Judd Apatow
über seinen Film „Dating Queen“
„Frauen-Komödien sind schwieriger“
13.08.2015
Interview:
Anna Wollner
„Frauen-Komödien sind schwieriger als Komödien für Männer“, sagt der US-Filmemacher Judd Apatow. Der New Yorker muss es wissen, denn er prägte den Stil amerikanischer Kino-Komödien in den letzten Jahren wie kaum ein anderer. Apatow schrieb den Ben-Stiller-Hit „Leg Dich nicht mit Zohan an“, inszenierte „Immer Ärger mit 40“ und war einer der Produzenten des Superhits „Brautalarm“. Jetzt geht er mit einer Frauenkomödie an den Start. Apatow ist der Regisseur des kessen Lust-Spiels „Dating Queen“, mit dem Comedy-Star Amy Schumer ihre Kino-Laufbahn beginnt. Ein FilmClicks-Interview über die vielen Facetten des Humors.
FilmClicks: Mr. Apatow, Sie haben „Dating Queen“ nach einem Drehbuch von Amy Schumer inszeniert. Mit ihr in der Hauptrolle. Der Film wird in Amerika als feministisches Manifest gefeiert. Endlich eine Komödie mit umgedrehten Geschlechterrollen. Ist Hollywood endlich reif für Frauenpower in der Komödie?
Apatow: Es verändert sich gerade etwas. Frauen bekommen mehr Möglichkeiten. Weil ein paar starke Frauen ordentlich vorgelegt haben: Amy Schumer, Lena Dunham, Tina Fey, Amy Poehler. Hoffentlich wird das so bleiben. Die Studios verstehen langsam, dass sich auch mit Frauen Geld machen lässt, einfach weil es die Hälfte der Menschen auf der Erde betrifft. Man sollte genauso viele Geschichten über Frauen wie über Männer erzählen. Wobei ich glaube, dass die Filme mit weiblichen Hauptfiguren schwerer umsetzbar sind.
Warum?
Männer sind einfacher zu unterhalten. Da reicht ein bisschen komische Gewalt, jemand kriegt einen Schlag auf den Kopf, eine simple Struktur. Frauen-Komödien sind im Schreibprozess und in der Entwicklung komplizierter. Ich frage mich aber immer, wann es soweit sein wird, dass diese Geschlechterdebatte überhaupt keine Rolle mehr spielen wird. Denn am Ende des Tages geht es doch nur darum, durchdachte Geschichten für Frauen und Männer zu schreiben. Aber schauen Sie sich mal an, was für Filme die großen Studios rausbringen! Da handeln die meisten Storys nicht von normalen Leuten und normalen Situationen, sondern von Superhelden oder vom Weltuntergang. Völlig realitätsfern.
Kann man – egal, ob Mann oder Frau - Humor lernen?
Es gibt Leute, die mit der Zeit immer lustiger werden, aber jeder Mensch braucht dazu eine gewisse Grundlage. Eine merkwürdige Weltanschauung oder etwas Ähnliches. Wichtig ist das Talent, lächerliche Dinge zu entlarven. Es gibt aber auch genug Leute, die überhaupt keinen Humor haben. Die weder Witze verstehen noch selbst welche machen. Aber sie wirken dabei glücklich. Vielleicht sind Leute ohne Humor auch glücklicher.
Wie würden Sie Ihren Humor definieren?
Ich mag menschliche Komödien. Es sind ganz normale Situationen und Momente, die mich anmachen. Wie kommt man mit seiner Familie aus? Wie und wo findet man seine große Liebe? So einfach das auf dem Papier aussieht, so kompliziert kann es im echten Leben sein. Natürlich sehe ich gern Action-Komödien oder Filme, in denen ein Mörder sein Unwesen treibt. Aber wenn ich einen Film mache, kommt es mir auf die kleinen Dinge an. Zum Beispiel auf die Nervosität vor einem Date. So etwas reicht mir schon für eine Szene.
Sie ziehen Ihre Ideen beim Drehbuchschreiben also aus Ihrem Alltag?
Nein, nicht immer. Aber mir geht es beim Schreiben oft darum, herauszufinden, was mit mir selbst nicht stimmt. Für mich ist das Drehbuchschreiben eine Konfrontation mit meinen eigenen Problemen. Durch das Schreiben versuche ich sie zu erkennen. Da schreibe ich dann gern ein Ende, das ich im echten Leben nicht hinbekommen würde. Nur um herauszufinden, wie es auch laufen könnte.