Auf dem Weg nach ganz oben
13.11.2013
Interview:
Anna Wollner
Mit gerade mal 22 Jahren hat Jennifer Lawrence dieses Jahr ihren ersten Oscar für „Silver Linings“ bekommen. Wie keine andere Schauspielerin ihres Alters schafft sie die Gratwanderung zwischen kleinen Independent-Filmen und dem großen Hollywood-Kommerz. Mit der Jugend-Serie „Die Tribute von Panem“ und mit „X-Men“ ist sie regelmäßig im ganz großen Blockbuster-Kino zu sehen. Nebenbei dreht sie aber auch kleine Filme. Jennifer Lawrence ist der wohl aufstrebendste Stern am Firmament von Hollywood. Zum FilmClicks-Interview im Berliner Adlon zu „Die Tribute von Panem: - Catching Fire“ kommt sie mit einer überraschend blonden Kurzhaarfrisur und im schwarzen Abendkleid, fläzt sich in den Sessel und sagt erstmal, dass sie vom vielen Interviews-Geben ganz gelangweilt ist. Na das kann ja heiter werden.
FilmClicks: Mrs. Lawrence, Sie sind auf einer Tour durch Europa unterwegs, um den zweiten Teil von „Panem“ zu promoten. Fühlt sich das nicht genauso an wie die Tour nach dem Sieg der Hungerspiele?
Jennifer Lawrence: Oh ja. Das stimmt. Auch wenn die Erwartungen hier natürlich nicht so hoch sind wie bei den Hungerspielen. Aber Sie haben Recht. Wir fahren von Stadt zu Stadt, sehen nichts ausser den immer gleichen Hotels und ich trage Klamotten, die ich sonst nie anziehen würde. Obendrauf sage Dinge, die sich nicht nach mir anfühlen.
Ist es kompliziert ein Leben zu leben, dass sich nicht nach einem selbst anfühlt?
Nein, es macht vieles einfacher. Ich sehe es einfach als Arbeit. Die Öffentlichkeit kriegt die Jennifer Lawrence, die sie haben will. Ich unterscheide einfach zwischen der öffentlichen Jennifer Lawrence und der Jen, die ich privat bin.
Wie hat sich Ihr Leben seit den Oscars verändert? Ist der Druck höher?
Nein, aber vielleicht sollte es sich so anfühlen? Es hat sich eigentlich nichts geändert. Außer dass meine Karriere natürlich enorm davon profitiert hat. Das ist unglaublich.
Und Sie viel mehr als früher im Rampenlicht stehen?
Viel schlimmer ist, dass ich jetzt ständig darüber reden muss, wie es sich da anfühlt. Jeder beurteilt dich auf einmal und redet über dich. Das ist eigentlich nicht anders wie in der Schule. Entweder hört man auf die Zicken oder nicht.
Sie hören hoffentlich nicht drauf?
Nein. Sonst würde ich durchdrehen. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel Unsinn ich über mich lesen muss.
Was zum Beispiel?
Zum Beispiel dass ich angeblich meinen Oscar verloren habe. Ich habe noch nie in meinem Leben, das schwöre ich, noch nie in meinem Leben etwas Zutreffendes über mich in einem Klatschmagazin gelesen.
Wo steht Ihr Oscar denn?
Zuhause bei meinen Eltern in Kentucky.
Hätten Sie die Rolle der Katniss Aberdeen auch nach einem Oscargewinn angenommen?
Ja.
Warum?
Ich habe die Rolle damals nicht aus irgendeinem Kalkül übernommen, sondern einfach, weil die Figur mich überzeugt hat. Ich habe aus dem Grund zugesagt, aus dem ich immer zusage: weil ich mich für die Rolle und die Geschichte interessiere.
Was ist das faszinierende an den Büchern?
Die Autorin Susan Collins bevormundet keinen. Sie redet zu den Teenagern wie zu Erwachsenen. Es gibt soviel Kommentare auf die soziale Wirklichkeit, es gibt eine faszinierende Liebesgeschichte. Und das wichtigste überhaupt: es gibt eine weibliche Hauptfigur. Sie ist eine Heldin, weil sie die Konsequenzen von Krieg kennt.
Die Autorin Susan Collins hat also nur schon vorhandene Bedürfnisse von Teenagern gestillt?
Oh ja. Ich glaube, die jungen Leute sind bereit für solche Filme. Erwachsene trauen den Jungen einfach immer viel zu wenig zu.
Was war bei „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ das Härteste?
Immer und immer wieder durch den Dschungel zu rennen. Das hat sich angefühlt wie ein Marathon. Nur, dass wir ihn jeden Tag laufen mussten. Und glauben Sie mir, im Dschungel gibt es die widerlichsten Käfer überhaupt. Die sind so widerlich, die sollten verboten werden.
Was tun Sie, wenn Sie mal nicht weiterkönnen, aber noch ein paar Seiten drehen müssen?
Das mag jetzt extrem billig klingen, ist aber wahr: Ich denke dann einfach daran, wie dankbar ich sein muss. Ich bin in Kentucky groß geworden, meine Brüder haben ganz normale Bürojobs, meine Eltern haben immer hart gearbeitet. Ich kenne die echte Welt und weiß wie privilegiert ich mit meinem Job bin. Es hätte auch ganz anders kommen können.
Haben Sie Angst, dass Sie eines Tages aufwachen und alles vorbei ist?
Nein, Angst vor einem nahenden Karriere-Ende habe ich nicht. Meine Ängste sind da viel rationaler. Geld zum Beispiel. Auch wenn ich im Moment viel Geld habe, heißt das ja nicht, dass es immer so weiter geht. Aber ich habe im Moment auch definitiv nicht den Drang, all mein Geld auszugeben. Ich habe eher das Gefühl, es sparen zu müssen. Man weiß ja nie, was kommt. Das hat aber viel mit meiner Erziehung zu tun. Mein Vater hat da heute noch ein Auge drauf. Er ruft mich jedes Mal an, wenn ich mal 200 Dollar für einen Pullover ausgebe.