Mit Robert De Niro nach Las Vegas und Frankreich
10.11.2013
Interview:
Anna Wollner
Hochsaison für Robert De Niro: Der Megastar geht im November gleich mit zwei neuen Filmen an den Start. In „Last Vegas“ (seit 14. 11.) verbringt der 70-Jährige einen Rentner-Herrenabend mit seinen Kumpels Michael Douglas, Morgan Freeman und Kevin Kline in Vegas. Eine Woche später erleben wir De Niro dann in seinem Spezialfach als Mafioso. In Luc Bessons Action-Komödie „Malavita – The Family“ (seit 21 .11.) spielt er einen Gangsterboss, der sich mit seiner Familie (Michelle Pfeiffer, Diane Agron und John D'Leo) in Frankreich vor rachsüchtigen Ex-Kollegen verstecken muss. Beim Interview mit FilmClicks gab sich der New Yorker wortkarg und grummelig - genau so, wie man sich Robert De Niro vorstellt.
FilmClicks: Sie haben nach einer Kunstpause zu Beginn des neuen Milleniums in den letzten Jahren und Monaten wieder richtig Tempo gegeben. Wird es mit zunehmendem Alter schwerer, vor der Kamera zu stehen?
Robert De Niro: Nein, es wird mit dem Alter nicht schwieriger. Es hängt natürlich von der Rolle ab, vom Drehbuch, mit wem man arbeitet und auch davon, ob man bereit ist, selbst alles zu geben. All meine Erfahrungen, Erlebnisse und auch Weisheiten - wenn Sie so wollen - kann ich für jede Rolle benutzen. Egal was ich spiele. Ein guter Regisseur wird darauf zurückgreifen.
Bei „Malavita“ war es Luc Besson. Sie selbst haben sich für ihn als Regisseur eingesetzt. Warum?
Ich mochte seinen Ansatz – vor allem all die Anspielungen auf Martin Scorseses „Goodfellas“, die in „Malavita“ vorkommen. Luc Besson und ich kennen einander schon sehr lange und wollten unbedingt mal zusammenarbeiten. Hier hatten wir beide Interesse und hat sich alles gefügt.
Haben Sie sich für Ihre Rolle als pensionierter Gangsterboss in „Malavita“ besonders vorbereitet oder konnten Sie einfach das Fach „Mafia“ aus Ihrem Repertoire abrufen?
Das wäre schön! Aber nein, ich habe mir extra noch mal „Goodfellas“ angeguckt. Auf den DVDs gibt es ja neuerdings immer Interviews mit den Schauspielern, Regisseuren oder den echten Vorlagen für Figuren. Hier fand ich ein Interview mit dem Mafioso Henry Hill, auf dessen Lebensgeschichte der Film basierte, und mit Martin Scorsese. Ich kannte dieses Material noch nicht, und es hat mir beim Dreh sehr geholfen. Ich mache in „Malavita“ ja einige Anspielungen auf „Goodfellas“, und ich wollte mich nicht blamieren und irgendwelchen Unsinn reden, sondern möglichst genau sein. Alles andere wäre peinlich geworden.
Kennen Sie denn Rachegelüste wie Ihre Figur?
Nein – das kenne ich überhaupt nicht. Ich wollte noch nie in meinem Leben jemand das Gesicht in einen Grill drücken. Zum Glück.
Erinnern Sie sich noch daran, was sie motiviert hat Schauspieler zu werden?
Als Neunzehnjähriger habe ich im Fernsehen einen Western gesehen, irgendeine schlecht gemachte und nichtssagende Schwarz-Weiß-Seifenoper. Ich habe mir das ein wenig angeguckt und für mich beschlossen, dass ich das, was die machen, locker auch selbst machen kann. Mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser.
Sie haben in knapp hundert Filmen mitgespielt. Haben Sie eine Lieblingsrolle?
Das eine fiese Frage. Ungefähr genauso als würden Sie mich nach meinem Lieblingskind fragen. Auf der einen Seite ist es lapidar und fast lächerlich, auf der anderen aber einfach nicht beantwortbar. Jede Rolle ist auf ihre ganz eigene Art und Weise wichtig. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Ein paar, weil sie beim Publikum gut ankamen.
Sind Sie ein Familienmensch?
Und was für einer. Aber eine Großfamilie zu haben, ist fast ein Full-Time-Job. Alle Kinder zusammenzutrommeln mit allen Enkeln ist härter, als man es sich vorstellen kann. Das grenzt an Arbeit. Aber ich versuche gerade die Jüngeren immer mal wieder mitzunehmen. Nicht wenn ich nur ein paar Tage unterwegs bin. Eine Großfamilie zu haben ist viel Koordination. Heutzutage kann man ja zum Glück skypen oder über Facetime miteinander telefonieren und chatten.