„Es sollte viele Filme im Dialekt geben!"
27.07.2013
Interview:
Gunther Baumann
„Die Werkstürmer" ist sein Spielfilm-Debüt: Der 37-jährige Steirer Andreas Schmied schrieb und inszenierte den Kino-Hit, der ein hartes Sozialdrama mit einer romantischen Komödie verbindet. Im FilmClicks-Interview erzählt Schmied über den Weg zur Realisierung der „Werkstürmer", über das Ensemble und seinen lebenslangen Traum vom Filmen.
„Die Werkstürmer“ ist die ungewöhnliche Mischung eines Sozialdramas mit einer romantischen Komödie. Wie kamen Sie auf diese Kombination?
Andreas Schmied:Ich glaube, dass man ernste Themen mit Humor erzählen sollte. Das mag Charaktersache sein: Ich bin ein ziemlich unerschütterlicher Optimist. In der Filmgeschichte gibt es viele Beispiele für die Verbindung von Ernst und Humor. In Großbritannien gibt es die Arbeiterklassen-Komödien, im amerikanischen Raum viele Filme, die mit furchtbaren Dingen wie Krankheit oder Leiden sehr humoristisch umgehen. Ich glaube, dass auch in Österreich eine Tradition dafür existiert, ernste Dinge mit einem schelmischen Augenzwinkern zu betrachten. Im Film genauso wie in der Literatur.
Was stand am Beginn der Idee zu „Die Werkstürmer“? Das Sozialdrama oder die Komödie?
Das Sozialdrama. Ich komme aus der Obersteiermark, die eine große Industrie-Tradition hat, mittlerweile aber nicht mehr wirklich industrialisiert ist. Ich wollte etwas darüber erzählen, wie es den Leuten dort damit geht. Dann sah ich eine Doku von Naomi Klein über eine Autoteilefabrik in Buenos Aires, die von den Arbeitern übernommen wird. All das hat mir den Anstoß zu meiner Geschichte gegeben. Die romantische Komödie kam dann einfach deshalb dazu, dass alles, was ich schreibe, in Richtung Romantik oder Komödie geht. Ich bin ein romantischer Mensch, und ich bin immer noch – obwohl schon 37 – ein Stürmer und Dränger.
Wie verlief der Weg zur Realisierung von „Die Werkstürmer“?
Ich habe die Idee beim Drehbuchforum in Wien eingereicht, weil man dort auf eine sehr positive und behutsame Weise gefördert wird: Man bekommt ein bisschen Geld und einen Dramaturgen zur Seite gestellt. Mit dem Drehbuch bin ich dann zu den Produzenten gegangen. Der Tenor war so gut, dass es mich selbst überraschte.
War es leicht, das tolle Ensemble um Michael Ostrowski zu bekommen?
Die Rolle des Patrick habe ich schon für Michael Ostrowski geschrieben, obwohl ich ihn damals noch gar nicht kannte. Den Michael vom Mitmachen zu überzeugen, war dann ganz einfach – wir haben einander gefunden, was unsere Ideologie und unser Humorverständnis betrifft. Bei den anderen Schauspielern war ich dann einfach ein Glückspilz: Nahezu jeder im Ensemble ist die erste Wahl, und jeder hat zugesagt.
„Die Werkstürmer“ ist Ihr erster Spielfilm. Hatten Sie viel Respekt vor der Aufgabe, als Sie mit dem Dreh begannen?
Ich gehe jede Aufgabe mit großem Respekt an, und ich weiß sehr genau, was ich will – das kommt vom Schreiben. Dadurch kann ich inhaltlich sehr gut mit den Schauspielern umgehen. Was dann die Dreharbeiten betrifft, war eines sehr merkwürdig: Ich hatte das Gefühl, als hätte ich immer schon an dieser Position sein sollen. Das mag jetzt vielleicht vermessen klingen, aber ich habe nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, was auf dem Set hätte schiefgehen können. Ich habe mich beim Dreh sehr wohlgefühlt.
Im Film wird sehr stark Dialekt gesprochen. Wollten Sie „Die Werkstürmer“ also ganz gezielt für das österreichische Publikum drehen? In Deutschland gäbe es wahrscheinlich große Probleme mit der Verständlichkeit der Dialoge.
Stimmt, außer in Süddeutschland vielleicht. Ich wollte einen österreichischen Film machen, den ich gern sehen möchte. Was man die meiste Zeit hört, das ist der obersteirische Dialekt. Ich liebe diesen Dialekt – in der Art, wie die Sätze gebildet werden und wie lautmalerisch gesprochen wird. Das ist wunderbar. Ich finde, es sollte sehr viel Filme im Dialekt geben.
Wie wichtig ist es Ihnen, mit „Die Werkstürmer“ ein großes Publikum zu erreichen?
Das ist mir sehr wichtig – aber nicht um jeden Preis. Das heißt, ich möchte mich nicht verstellen dafür, dieses Ziel zu erreichen. Aber als Künstler möchte ich natürlich etwas kommunizieren, und je mehr Leute das erreicht, umso mehr freut es mich. „Die Werkstürmer“ ist als Publikumsfilm gedacht, nicht als Festivalfilm. Gute Besucherzahlen wären natürlich auch von Vorteil, wenn es um neue Projekte geht.
Gibt es schon konkrete neue Ideen?
Ja. Ich habe einige fertige Bücher. Doch ich bin noch nicht dazugekommen, mich für eine dieser Geschichten zu entscheiden. Mein nächster Film könnte ein Drama werden oder eine Komödie – und vermutlich wird er wieder beides.
War es Ihr erklärtes Ziel, Regisseur zu werden, als Sie in die Filmbranche einstiegen?
Ja, immer schon. Ich wollte seit meiner Kindheit Filme machen, wobei ich nicht weiß, woher dieses Interesse kommt: Niemand in meinem unmittelbaren Umfeld hatte etwas mit Film zu tun. Meine Eltern haben mir erzählt, dass ich schon als kleiner Bub mit einem Stück Holz in der Hand gern so tat, als wäre dies eine Kamera.