„Die Täter sind tot. Gottseidank.“
14.01.2014
Interview:
Matthias Greuling
Stefan Ruzowitzky. Der Oscar-Preisträger („Die Fälscher“) bleibt in seiner neuen Arbeit, dem Dokumentarfilm „Das radikal Böse“ (jetzt im Kino), dem Thema der NS-Aufarbeitung treu: Er untersucht, wie es möglich war, dass junge deutsche Soldaten in Osteuropa gewissenlos Millionen jüdische Zivilisten erschießen konnten, darunter auch Frauen und Kinder.
Zeitgeschichte. Stefan Ruzowitzky betreibt Ursachenforschung. Und wieder nicht. Denn seine Doku „Das radikal Böse“ untersucht zwar die Gründe für die Grausamkeit deutscher Soldaten gegenüber jüdischer Zivilisten, findet aber keine eindeutige Antwort. Die Experten, die hier zu Wort kommen - überwiegend Historiker und Psychologen aus dem angloamerikanischen Raum - finden Erklärungsmuster für die Massenmorde von einst, verstehbar oder nachvollziehbar werden die Motivationen der Soldaten aber nicht. Gruppenzwang, Befehlsgewalt, Mitläufertum - all das sind gängige Vokabel in der Überwindung des Holocaust gewesen, auf der Seite der Täter. Aber stimmen sie auch?
Ruzowitzky legt in seiner Doku schonungslos offen, dass dahinter mehr Selbstverblendung denn Befehlsausführung stand: Der Film zeigt, dass die Massen-Erschießungen im Osten für die einzelnen Soldaten nämlich keinesfalls zwingend waren: Man hätte sich auch (straffrei) weigern können, Mütter und ihre Kinder zu erschießen.
Ruzowitzky verpackt diese schaurige Nachricht in ein innovatives, mit vielen neu inszenierten Spielszenen angereichertes Doku-Konzept, in dem er - gespeist aus realen Tagebüchern und Briefen - die Gedanken der Täter von einst wiedergibt.
Filmclicks.at traf den Regisseur im Wiener Café Landtmann zu einem ausführlichen Video-Interview, von dem es hier nun Ausschnitte zu sehen gibt.