Mia Wasikowska


„Mir gefällt die Idee, sich völlig auszuklinken“

19.04.2014
Interview:  Matthias Greuling

Allein durch die Wüste: Mia Wasikowska als Robyn Davidson in „Spuren“ mit Hund Diggity © Polyfilm

Die junge Australierin Mia Wasikowska war in ihrer Filmkarriere schon eine Märchenfigur („Alice im Wunderland“), ein berühmtes Waisenmädchen („Jane Eyre“) und ein Vampir („Only Lovers Left Alive“). In ihrem neuen Film „Spuren“ zeigt sich die 24-Jährige nun von der abenteuerlichen Seite. Sie folgt den Pfaden der Globetrotterin Robyn Davidson , die von Alice Springs bis zum Indischen Ozean marschierte – 2.700 Kimometer durchs menschenleere Niemandsland der australischen Wüste. Im FilmClicks-Interview bekennt die Star-Actrice, dass ihr wohl der Mut zu so einer Expedition fehlen würde: Fünf Fragen an Mia Wasikowska.  


Mia Wasikowska (li.) mit der echten Robyn Davidson, deren Expedition sie in „Spuren“ nachspielt © Katharina Sartena

1 FilmClicks: Was hat Sie bei „Spuren“ daran interessiert, die riskante Wüsten-Expedition der Robyn Davidson auf die Leinwand zu bringen, die schon als Buch zum Bestseller wurde?

Mia Wasikowska: In der australischen Literatur gibt es nur sehr wenige starke Frauenfiguren, deshalb war ich begeistert, eine davon spielen zu können. Diese Geschichte sagt viel über meine Heimat aus. Außerdem: Seit ich 17 war, drehte ich nicht mehr in Australien. Es war, als ob ich meine Heimat neu entdeckt hätte.
 
2 Hätten Sie denn selbst den Mut, wie Robyn Davidson allein durch die Wüste zu ziehen?

Ich würde gerne ja sagen, aber ich glaube nicht. Obwohl mir diese Idee gefällt, sich vollständig auszuklinken. Mir erschien Robyns Wunsch ganz natürlich, sich aus der Gesellschaft auszugliedern, um in völliger Einsamkeit die eigene Lebensphilosophie für sich zu entdecken. Ich bewundere ihre Courage - zu einer Zeit, als es gar nichts gab: Kein Handy, kein GPS, kein Internet. Ich bin gerne allein, doch es verläuft ein schmaler Grat zwischen dem Alleinsein und der Isolierung. Sobald der Zustand in Isolierung kippt, ist es wohl nicht mehr angenehm.

3 Nach „Alice im Wunderland“ hätten Sie einen Blockbuster nach dem anderen drehen können. Warum haben Sie lieber Arthaus-Filme gemacht?
Ich hatte immer großartige Agenten, die mich davor beschützten, allzu einseitig in Richtung Blockbuster zu gehen. Gerade im Independent-Kino gibt es derzeit viele interessante Geschichten, in denen Frauen die Hauptfiguren sind. Das stimmt mich optimistisch. Der Fortschritt passiert, er passiert leider nur zu langsam.
 
4 Wie ist es denn am Set? Werden Männer und Frauen da gleich behandelt?
Nein. Wenn es einem Mann nicht gut geht, dann wird darauf ganz anders Rücksicht genommen, als wenn sich eine Frau schlecht fühlt. Seine Leiden nimmt man viel ernster, eine Frau hingegen dürfte sich nicht kränklich geben oder zu spät kommen.
 
5 Etwas ganz Anderes: Stimmt es, dass Sie ein Fan der Filme von Michael Haneke sind?
Ich liebe „Die Klavierspielerin“ und „Das weiße Band“. Haneke hat eine einzigartige Vision, jeder seiner Filme ist anders, ohne, dass er darin auf seine Handschrift verzichten würde. Sein visueller Stil korreliert tadellos mit dem emotionalen. Es ist schwer, beides zu beherrschen, und das tut Haneke.



Kritik
Spuren
Mia Wasikowska spielt in „Spuren“ die waghalsige Expedition der jungen Australierin Robyn Davidson nach, die 1975 allein mit ein paar Kamelen und ihrem Hund die australische Wüste durchwanderte. Mehr...