„Eyjafjallajökull“: Wenn der Streit wie ein Vulkan ausbricht
29.07.2014
Interview:
Peter Beddies
„Der unaussprechliche Vulkanfilm“: Selten war der Untertitel einer Kino-Komödie so zutreffend wie dieser. Denn wer kann schon den Haupttitel – „Eyjafjallajökull“ unfallfrei artikulieren? Der französische Regisseur Alexandre Coffre erzählt im FilmClicks-Interview über das Projekt, den Vulkanausbruch des real existierenden Eyjafjallajökull (Island, 2010) zum Startpunkt eines rabiaten Lustspiels zu nehmen. Zwei Top-Komödianten – Dany Boon und Valérie Bonetton – fallen auf der Leinwand als zerstrittene Ex-Gefährten mit vulkanhafter Energie übereinander her.
FilmClicks: Was war zuerst da? Der Gedanke, einen Film über den isländischen Vulkan Eyjafjallajökull zu machen? Oder das sich leidenschaftlich bekriegende Ex-Ehepaar?
Alexandre Coffre: Zuerst war da die Leere in meinem Kopf. Nach meinem ersten Film „Borderline“ wurde ich gefragt, was ich denn als nächstes machen wolle. Auf diese Frage war ich nicht gefasst. Ich hatte keine Idee. Aber dann fragte mich mein Autor Laurent Zeitoun, ob ich eine Idee bräuchte. Und er kam dann mit den Ex-Eheleuten um die Ecke.
Nicht gerade der originellste und neueste Vorschlag.
Mag sein. Aber was ist schon neu? Laurent meinte, völlig zurecht, dass es in der heutigen Zeit immer schneller ginge, sich zu verlieben, eine Nacht miteinander zu verbringen. Aber wenn man dann mal eine Weile wegschaut und ein paar Jahre später wieder hin, sind nur die allerwenigsten der One-Night-Stands noch zusammen. Dieses Es-miteinander-Aushalten, das hat uns interessiert. Und den Vulkan, den gab es als Sahnehäubchen obendrauf.
Warum hassen einander die Ex-Liebenden im Film so sehr?
Weil sie sich daran erinnern, wie sie miteinander gelebt haben. Und das ist, gerade wenn eine Ehe auseinandergeht, oft nicht sehr schön. Was machen wir denn in Beruf und in der Gesellschaft? Wir lügen, bis sich die Balken biegen. Wir machen es anderen recht, um ja keine Unannehmlichkeiten zu haben. Das hält man eine Weile aus, aber nicht dem oder der Liebsten gegenüber. In einer Partnerschaft ist man sich selbst der Nächste. Oder man könnte auch sagen, dass man brutal ehrlich ist.
Sie haben den Film zu großen Teilen in Deutschland und Österreich gedreht. Wie ist das, wenn man in ein Land zurückkehrt, das man als Tourist kennt?
Kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich vor den Dreharbeiten weder in Deutschland noch in Österreich war.
Nicht Ihr Ernst?
Doch. Irgendwie ergab sich noch nie die Gelegenheit, in diese Länder zu fahren. Aber dafür habe ich es jetzt sehr genossen.
Welche Klischees haben Sie bestätigt gefunden?
Dass es in Deutschland das beste Bier der Welt gibt, dass Österreich ein sehr grünes Land ist. Dass München vor Touristen nur so platzt. Und dass in Salzburg alles so zierlich und klein ist, dass man es am liebsten ins Museum stellen würde. Mir hat es überall sehr gut gefallen.
Sie durften einen Männertraum ausleben. Einen Porsche fahren...
...und ihn auch kaputt machen, ich weiß. Wir stellen in unserem Film ja viel Unfug an. Es gibt diesen kranken Typen im Bus. Heilige Tiere kommen zu Tode. Menschen sind richtig fies zueinander. Aber worüber diskutieren die Zuschauer, wenn sie den Film gesehen haben: „Ist da wirklich ein echter Porsche zerschrottet worden?“ Und ich darf jedes Mal in staunende Gesichter sagen: „Ja, das war ein Porsche!“.
Wie viele Porsche haben Sie zum Kaputtmachen bekommen?
Einen einzigen. Und auch keinen kompletten. Die Hülle war noch vorhanden. Der Rest sorgsam ausgebaut. Aber zum Drehen haben wir zwei Porsche Panamera bekommen. Ein paar Mal bin ich damit gefahren. Ich muss schon sagen, dass diese Autos das gewisse Etwas haben.
Wie oft sind Sie beim Drehen des Vulkan-Films über das Wortungetüm Eyjafjallajökull gestolpert?
Zum Glück überhaupt nicht. Ich habe mir phonetisch aufschreiben lassen, wie man Eyjafjallajökull schreibt. Und dann solange probiert, bis alle dachten, ich würde perfekt Isländisch sprechen.