DIE STORY: Eine junge Frau, ein Hund und ein paar Kamele: Das sind die Hauptfiguren von „Spuren“, einem Abenteuerfilm, wie man ihn nur selten zu sehen bekommt. Hollywoods Rising Star Mia Wasikowska („Alice im Wunderland“) spielt in dieser wahren Geschichte die Australierin Robyn Davidson, die 1975 als 27-Jährige zu einer aberwitzigen Expedition aufbrach. Gemeinsam mit ihren tierischen Begleitern wollte sie den australischen Kontinent von Alice Springs zum Indischen Ozean durchwandern – 2.700 Kilometer durch die menschenleere, menschenfeindliche Wüste.
Man nannte Robyn Davidson, deren Reisebericht später zum Bestseller wurde, damals die „Camel Lady“ und hielt sie wohl für ein wenig lebensmüde und/oder verrückt. Der Film beginnt mit ihren Reisevorbereitungen: Wie sie bei dem aus Österreich stammenden Farmer Kurt Posel (Rainer Bock) den Umgang mit Kamelen lernt, die als Lasttiere für die Expedition unverzichtbar sind. Wie sie versucht, ein wenig Geld für ihre Reise aufzutreiben und dabei an den
National Geographic-Fotografen Rick Smolan (Adam Driver) gerät, der ihr ein paar Dollar zukommen lässt, wenn sie sich für eine Reportage fotografieren lässt.
Der größte Teil des Films findet in der Wüste statt, wo Robyn nicht nur mit der Einsamkeit konfrontiert ist. Manchmal wird es zum lebensbedrohlichen Problem, den richtigen Kurs zu halten – in der Wüste gibt es schließlich keine Wegweiser. Manchmal kommt es zu unliebsamen Konfrontationen mit Tieren, wobei erstaunlicherweise wilde Kamele die größte Gefahr darstellen. Und auch die Partnerschaft zwischen Robyn und ihrem Hund Diggity bleibt nicht frei von schlimmen Momenten…
DIE STARS: Die Australierin Mia Wasikowska wurde 2010 mit der Titelrolle in Tim Burtons „Alice im Wunderland“ weltbekannt. Seither sah man sie mit Michael Fassbaender in „Jane Eyre“, mit Nicole Kidman in „Stoker“ oder mit Tilda Swinton in Jim Jarmuschs „Only Lovers Left Alive“. Der Kalifornier Adam Driver gehört mit Rollen in „Frances Ha“ (Regie: Noel Baumbach) oder „Inside Llewyn Davis“ (Coen Brothers) zu den aufstrebenden Talenten der US-Szene. Robyn Davidson, die Abenteurerin, wurde durch ihr Buch „Spuren“ (auch auf Deutsch erhältlich) zum Medienstar. Sie begegnete später berühmten Autoren wie Bruce Chatwyn (den sie möglicherweise zu seinem Australien-Bestseller „Traumpfade“ anregte) und Salman Rushdie (mit dem sie zwei Jahre liiert war).
DIE KRITIK: Filme, die sich nur auf sehr wenige Schauspieler stützen, scheinen derzeit in Mode zu sein. Sandra Bullock trieb als gestrandete Astronautin in „Gravity“ allein durch den Weltraum. Robert Redford schipperte als schiffbrüchiger Segler in „All Is Lost“ einsam über den Pazifik. Und jetzt Mia Wasikowska, die sich in „Spuren“ lange Zeit höchstens mit ihrem Hund unterhalten kann: Die drei aktuellen Kino-Abenteuer haben die Tatsache gemeinsam, dass sie als Solostücke prächtig funktionieren.
Dazu braucht es natürlich in erster Linie hochtalentierte Darsteller. Mia Kasikowska, von Regisseur John Curran sensibel inszeniert, hat die Kraft, „Spuren“ allein zu tragen. Sie spielt ihre Emotionen voll aus. Sie spielt mit den Tieren. Und obendrein spielt sie auch mit der Wüstenlandschaft, die wie eine attraktive Begleiterin wirkt, welche in jeder Sekunde lebensbedrohlich werden kann.
Dass „Spuren“ ein fesselnder Film ist, liegt aber noch an einer anderen Eigenheit. Die Geschichte von der Globetrotterin, die sich mit ihrer Wüstenwanderung ein besonders hohes Ziel setzt, spricht eine in vielen Menschen verschüttete Sehnsucht an: Jene, in aller Freiheit und Ungebundenheit die Welt zu erobern, anstatt sich von Jugend auf mit Beruf, Familie, Existenzaufbau und anderen Werkzeugen der bürgerlichen Existenz an seinem Lebensplatz festzuschrauben.
„Spuren“ liefert aus der sicheren Distanz des Kinosessels ein faszinierendes Beispiel dafür, wie attraktiv es sein kann, dem Fernweh zu frönen. Und dabei nicht nur geographisch, sondern auch seelisch auf Entdeckungsreisen zu gehen. Im Finale des Films sieht man, wie Robyn den Indischen Ozean erreicht: Es ist das Ende einer Expedition, die das Leben ihrer Protagonistin für immer verändert hat.„Spuren“ ist für mich einer der besten Filme des Jahrgangs 2013.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die das Reisen lieben.