Otto Waalkes über seinen Film „Der 7bte Zwerg“, über Ernst, Humor und Robin Williams


„Erwachsen war ich schon mal - ist langweilig!“

25.09.2014
Interview:  Peter Beddies

„Der 7bte Zwerg“: Otto Waalkes mit seiner Filmfigur, dem Zwerg Bubi © Universal

Otto Waalkes: Der Mann ist schon lange das, was viele Comedians im deutschsprachigen Bereich so gern wären, aber nie erreichen. Eine Humor-Legende. 66 Jahre alt und noch lange kein Ruhestand in Sicht. Gerade erst hat er eine große Tour hinter sich gebracht. 2015 soll es auf den großen Bühnen weitergehen. Für die Filmfreunde ist er jetzt mit „Der 7bte Zwerg“ am Start, dem dritten Teil seiner Zwergen-Saga. Das neue Werk ist ein 3D-Animationsfilm, dessen Produktion mächtig viel Zeit verschlang. Otto: „Sieben Jahre. Für jeden Zwerg eines.“


FilmClicks: Eigentlich wird sehr vieles, was Sie machen, sehr schnell erfolgreich. Aber der neue Film „Der 7bte Zwerg“…
Otto Waalkes: …der ist ja jetzt fertig. Außerdem bin ich noch nie ein Sie gewesen. Immer ein Du. 
 
OK. Um den Satz zu vollenden: Der neue Film hat eine Weile gedauert, Du Otto.
Stimmt. Sieben Jahre. Für jeden Zwerg eines. Aber man darf nicht vergessen, dass wir hier von einem 3D-Animationsfilm sprechen. So was kostet in Amerika locker mal 100 Millionen Dollar. Bei uns war das viel weniger. So um die…ach, ich weiß nicht, was der Film gekostet hat. Auf jeden Fall ist es eher eine Low-Budget-Produktion.
 
War zwischendurch mal Angst angesagt, dass „Der 7bte Zwerg“ nicht fertig wird?
Nein, ich habe ja immer mal wieder Teile davon sehen können. Und irgendwann wusste ich, dass das sehr gut aussieht und dass wir auf dem richtigen Weg sind. Außerdem: Märchen gibt es schon so viele Tausende von Jahren. Was sind dagegen die sieben Jahre unserer Produktion? Es sind doch zeitlose Gestalten, die wir da sehen.

Otto im Synchronstudio: „Der Zwerg Bubi ist meine Figur, die ich entwickelt habe“ © Universal

Du gibst den Zwerg Bubi – nun schon zum dritten Mal. Aber zum ersten Mal synchronisierst Du ihn.
Ja, und das fiel mir leichter als gedacht. Wenn wir jetzt mal das Faultier Syd nehmen, das ich in den „Ice Age“-Filmen spreche: Bei dem brauche ich immer eine Weile, bis ich mich in ihm finde und eine Glaubwürdigkeit herstellen kann. Aber hier, das ist mir gleich positiv aufgefallen. Das war meine Figur Bubi, die ich entwickelt habe. Das war sofort ich auf der Leinwand. Das fand ich schön.
 
Wie alt ist dieser Bubi, den wir da sehen?
Ach, das ist schwer zu sagen bei solchen Märchenfiguren. Die sind doch immer irgendwie alterslos.
 
Warst Du als Kind so, wie wir den Bubi im Film erleben?
Was heißt als Kind? Ich bin immer noch so! Ich will nicht erwachsen werden. Erwachsen war ich schon mal - ist langweilig. Ich bin Otto und so fühle ich mich wohl.
 
Viel von Deiner Komik entsteht in der Situation.
Stimmt. Ich liebe es, wenn ich in einer bestimmten Situation so oder vielleicht ganz anders reagieren kann.
 
Dann muss Synchron-Arbeit für Dich die Hölle sein. Dutzende Male musst Du Sätze wiederholen.
Könnte man denken. Aber weißt Du, warum das völlig in Ordnung ist? Weil ich es mit Profis zu tun habe. Und wenn ich von einem Regisseur, der Ahnung hat, 30 Mal gesagt bekomme, dass an einer Stelle der oder der Satz noch nicht hundertprozentig stimmt und ich hinterher höre, dass er Recht hatte, dann wiederhole ich den Take so lange, wie es nötig ist.
 
Du bist gerade wieder auf großer Tour gewesen.
Ja, zweimal sogar. Und es ist der Wahnsinn, wer da alles kommt. Generationsübergreifend. Woher mich die Leute kennen. In Stuttgart kam letztens einer und sagte zu seinem Kind: „Schau, des isch des Sydle“. Also Syd, das Faultier. Im schwäbischen Dialekt. So etwas finde ich schön.
 
Derzeit haben viele Menschen aufgrund der Krisen, die es überall gibt, schwere Herzen. Bist Du der Aufheiterer Ihrer Seelen?
Zumindest gehen sie von meinen Konzerten mit leichteren Herzen. Ein bisschen Aufmunterung muss doch manchmal sein. Sonst wird man ja wahnsinnig. Wenn sie mich mit frischen Kräften verlassen, habe ich eine gute Arbeit geleistet.
 
Hast Du Dich je als politischen Künstler gesehen?
Im Grunde genommen bist Du ständig politisch. Aber ich bin kein Kabarettist. Ich bin ein Unterhaltungskünstler. Ich glossiere in unbekümmerter Frivolität das Alltagsgeschehen. Mehr ist nicht drin.
 
Viele Komiker sind nach außen sehr lustig, nach innen aber ernst.
Ich bin auch ernst, werde aber nicht ernst genommen. Oder, um es anders zu sagen. Ich mache meinen Job jetzt schon so lange, dass es aufgefallen wäre, wenn ich mich verstellt hätte. Nein, ich bin wirklich so, wie die Menschen mich erleben. Den traurigen Otto, wenn alle weg sind, den gibt es nicht.
 
Als letztens Dein Kollege Robin Williams gestorben ist…
…hat mir das sehr wehgetan. Ich kannte ihn persönlich. Habe ihn vor vielen vielen Jahren getroffen. Er hat seine inneren Abgründe zum Teil sehr geschickt überspielt. Aber diese Extreme werden immer größer. Und wenn dann noch Aufputsch- oder Rauschmittel dazu kommen, dann wird es ganz schlimm. Zum Glück habe ich so etwas nie gebraucht. Hin und wieder sagen Leute zu mir, dass ich mich an mir selbst berauschen würde. Klingt vielleicht eigenartig. Aber so ist es wohl.



Kritik
Der 7bte Zwerg
Otto Waalkes füllt wieder die Kinos. In „Der 7te Zwerg“ bekommt man den Komödianten allerdings nicht zu sehen, sondern nur zu hören. Denn die neueste Folge von Ottos Zwergen-Komödien ist ein Animationsfilm. Mehr...