„Moses war ein Mann der Extreme“
23.12.2014
Interview:
Anna Wollner
Als er das Drehbuch zu „Exodus – Götter und Könige“ las, dachte er sofort an Christian Bale als Hauptdarsteller für die Rolle des Moses, erzählt Ridley Scott. Star-Regisseur Scott, 77, und sein Hauptdarsteller Bale, 40, kamen zur Premiere des biblischen Monumental- und Abenteuerfilms „Exodus“ nach Berlin. FilmClicks war dabei.
Christian Bale über…
…Moses:
„Moses war eine sehr widersprüchliche Figur. Er war ein Mann der Extreme, ein Mann, der mit Gott gerungen hat, der oft Gott widersprochen hat. So eine Darstellung habe ich bisher im Kino noch nicht gesehen. Charlton Heston in „Die zehn Gebote“ und Burt Lancaster in „Moses“ sind immer davon ausgegangen, dass Moses alles gelingen wird und dass er ein Prophet sein wird. Wir fanden es interessanter, zu zeigen, dass er das noch nicht weiß. Wir sind gefühlt live mit dabei in dem erschreckenden Moment, in dem er zum ersten Mal Gott trifft.“
…die Metamorphosen, die Moses durchlebt:
„Es ist immer schön, eine Figur zu spielen, die eine gewaltige Veränderung durchmacht. Moses ist ein Mann, der sich immer wieder neu finden und entdecken muss. Der im Grunde ganz am Boden liegt, bevor er etwas findet, für das es sich zu leben lohnt. In seinem Fall ist das die Familie. Irgendwann merkt er dann, dass er zu etwas Höherem bestimmt ist. Aber selbst das verursacht Schmerzen. Einen faszinierenderen Charakter als Moses finden Sie kaum.“
… die Leerstellen in „Exodus – Götter und Könige“:
„Es gibt die jüdische Midrasch – die Auslegung der Bibel und das Füllen der Lücken der Heiligen Schrift. Was Moses betrifft, gibt es viele Lücken. Es steht ja nichts definitiv geschrieben, außer Moses‘ Rettung aus dem Nil. Es steht da nichts über sein Leben als junger Mann. Nur, dass er den Wächter umbringt. Das ist es. Mehr gibt es nicht. An anderen Stellen wiederum wird es sehr ausführlich. Ich will nicht arrogant klingen, aber unser Zugang zu Moses als Mann ist akkurater als in jedem anderen Film, den ich kenne.“
Ridley Scott Scott über…
…Christian Bale:
„Ich bin ein sehr visueller Typ. Sobald ich etwas lese, stelle ich mir alles direkt bildhaft vor. Als ich das Drehbuch zu „Exodus“ las, sah ich sofort Christian als Moses. Ich habe ihn nach der letzten Seite direkt angerufen und gesagt: ich hab‘ da was für uns. Wenn es dir gefällt, lass uns drüber reden.“
…die Entscheidung, aus „Exodus“ einen Kinofilm und keine TV-Serie zu machen:
„Das Kino wird immer teurer. Ein ganz normales Wochenende mit zwei Kindern und deiner Frau im Kino kostet dich ein Vermögen. Es liegt also an mir, die Leute wieder vor die Tür ins Kino zu locken. Und das klappt eben nur mit einer gewissen Größe. Ich mag es groß. Klar habe ich schon kleinere Filme gemacht, „Ein gutes Jahr“ zum Beispiel oder „Thelma & Louise“. Das sind Filme, die Sie sich zuhause anschauen können. Doch einen Film zuhause zu sehen, ist einfach nicht das gleiche Erlebnis wie im Kino.“