„Mein Herz schlägt eindeutig für Star Wars“
11.05.2013
Interview:
Anna Wollner
J. J. Abrams ist ein absoluter Nerd. Er hat mit „Lost“ eine der erfolgreichsten Fernsehserien des vergangenen Jahrzehnts erschaffen und er hat „Star Trek“ erfolgreich ins 21. Jahrhundert gebeamt. Der amerikanische Regisseur ist so etwas wie das Mastermind des amerikanischen Science-Fiction-Films. Als wäre Star Trek nicht genug, widmet er sich demnächst dem anderen großen Sci-Fi-Epos: „Star Wars“.
Mister Abrams, wir müssen dringend etwas klären. Eine Glaubensfrage mehr oder weniger: „Star Wars“ oder „Star Trek“?
Eindeutig „Star Wars“. Um ehrlich zu sein, war ich nie ein wirklicher Trekkie. Für „Star Wars“ hat mein Herz allerdings schon als Kind geschlagen.
Und dennoch haben Sie bei „
Star Trek" auch zum zweiten Mal die Regie übernommen. Warum?
Ich konnte einfach nicht nein sagen. Natürlich wollte ich eine Geschichte erzählen, in der die Fans viel Bekanntes wiederfinden. Ich wollte aber auch die Leute erreichen, die noch nie in ihrem Leben von „Star Trek“ gehört haben. Captain Kirk, Spock und Co. sind ja selbst auch keine „Star Trek“-Fans. Die Geschichte musste also auch ohne „Star Trek“ dramaturgisch aufgehen. Die Fans werden ihre Freude an den Referenzen der Originalserie haben. Alle anderen sehen einfach einen Science-Fiction-Film.
Aber die Fans erhöhen natürlich für Sie als Regisseur den Druck, oder?
Der Druck kommt auch ohne die Fans. Ein Franchise wie „Star Trek“ kostet eine ganze Stange Geld. Das ist Druck genug. Dadurch stehen uns aber auch alle Türen offen. Einen „Star Trek“-Film zu drehen, ist wie ein Universum der unbegrenzten Möglichkeiten zu betreten. Uns ist alles offen. Der Druck rührt also gar nicht von den begrenzten, sondern von den unbegrenzten Möglichkeiten.
Bei so vielen Möglichkeiten - wie treffen Sie dann Entscheidungen?
Ich muss mich zusammenreißen. So ein Filmset ist wie ein riesiger Spielplatz. Das Raumschiff Enterprise so was wie der Bagger, mit dem ich buddeln kann. Das erinnert mich immer an meinen Sohn. Wenn ich ihm beim Spielen mit seinen Actionfiguren zusehe, hat er mit den bescheidenen Mitteln, die er besitzt, einen Heidenspaß. Anders mache ich das beim Filmemachen auch nicht. Bei „Star Trek“ habe ich einfach meine eigenen Grenzen ausgelotet.
Und wo liegen die?
Die Messlatte ist natürlich ziemlich weit oben. Aber ich halte es hier wie bei all meinen Projekten. Mir geht es um die Vision an sich. Am Anfang steht die Idee. Die muss ich meinen Mitstreitern möglichst gut verkaufen. Egal ob es eine ganze Fernsehserie, ein Film oder nur eine einzelne Szene ist. Das Gefühl der Idee beflügelt mich. Die Umsetzung bedarf dann so vieler verschiedener Schritte, dass ich am Ende die Inspirationsquelle samt Gefühl oft vergessen habe. Wenn es aber funktioniert und der Funke der Idee beim Publikum überspringt, kommt das Gefühl wieder. Das ist so was wie mein Motivationsmotor.
Haben Sie Angst, dass Sie mit den zwei großen Science-Fiction-Epen „Star Trek“ und „Star Wars“ auf Ihren Schultern nicht irgendwann ausgelaugt sind und ideenlos werden?
Nein. Die Angst habe ich nicht. „Star Wars“ und „Star Trek“ sind ja zwei vollkommen verschiedene Universen. Deswegen habe ich auch keine Angst, dass die Filme sich am Ende ähneln. Als Fan, der ich ja selber auch bin, kann ich diese Sorge natürlich verstehen. Aber ich habe in meiner Karriere immer Druck verspürt. Die Möglichkeit dieser Chance, einen neuen „Star Wars“-Film zu machen, pusht mich so sehr, dass der Druck sich sogar ins Positive umwandelt. „Im Moment schwebe ich einfach nur auf einer Wolke des Glücks. Des „Star Wars“-Glücks.