Robert De Niro


„Wir haben keine Denkmäler vom Sockel gestoßen“

08.01.2014
Interview:  Peter Beddies

„Zwei vom alten Schlag“: Sylvester Stallone und Robert De Niro (mit Kevin Hart als Promoter) © Warner Bros.

Beide haben schon berühmte Boxer-Rollen gespielt, und doch steigen sie aus gänzlich unterschiedlichen Richtungen in den Ring: Der Hollywood-Gigant Robert De Niro, 70, und der Action-Superstar Sylvester Stallone, 67,  begegnen einander in „Zwei vom alten Schlag“ zu unterhaltsamen Wort- und Faustgefechten. Beim FilmClicks-Gespräch in Rom schlugen De Niro (zwei Oscars) und Stallone (zwei Oscar-Nominierungen) mit treffsicheren Pointen zu.


FilmClicks: Wer von Ihnen beiden musste mehr überzeugt werden, bei „Zwei vom alten Schlag“ mitzumachen?
Robert De Niro:  Lässt sich hinterher immer schwer sagen. Ich glaube, ich war zuerst an Bord.
Sylvester Stallone: Das warst Du auf jeden Fall. Man fragt zuerst einen De Niro, bevor man Stallone fragt.
De Niro: knurrt und grinst (was Zustimmung, aber auch Missfallen bedeuten könnte).
Stallone: Es ist doch ganz klar, keiner von uns beiden wäre von sich aus auf die Idee gekommen, einen Film zu machen, in dem wir in unserem Alter gegeneinander im Ring antreten, oder?
 
Robert De Niro: „Mir gefiel, dass dies kein reiner Boxerfilm ist“ © Warner Bros.

Was hat Sie von dem Projekt überzeugt?

De Niro: Dass es kein reiner Boxerfilm ist.
 
Also steckt in Ihrer Rolle auch kein Jake LaMotta aus „Wie ein wilder Stier“ drin?
De Niro: Nein. Warum sollte diese Figur da drin stecken? Ich habe sie vor so vielen Jahren gespielt. Ich werde zwar immer noch manchmal auf diesen Film angesprochen, aber ich selbst habe lange damit abgeschlossen.
 
Sylvester Stallone: „Meine Rolle hat ein bisschen was von Rocky“ © Warner Bros.

Und wie ist es bei Ihnen, Mr. Stallone?

Stallone: Na ja, bei mir ist es dann doch ein wenig anders. Wer Sylvester Stallone sagt, dem fallen sofort „Rambo“ und „Rocky“ ein. Dagegen kann ich nichts machen, weil ich an dieser Legende fleißig mitgestrickt habe. Also würde ich sagen, dass in Razor, den ich in „Zwei vom alten Schlag“ spiele, schon ein bisschen Rocky steckt. Aber er boxt natürlich auf einem anderen Level.
 
Einige Medien in den USA sind nicht besonders freundlich mit dem Film umgegangen.
De Niro: Weil die Herrschaften nicht trennen können zwischen dem, was mal war und dem, was heute ist. Wir beide haben damals Rollen gespielt, die zu Ikonen wurden. Daran hatten wir aber nur einen kleinen Anteil. Wenn wir heute einen Film wie „Zwei vom alten Schlag“ drehen, dann haben wir die alten Filme nicht im Kopf.
Stallone: Stimmt. Wenn jemand der Meinung sein sollte, wir hätten unsere eigenen filmischen Denkmäler vom Sockel gestoßen, dann ist das sein Problem. Nicht unseres. Außerdem sollte man genau darauf achten, was für ein Film „Zwei vom alten Schlag“ geworden ist. Das ist kein reiner Boxfilm. Es geht um die berühmte zweite oder manchmal auch dritte Chance. Und die bekommen beide Charaktere hier nicht nur im Boxring. Sondern auch im privaten Bereich.
 
