! Ich lebe damit seit meiner Jugend. Es gab Momente, in denen es nicht leicht war, größer als alle anderen zu sein. Aber als ich gemerkt hatte, dass ich nichts dagegen tun kann, ist irgendwie der Knoten geplatzt. Ich machte meinen Frieden damit. Und genau das tue ich seitdem. Sich mit der meiner Größe zu verstecken, macht einfach keinen Sinn.