Mr. Stallone, Sie haben sehr schöne Szenen mit Kim Basinger, die im Film toll aussieht. Gibt es das, dass man sich in seine Mitspielerin ein bisschen verliebt?
Stallone: Jetzt klingen Sie aber wie meine Frau (lacht). Die hatte nämlich mitbekommen, dass die Chemie zwischen uns stimmte. Also hat sie ein paar Mal drohend den Zeigefinger erhoben. Es bestand natürlich keine Gefahr. Aber Kim sieht ohne Frage irre gut aus. Da schaut man gern zweimal hin.
 
Was macht sie so zeitlos schön?
Stallone: Auf der einen Seite das Äußere. Das darf man nicht vergessen. Aber sie hat einen Mix zwischen einer inneren Stärke und dennoch kann sie einem Mann das Gefühl geben, dass er sie beschützen soll. Das macht Frauen für mich attraktiv. Stimmt`s Bob?
De Niro: Wenn Du das sagst. Ich halte es wie alle die Jahre zuvor. Zu beruflichen Dingen äußere ich mich gern. Wenn es um Vorlieben oder irgendetwas Privates geht, schweige ich wie ein Grab.
 
Erinnern Sie sich noch, wann Sie zum ersten Mal einander wahrgenommen haben? Zum ersten Mal in einem Film waren Sie ja in „Copland“.
Stallone: Stimmt. Aber wir kennen uns schon viel länger. Da waren wir beide noch sehr jung.
De Niro: Das geht zurück ins Jahr 1976. Kann auch 1977 gewesen sein. Damals liefen die Filme ja noch wesentlich länger. Ich kann mich erinnern, dass in einem Kino in New York draußen groß „Taxi Driver“ angeschlagen war.
Stallone: Und direkt daneben „Rocky“. Das weiß ich auch noch.
 
Sind Sie sich da schon über den Weg gelaufen?
Stallone: Schon möglich. Aber unsere Karrieren nahmen dann ja sehr unterschiedliche Richtungen.
 
Waren Sie je befreundet?
De Niro: Kollegen, die sich gern treffen – ja. Freunde – nein. Dieser Begriff wird viel zu häufig verwendet. Wer heute alles behauptet, Dein Freund zu sein, absurd! Aber da Sie gerade das Wort Karriere benutzt haben. Meine ist vorbei, während die von Sylvester noch andauert.
 
Wieso das? Offizieller Ruhestand? 
De Niro: Nein, aber ich fühle diesen Hunger nicht mehr, den ich mal hatte. Ich bin 70. Sitze mit meiner Familie daheim und warte, welche Angebote es gibt. Kommen keine, auch kein Problem.
Stallone: Das ist bei mir in der Tat noch etwas anders. Man denkt ja eh, dass das mit dem Leben eine komische Sache ist. Kaum hat man kapiert, wie es lang läuft, ist man alt und stirbt demnächst. Ich hätte sicher, mit dem heutigen Wissensstand, einiges anders gemacht in meiner Karriere. Aber noch bin ich jung genug, um zu arbeiten. Mir Rollen auszusuchen, die mich herausfordern.
 
War es eigentlich schön, mal wieder im Ring zu stehen?
De Niro: Sie haben noch nie geboxt, oder? In unserem Alter, Sylvester ist ja nur drei Jahre jünger als ich, ist es eine Qual, so einen Film zu drehen. Da wir selbst in den Ring steigen wollten, haben wir unsere Körper in Schuss gebracht. Ich musste 20 Pfund abnehmen. Bei Stallone ist das etwas anderes. Der ist immer noch fit.
Stallone: Wenn Du wüsstest. Auch ich musste mich ordentlich schinden. Hat es Spaß gemacht? Ja. Aber nun ist Schluss für mich im Ring.
 



Kritik
Zwei vom alten Schlag
„Zwei vom alten Schlag“: Robert De Niro (70) und Sylvester Stallone (67) spielen zwei einstmals berühmte Boxer und lebenslange Konkurrenten, die auf ihre alten Tage noch einmal gegeneinander in den Ring klettern. Mehr...